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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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sie Herrin sein!“
    „Wenn Ihr sie als Unfreie anseht, nach dem Stand ihrer Mutter“, sagte Odo, „ist ihr Anspruch tatsächlich verstiegen. Wie kommt sie nun aber darauf, dass Ihr sie zur Frau nehmen würdet?“
    „Woher soll ich das wissen? Vermutlich wünscht sie sich das. Oder sie will sich herauslügen und hofft, ich würde ihr dabei helfen. Sie fürchtet sich vor dem Ordal. Gewiss zu Recht. Sonst würde sie nicht solche Märchen erfinden, die mich in Verlegenheit bringen und edle Gefühle verletzen.“
    „So meint Ihr, sie hätte ein Gottesurteil verdient?“
    „Ihr seid die Richter, Ihr entscheidet!“, erwiderte Volz gereizt. „Als ich plötzlich die Anklagen gegen sie hörte, war ich auch erst betroffen. Aber vielleicht hat Wig die Wahrheit gesagt. Vielleicht fürchtete sie ihren Vater und wollte ihn loswerden. Ja, ich glaube sogar, sie verabscheute ihn! Er ist tot … doch warum es verschweigen? Er hatte gemeine Laster. Er brüstete sich sogar, auch sie, seine Tochter, besessen zu haben. Ich will damit sagen, sie hätte Grund gehabt. Armes Ding, ich bedaure sie!“
    Er seufzte tief, doch nicht aus Mitleid, sondern erleichtert, weil er bemerkte, dass Frau Frodegard wieder Platz nahm.
    Während des letzten Wortwechsels zwischen Odo und Volz hatte Nelda sich nicht gerührt und den Grafen lediglich unverwandt angestarrt. Ihre schräg geschnittenen Augen hatten sich immer mehr zu Schlitzen verengt. Ihr Mund war zusammengepresst, ihre Wangen glühten, noch immer hielt sie ihre Hände zu Fäusten geballt. Einer Raubkatze gleich, die zum Sprung ansetzt, hatte sie zitternd vor Ungeduld gewartet. Jetzt stieß sie wieder ihr schrilles Lachen aus.
    „Er bedauert mich!“, rief sie. „Habt ihr das alle gehört? Er bedauert mich! Wofür? Glaubt er, ich würde mich opfern, damit ihm die fränkische Dame dort, die von Geburt nicht edler als ich ist, gewogen bleibt? Glaubt er, ich werde den Arm in den Kessel stecken, damit seine eigenen Untaten unentdeckt bleiben? Um mich dafür erniedrigen und beschimpfen zu lassen – als Sklavin, als Lügnerin, als Hure meines Vaters?“
    „Bringt sie weg!“, rief Volz. „Sie weiß ja nicht mehr, was sie redet!“
    Ein paar Gerüstete von der Klägerschar rückten gegen das Mädchen vor. Aber sie glitt zwischen ihnen hindurch an die Seite von Odo. Eine Hand in seinen Mantel gekrallt, stieß sie hastig, immer mehr außer Atem geratend ihre Anklagen hervor.
     „Oh, ich weiß, was ich rede! Gott hat mir genug Verstand gegeben. Auch eine bewegliche Zunge, um nichts zu verschweigen. Schützt mich vor ihnen, edler Herr, damit ich sagen kann, was Ihr wissen müsst! Ja, es ist wahr, ich habe Erk aufgehetzt, damit er meinen Vater erwürgte. Weil der Herr Graf es so gewollt hat! Die dritte Nacht, von heute gerechnet … Sie zechten wie immer, wir Mädchen bedienten sie … Da taucht plötzlich Bozo, der Fährmann auf. ‚Seht euch vor! Es kommen Gerichtsherren von der Pfalz, aus Franken. Sie spaßen nicht, haben schon den Betrug mit den Gauklern entdeckt. Viele sind es nicht, aber es folgt vielleicht eine Armee nach.‘ Da packt sie alle die schlotternde Angst. Nur mein Vater fängt an zu lachen: ‚Jetzt kommt alles zutage, Volz, deine Untaten! Wie du mich damals mit dem Tode bedroht hast, wenn ich Bertmund nicht verriete. Wie du mich dann betrogen und dir den Judaslohn, seine neun Hufe, selber genommen hast, um mit dem sauberen Gozbert zu teilen! Wie ihr hier gehaust habt, du und deine Gefolgsleute, schlimmer als Hunnen und Awaren! Wie ihr Freie durch List und Gewalt von ihrem Acker vertrieben … andere durch Bußgelder ruiniert habt. Wie ihr den Bauern das Korn auf den Feldern niedergebrannt habt, um sie zu zwingen, ihr Land herzugeben. Das kommt alles ans Licht!‘ schrie mein Vater, ‚dafür hängen sie euch an die Saxnot-Eiche, ihr falschen Christen, Betrüger, Räuber! Und damit ihr sie nicht erst einwickeln könnt, reite ich ihnen entgegen. Und hundert Zeugen nehme ich mit!‘ Weg war er. Volz blieb zurück, grau wie Asche, greinend und jammernd. ‚Komm her, Nelda, Liebchen, hilf mir, rette mich … mach ihn stumm! Dann tue ich alles für dich, ich heirate dich, das schwöre ich dir!‘ So war es. Auf der Stelle soll Gott mich tot umfallen lassen, wenn ich ein falsches Wort sage. Er war es, der meinen Vater umgebracht hat! Erk und ich haben nur geholfen. Das ist die Wahrheit, edler Herr! Beschützt mich, helft mir, habt Mitleid mit einer Waise …“
    Nelda drängte sich

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