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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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vernichten. Offenbar hatten Mark und Rubel sich für Cathcart als sehr schwache Strohhalme erwiesen.
    Etwa um diese Zeit tauchten in Cathcarts Bankbuch die ersten Bareinzahlungen auf, manchmal groß, manchmal klein, in unregelmäßigen zeitlichen Abständen und ohne erkennbaren Zusammenhang. Im Dezember 1919 waren es sogar einmal 35.000 Francs. Parker glaubte zuerst, es handle sich wohl um Dividenden aus Geldanlagen, die Cathcart nicht über die Bank abwickelte. Er durchsuchte noch einmal das ganze Zimmer in der Hoffnung, entweder die Wertpapiere selbst oder wenigstens einen Hinweis auf sie zu finden, aber die Suche war vergebens, und so mußte er annehmen, daß Cathcart diese Papiere entweder irgendwo an einem geheimen Ort aufbewahrte oder die fraglichen Einzahlungen aus einer völlig anderen Quelle stammten.
    Cathcart hatte offenbar seine sofortige Entlassung aus dem Militärdienst erreicht (sicherlich dank seiner früheren häufigen Besuche bei hochgestellten Persönlichkeiten) und anschließend einen längeren Urlaub an der Riviera gemacht. Ein darauffolgender Besuch in London fiel mit dem Erwerb von 700 Pfund zusammen, die, nachdem sie in Francs umgewechselt worden waren, bei dem damaligen Wechselkurs einen ansehnlichen Betrag auf dem Konto ausmachten. Von da an boten die Ausgaben und Einnahmen ein einigermaßen gleichbleibendes Bild und waren mehr oder weniger ausgeglichen; die Barabhebungen wurden im Laufe der Zeit immer häufiger und höher, während ab 1921 die Einnahmen aus dem Weingut eine leichte Erholung zeigten.
    Mr. Parker schrieb das alles gewissenhaft nieder, dann lehnte er sich im Sessel zurück und sah sich im Zimmer um. Er empfand – nicht zum erstenmal – eine gewisse Abneigung gegen seinen Beruf, der ihn aus der großen Männergesellschaft ausschloß, deren Mitglieder einander akzeptierten und die Privatsphäre achteten. Er zündete sich seine erloschene Pfeife wieder an und fuhr mit dem Bericht fort.
    Die Aussagen Monsieur Turgeots, des Direktors von Crédit Lyonnais, bestätigten die aus dem Bankbuch gewonnenen Erkenntnisse in allen Einzelheiten. Monsieur Cathcart habe in letzter Zeit alle seine Einzahlungen in bar vorgenommen, meist in kleinen Noten. Ein paarmal habe er sein Konto überzogen, aber nie hoch, und er habe es stets innerhalb weniger Monate wieder ausgeglichen. Natürlich habe er Einkommenseinbußen erlitten, wie alle Leute, aber sein Konto habe der Bank nie Anlaß zur Sorge gegeben. Im Augenblick weise es ein Guthaben von rund 14.000 Francs auf. Monsieur Cathcart sei immer sehr angenehm gewesen, aber nicht mitteilsam – très correct .
    Informationen nach Aussagen des Concierge:
    Man hat von Monsieur Cathcart nicht viel zu sehen bekommen, aber er war immer très gentil . Er versäumte es nie, beim Ein-oder Ausgehen »Bonjour, Bourgois« zu sagen. Manchmal hatte er Besuch – Herren im Abendanzug. Man hat auch Karten gespielt. Monsieur Bourgois hat nie Damen zu Cathcarts Wohnung führen müssen, außer einmal im letzten Februar, als Cathcart eine Einladung gegeben hatte für einige Damen, très comme il faut , darunter seine Verlobte, une jolie blonde . Monsieur Cathcart benutzte seine Wohnung als pied-àterre und schloß sie oft für Wochen oder gar Monate ab, um zu verreisen. Er war un jeune homme très rangé . Einen Diener hatte er nie. Madame Leblanc, eine Kusine der verstorbenen Madame Bourgois, hielt sein Appartement sauber. Selbstverständlich könne Monsieur die Adresse von Madame Leblanc bekommen.
    Informationen nach Aussage von Madame Leblanc:
    Monsieur Cathcart war ein reizender junger Mann, für den man gern arbeitete. Sehr großzügig, interessierte sich sehr für ihre Familie. Madame Leblanc war untröstlich, zu hören, daß er tot sei, und das kurz vor seiner Verheiratung mit der Tochter der englischen Mylady. Madame Leblanc hatte Mademoiselle letztes Jahr gesehen, als sie Monsieur Cathcart in Paris besuchte. Sie fand, die junge Dame habe sich glücklich schätzen können. Wenige junge Männer seien so ernsthaft wie Monsieur Cathcart, besonders wenn sie so gut aussähen. Madame Leblanc habe Erfahrung mit jungen Männern und könnte allerhand Geschichten erzählen, wenn das ihre Art wäre, aber keine über Monsieur Cathcart. Er benutzte seine Wohnung nicht ständig; gewöhnlich ließ er sie wissen, wann er zu Hause sein werde, und dann ging sie hin und machte Ordnung. Er hielt sehr auf persönliche Ordnung; in dieser Beziehung war er anders als die englischen

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