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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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bedanken, Mr. Grimethorpe. Schade, daß Sie mir nichts über meinen Freund sagen konnten –«
    Mr. Grimethorpe sprang mit einem gotteslästerlichen Fluch auf, rannte zur Tür und schrie: »Jabez!« Lord Peter sah ihm noch kurz nach, dann schaute er sich im Zimmer um.
    »Hier stinkt's«, sagte er. »Der Kerl weiß etwas. Ein mordlüsterner Irrer. Ob er –«
    Er warf einen Blick hinter die Sitzbank und sah sich einer Frau gegenüber – ein weißer Fleck in der tiefen Düsternis.
    »Du?« stieß sie mit einem leisen, heiseren Keuchen hervor. »Du? Bist du verrückt, hierherzukommen? Mach schnell, daß du wegkommst! Er geht die Hunde holen.«
    Sie legte ihm beide Hände auf die Brust und drängte ihn verzweifelt fort. Als aber dann der Feuerschein auf sein Gesicht fiel, stieß sie einen halberstickten Schrei aus und stand wie versteinert – ein Medusenhaupt des Schreckens.
    Medusa war schön, heißt es in der Sage, und auch diese Frau war schön; breite weiße Stirn unter fülligem, schwärzlichem Haar, schwarze, glühende Augen unter geraden Brauen, breiter, leidenschaftlicher Mund – ein Anblick so wunderbar, daß sich selbst in diesem heiklen Augenblick sechzehn Generationen herrschaftlicher Privilegien in Lord Peter regten. Instinktiv faßten seine Hände nach den ihren, aber sie riß sich schnell von ihm los und wich zurück.
    »Madam«, sagte Wimsey, kaum daß er sich wieder gefangen hatte, »ich weiß nicht –«
    Tausend Fragen gingen ihm durch den Kopf, aber bevor er auch nur eine davon formulieren konnte, erscholl hinterm Haus ein langgezogenes Heulen, und dann noch eines und noch eines.
    »Laufen Sie, laufen Sie!« sagte sie. »Die Hunde! Mein Gott, mein Gott, was soll aus mir werden? Gehen Sie, wenn Sie nicht wollen, daß er mich umbringt. Gehen Sie! Haben Sie Erbarmen!«
    »Hören Sie«, sagte Peter, »soll ich nicht lieber bleiben und Sie beschützen –?«
    »Wenn Sie bleiben, ermorden Sie mich«, sagte die Frau. »Gehen Sie!«
    Peter ließ die Grundsätze seiner Erziehung fahren und ergriff die Flucht. Die Bestien waren ihm hart auf den Fersen. Der ersten versetzte er eins mit seinem Stock, und das Tier blieb knurrend auf Abstand. Am Tor lehnte immer noch der Mann, dem Grimethorpe jetzt mit heiserer Stimme zuschrie, er solle den Flüchtigen halten. Peter erreichte ihn; ein kurzes Getümmel von Menschen und Hunden, und plötzlich fühlte Peter sich gepackt und buchstäblich übers Tor geworfen. Als er sich aufrappelte und weiterlief, hörte der den Bauern auf den Mann einschimpfen und den Mann erwidern, daß er nichts dafür könne; dann die Stimme der Frau, hoch und angstvoll. Er sah über die Schulter zurück. Der Mann und die Frau und noch ein zweiter Mann, der jetzt hinzugekommen war, prügelten die Hunde zurück und schienen Grimethorpe zu beschwören, sie nicht vom Hof zu lassen. Offenbar hatten ihre Vorhaltungen einen gewissen Erfolg, denn der Bauer machte verdrossen kehrt, während der zweite Mann mit viel Geschrei und Peitschenknallen die Hunde zurückrief. Die Frau sagte etwas, und ihr Mann ging wutentbrannt auf sie los und schlug sie zu Boden.
    Peter wollte schon wieder zurück, aber ein starkes inneres Gefühl sagte ihm, daß er alles nur noch schlimmer machen konnte, und so blieb er stehen und wartete, bis die Frau sich wieder erhoben hatte und ins Haus ging, unterwegs das Blut und den Schmutz mit dem Schal von ihrem Gesicht abwischend. Der Bauer drehte sich um, schüttelte noch einmal drohend die Faust nach ihm und folgte ihr ins Haus. Jabez hatte die Hunde wieder beisammen und trieb sie zurück, und Peters Freund lehnte sich wieder ans Tor.
    Peter wartete, bis die Haustür hinter Mr. und Mrs. Grimethorpe zu war, dann zog er sein Taschentuch heraus und machte dem Mann im Halbdunkel vorsichtig ein Zeichen; dieser schlüpfte rasch durchs Tor und kam langsam zu ihm herunter.
    »Vielen Dank«, sagte Wimsey und drückte ihm eine Münze in die Hand. »Ich fürchte, da habe ich Unheil angerichtet, ohne es zu wollen.«
    Der Mann sah das Geld und dann ihn an.
    »So macht's der Bauer mit allen, die kommen und die Frau sehen wollen«, sagte er. »Am besten bleiben Sie hier weg, sonst laden Sie sich noch ihr Blut aufs Gewissen.«
    »Sagen Sie mal«, meinte Wimsey, »haben Sie zufällig um den letzten Mittwoch herum einen jungen Mann mit Motorrad hier in der Gegend gesehen?«
    »Nee. Mittwoch? Muß der Tag gewesen sein, als der Bauer in Stapley war, glaub ich, wegen der Maschinen. Nee, da hab ich

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