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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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dieser Herr hat kein alltägliches Gesicht. Aber ich will meine Angestellten fragen.«
    Die meisten Angestellten erkannten den Mann auf dem Foto nicht, und Parker wollte es gerade wieder wegstecken, als ein junges Mädchen, das einem dicken, älteren Herrn soeben einen Verlobungsring verkauft hatte, hinzukam und auf Anhieb sagte:
    »Mais oui, je l'ai vu, ce monsieur-là . Das ist der englische Herr, der die Brillantkatze für la jolie blonde gekauft hat.«
    »Mademoiselle«, rief Parker eifrig, »ich beschwöre Sie, versuchen Sie sich an alle Einzelheiten zu erinnern.«
    »Parfaitement« , sagte sie. »So ein Gesicht vergißt man ja nicht, vor allem wenn man eine Frau ist. Der Herr hat die Brillantkatze gekauft und bar bezahlt – halt, nein. Die Dame hat sie gekauft, und ich weiß noch, wie ich mich gewundert habe, daß sie bar dafür bezahlte, denn gewöhnlich tragen Damen nicht so große Summen bei sich. Der Herr hat auch etwas gekauft. Er hat für die Dame einen Schildpattkamm mit Brillanten gekauft, und dann hat sie gesagt, sie muß ihm auch etwas schenken, pour porter bonheur , und hat mich nach einem Amulett gefragt, das seinem Träger beim Kartenspiel Glück bringt. Ich habe ihr ein paar Schmuckstücke gezeigt, die besser zu einem Herrn passen, aber dann hat sie die Katzen gesehen und sich sofort in sie verliebt und gesagt, er brauche so eine Katze und nichts anderes; sie war überzeugt, daß sie ihm gute Karten bringen würde. Sie hat mich gefragt, ob es nicht so sei, und ich habe gesagt: ›Zweifellos, und Monsieur darf nie mehr ohne sie spielen‹, und da hat er sehr gelacht und gesagt, daß er sie immer bei sich haben wird, wenn er Karten spielt.«
    »Und wie sah diese Dame aus?«
    »Blond, Monsieur, und sehr hübsch; ziemlich groß und schlank und sehr gut gekleidet. Großer Hut und dunkelblaues Kostüm. Quoi encore? Ach. ja, sie war Ausländerin.«
    »Engländerin?«
    »Das weiß ich nicht. Sie hat sehr, sehr gut französisch gesprochen, fast wie eine Französin, aber sie hatte einen ganz, ganz leichten Akzent.«
    »In welcher Sprache hat sie sich mit dem Herrn unterhalten?«
    »Französisch, Monsieur. Sehen Sie, wir haben alle miteinander gesprochen, und sie haben sich immer an mich gewandt, und darum haben wir die ganze Zeit französisch gesprochen. Der Herr sprach französisch à merveille , und ich habe nur aus seiner Kleidung und einem je ne sais quoi in seiner Erscheinung geschlossen, daß er Engländer sein muß. Die Dame sprach auch fließend, aber von Zeit zu Zeit hörte man einen ganz kleinen Akzent. Natürlich bin ich ab und zu von ihnen weggegangen, um etwas aus dem Fenster zu holen, und dann haben sie auch miteinander gesprochen; in welcher Sprache, weiß ich nicht.«
    »Nun, Mademoiselle, können Sie mir sagen, wie lange das her ist?«
    »Ah, mon Dieu, ça c'est plus difficile. Monsieur sait que les jours se suivent et se ressemblent. Voyons.«
    »Wir können im Journal nachsehen«, warf Monsieur Briquet ein, »an welchem Tag ein Brillantkamm zusammen mit einer Brillantkatze verkauft worden ist.«
    »Natürlich«, sagte Parker eilig. »Versuchen wir's.« Sie gingen ins Büro zurück und nahmen noch einmal das Januarjournal, das ihnen nicht weiterhalf. Am 6. Februar aber fanden sie die Eintragung:
    Peigne en écaille et diamants ...................... £. 7500
Chat en diamants (Dessin C-5) ................... £. 5000
    »Das wär's«, sagte Parker verdrießlich.
    »Monsieur scheint nicht zufrieden zu sein«, bemerkte der Juwelier.
    »Monsieur«, sagte Parker, »ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen für Ihr Entgegenkommen bin, aber ich gebe ehrlich zu, daß mir von allen zwölf Monaten des Jahres jeder andere lieber gewesen wäre.«
    Parker fühlte sich durch die ganze Episode so in seinen Empfindungen verletzt, daß er sich zwei Witzblätter kaufte, sie mit zu Boudet an der Ecke Rue Auguste Léopold nahm und beim Abendessen mit ernster Miene las, um sein Gemüt zu besänftigen. Danach kehrte er in sein bescheidenes Hotel zurück, ließ sich etwas zu trinken bringen und setzte sich hin, um einen Brief an Lord Peter zu verfassen. Das Schreiben ging langsam, und es schien ihm keinen sonderlichen Spaß zu machen. Der letzte Absatz lautete:
    »Ich habe das alles kommentarlos für Dich aufgezeichnet. Du wirst ebensogut Deine Schlüsse daraus ziehen können wie ich – bessere, hoffe ich, denn die meinen sind unerfreulich und bereiten mir unendlichen Kummer. Es kann aber auch

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