Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen
gleich. Sie waren sich erstaunlich gleich. Sie waren identisch. Mr. Parker betrat den Laden.
»Ich habe hier«, sagte er zu dem jungen Mann hinterm Ladentisch, »eine Brillantkatze, die einer Katze in Ihrem Schaufenster sehr ähnelt. Könnten Sie so freundlich sein und mir sagen, wieviel so eine Katze wert ist?«
Der junge Mann antwortete sofort:
»Gewiß, Monsieur. Die Katze kostet fünftausend Francs. Sie ist, wie Sie festgestellt haben werden, aus bestem Material. Außerdem ist sie ein Kunstwerk; sie ist viel kostbarer als der Marktwert der Steine.«
»Sie ist ein Talisman, nehme ich an?«
»Ja, Monsieur, sie bringt viel Glück, vor allem beim Kartenspiel. Viele Damen kaufen solche Glücksbringer. Wir haben hier noch andere, aber alle nach diesem Muster angefertigten sind in Qualität und Preis gleich. Monsieur können versichert sein, daß diese Katze einen reinen Stammbaum hat.«
»Ich denke doch, daß man solche Katzen überall in Paris bekommen kann?« warf Mr. Parker lässig hin.
»Aber nein, Monsieur. Wenn Sie Ihrer Katze eine Gefährtin geben wollen, empfehle ich Ihnen, es schnell zu tun. Monsieur Briquet hat von Anfang an nur zwanzig gehabt, und davon sind nur noch drei übrig, einschließlich der im Fenster. Ich glaube nicht, daß er noch mehr machen lassen wird. Wenn man etwas zu oft wiederholt, nimmt man ihm das Besondere. Natürlich werden wir andere Katzen hereinbekommen –«
»Ich will keine andere Katze«, sagte Mr. Parker, plötzlich interessiert. »Verstehe ich Sie also richtig, daß solche Katzen wie diese ausschließlich von Monsieur Briquet verkauft werden? Daß meine Katze ursprünglich aus diesem Laden kommt?«
»Zweifellos, Monsieur; das ist eine von unseren Katzen. Die Tierchen werden von einem unserer Goldschmiede hergestellt – er ist ein Genie und hat schon viele unserer hübschesten Artikel angefertigt.« »Es läßt sich wohl nicht feststellen, an wen diese Katze ursprünglich verkauft wurde?«
»Wenn sie bar bezahlt wurde, dürfte das schwierig sein, aber wenn sie durch die Bücher gegangen ist, kann man es vielleicht noch feststellen, falls Monsieur es wünscht.«
»Und wie ich es wünsche«, sagte Parker und zückte seine Visitenkarte. »Ich bin Beamter der britischen Polizei, und es ist für mich überaus wichtig, zu erfahren, wem diese Katze zuerst gehört hat.«
»In diesem Falle«, sagte der junge Mann, »sollte ich lieber dem Geschäftsinhaber Bescheid sagen.«
Er ging mit der Karte in ein Hinterzimmer und kam bald mit einem wohlbeleibten Herrn zurück, den er als Monsieur Briquet vorstellte.
In Monsieur Briquets Privatbüro wurden die Geschäftsbücher hervorgeholt und auf dem Schreibtisch ausgebreitet.
»Sie werden verstehen, Monsieur«, sagte Monsieur Briquet, »daß ich Ihnen nur die Namen und Adressen derjenigen Käufer unserer Katzen nennen kann, die eine Rechnung geschickt bekommen haben. Es ist allerdings unwahrscheinlich, daß ein Objekt von diesem Wert gegen bar verkauft wurde. Aber immerhin, bei reichen Angelsachsen kann so etwas vorkommen. Wir brauchen nicht weiter zurückzugehen als bis zum Beginn dieses Jahres, als diese Katzen angefertigt wurden.« Er fuhr mit einem dicklichen Finger über die Seite eines Geschäftsbuchs. »Die erste wurde am 19. Februar verkauft.«
Mr. Parker schrieb sich ein paar Namen und Adressen auf, und nach einer halben Stunde sagte Monsieur Briquet in abschließendem Ton: »Das sind alle, Monsieur. Wie viele Namen haben wir jetzt?«
»Dreizehn«, sagte Parker.
»Und drei sind noch da – die ursprüngliche Zahl war zwanzig – demnach müssen vier bar verkauft worden sein. Wenn Monsieur das bestätigt haben wollen, können wir im Journal nachsehen.«
Die Suche im Journal dauerte länger und war ermüdender, aber schließlich hatten sie die gesuchten Einträge. Eine Katze war am 31. Januar verkauft worden, eine am 6. Februar, die dritte am 17. Mai und die letzte am 9. August.
Mr. Parker war aufgestanden und begann soeben eine lange Dankesrede, als eine plötzliche Gedankenverbindung zwischen diesen Daten und seinen bisherigen Überlegungen ihn veranlaßte, Monsieur Briquet das Foto von Cathcart zu zeigen und zu fragen, ob er den Mann erkenne.
Monsieur Briquet schüttelte den Kopf.
»Ich kann mit Sicherheit sagen, daß er nicht zu unsern Stammkunden gehört«, sagte er, »und ich habe ein gutes Gedächtnis für Gesichter. Ich lege Wert darauf, jeden mit Namen zu kennen, der bei uns ein größeres Konto hat. Und
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