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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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Busen hob und senkte sich heftig.
    „Verzeiht …“
    Sie bückte sich nach dem Schleier, der vor ihr im Gras lag. Odo war schneller und hob ihn auf. Sie nahm ihn verwirrt und warf ihn sich über den Kopf.
    „Steck ihn nicht fest“, sagte Odo. „So sieht es hübscher aus.“
    Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, dass ringsum alle die Münder aufsperrten. Die sächsischen Dinggenossen fragten sich, ob dieser fränkische Teufelskerl tatsächlich vorhatte, vor aller Ohren, während einer Gerichtsversammlung ein zartes Gespräch zu beginnen. Da auch ich keine Ahnung hatte, was er bezweckte, nahm ich mir vor, notfalls einzugreifen.
    „Ja, ein Mädchen wie du kann Ansprüche stellen“, wiederholte Odo. „Wenn es nach mir ginge, würde bei einem Ehehandel nur Schönheit zählen. Der Schönsten den reichsten und edelsten Bräutigam! Doch leider gibt es zu viele Väter, die ihre Töchter verschleudern. Die gar nicht wissen, was für Juwelen sie wegschenken. Man könnte begreifen, dass eine Jungfrau, die nicht nur schön, sondern auch stolz und klug ist, sich sagt: ‚Ein solcher Vater ist meiner unwürdig!‘“
    Nelda sah misstrauisch zu ihm auf.
    „Ich verstehe Euch nicht. Wie meint Ihr das?“
    „Ich meine, dass sie sich einen solchen Vater fortwünschen könnte und dass sie, um Schaden von sich abzuwenden, nach einem geeigneten Mittel suchen würde, diesen Wunsch in die Tat umzusetzen.“
    „Also glaubt Ihr es doch!“, rief das Mädchen.
    „Warum nicht?“ Odo grinste verschmitzt und strich sich den Schnurrbart. „Wir können uns dem Verdacht nicht entziehen, weil wir deine Schönheit bewundern. Auch dein Feuer und deine Beredsamkeit. Und da wir sehen, welche Macht du über den armen Kerl dort ausübst …“
    „Was denn für eine Macht?“
    „Die Macht der Anmut und Vollkommenheit, die auf hässliche, rohe Geschöpfe unwiderstehlich wirkt. So stark, dass du ihn überreden konntest …“
    „Es ist nicht wahr! Ich habe ihn nicht zu der Tat überredet!“
    „Davon müsstest du uns überzeugen.“
    „Und wie?“
    „Siehst du! Gerade das ist nicht einfach. Du könntest lügen und wir könnten irren. Ja, die Möglichkeit, dass wir irren, besteht. Das wollen wir zu deinen Gunsten annehmen. Zum Glück gibt es aber Gott im Himmel. Bei besonders schwierigen Fällen steigt er herab, setzt sich unsichtbar auf den Richterstuhl und fällt selbst das Urteil.“
    „Ein Gottesurteil!“, schrie Nelda auf.
    „Wenn der Allwissende wirklich klüger sein sollte als wir, woran wir natürlich nicht zweifeln, brauchst du nicht die geringste Furcht zu haben. Ich werfe diesen Ring in einen Kessel mit kochendem Wasser und du holst ihn mir wieder heraus. Und wenn du am Tod deines Vaters unschuldig bist, wird dein Arm danach noch genauso wohlgeformt, blühend und unversehrt sein, wie ich ihn jetzt dort unter dem Ärmel vermute. Bist du aber schuldig …“
    „Nein, nein!“, rief sie. „Das ist zu grausam! Ich will es nicht! Erspart mir das doch, ich bitte Euch!“
    „Dann musst du uns deine Unschuld anders beweisen.“
    „Wie denn? Sprecht doch!“
    „Indem du uns sicher machst, dass du deinen Vater nicht fürchten musstest.“
    „Aber das tat ich ja nicht!“
    „Dass du ihm nicht den Tod wünschtest.“
    „Ich betete täglich für sein Leben!“
    „Dass dir also die causa fehlte, ihn fortzuwünschen ins bessere Jenseits.“
    „Was ist das … die causa ?“
    „Der Grund, ihn ermorden zu lassen. Zum Beispiel seine schändliche Absicht, dich einem Knecht zu verheiraten.“
    „Diese Absicht hatte er nie!“
    „Ah! Und warum nicht?“
    „Weil …“
    „Nun?“
    „Es war ja nicht notwendig, weil …“
    „Weil es schon einen anderen gab?“
    „Ja …“
    „Einen anderen, dem du versprochen bist?“
    „Ja“, hauchte Nelda.
    Odo beugte sich zu ihr nieder und seine Nase, die über ihr Haar glitt, nahm Witterung auf.
    „Und dieser andere ist kein Knecht?“
    „Nein.“
    „Ist er ein Friling?“
    „Nein.“
    „Also ist er vielleicht ein Edeling und reich?“
    „Ja.“
    „Ein Bräutigam also, der deinen Wünschen entspricht.“
    „Ja.“
    „Ist dieser Mann hier? Ist er unter uns?“
    „Er … ich …“
    „Ist er unter uns … hier auf dem Dingplatz?“
    „Ja.“
    „So hebe den Arm und zeige auf ihn!“
    Nelda sah erschrocken zu Odo auf. Dann schlug sie die Augen nieder und rührte sich nicht. Ringsum war es vollkommen still.
    „Hebe den Arm, meine Schöne!“, rief Odo. „Oder du musst ihn in

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