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Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Titel: Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L Sayers
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korpulente ältere Person von fast übertriebener Ehrbarkeit. Sie sagte, sie habe über zwanzig Jahre in Mr. Whipleys Diensten gestanden. Er sei fast achtzig Jahre alt gewesen, sehr aktiv und gesund, habe aber sein Herz schonen müssen.
    In ihren Augen war er immer ein ausgezeichneter Arbeitgeber gewesen, vielleicht etwas sparsam. Die Haushaltskosten hatte er scharf überwacht, aber das hatte ihr nichts ausgemacht, da sie seine Interessen ebenso im Auge hatte wie ihre eigenen.
    »Am Montagabend fühlte er sich durchaus wohl«, fuhr Mrs. Minchin fort. »Mr. Raymond Whipley hatte sich nachmittags telefonisch zum Abendessen angemeldet …«
    »Mr. Whipleys Sohn?«
    »Ja, sein einziges Kind«. Hier blickte Mrs. Minchin hinüber zu einem dünnen, bleichen, alt aussehenden jungen Mann, der nahe bei Mr. Egg auf der Zeugenbank saß, und rümpfte vielsagend die Nase. »Mr. und Mrs. Cedric waren im Hause zu Gast. Mr. Cedric Whipley ist Mr. Whipleys Neffe. Er hatte keine anderen Verwandten.«
    Mr. Egg identifizierte Mr. und Mrs. Cedric Whipley in dem elegant gekleideten Ehepaar in Schwarz, das auf der anderen Seite von Mr. Raymond saß. Die Zeugin berichtete weiter.
    »Mr. Raymond kam um halb sieben in seinem Wagen an und begab sich sofort zu seinem Vater ins Studierzimmer. Er kam ein Viertel nach sieben wieder heraus, als der Ankleidegong vor dem Essen ertönte. Wir begegneten uns in der Diele, und er kam mir etwas aufgeregt vor. Da. Mr. Whipley nicht erschien, ging ich zu ihm hinein. Er saß am Schreibtisch und las etwas, das wie ein Aktenstück aussah.
    Ich sagte: ›Entschuldigen Sie bitte, Sir, aber haben Sie den Gong nicht gehört?‹ Er war manchmal ein wenig taub, wenn auch sonst wunderbar rege für sein Alter. Er blickte auf und erwiderte: ›Danke, Mrs. Minchin.‹ Dann las er weiter, und ich sagte mir: ›Mr. Raymond hat ihn wieder geärgert.‹ Um halb acht …«
    »Einen Augenblick. Was hatten Sie sich bei dieser Äußerung über Mr. Raymond gedacht?«
    »Nichts Besonderes. Mr. Whipley war nicht immer mit Mr. Raymonds Betragen einverstanden, und sie zankten sich manchmal deshalb. Mr. Whipley gefiel Mr. Raymonds Beruf nicht.
    Um halb acht«, fuhr die Zeugin fort, »ging Mr. Whipley nach oben, um sich umzuziehen. Er machte einen normalen Eindruck, nur sein Schritt war etwas müde und schwer. Ich wartete in der Diele, falls er Hilfe brauchte, und als er an mir vorüberging, bat er mich, mit Mr. Whitehead zu telefonieren und ihm auszurichten, er möchte am nächsten Morgen herkommen. Mr. Whitehead war sein Anwalt. Ich habe sofort angerufen, und als Mr. Whipley gegen zehn Minuten vor acht wieder herunterkam, konnte ich ihm sagen, daß Mr. Whitehead am nächsten Morgen um zehn Uhr hiersein würde.«
    »Hat sonst noch jemand diese Bemerkung gehört?«
    »Ja. Mr. Raymond und Mr. und Mrs. Cedric waren in der Diele und tranken ihren Cocktail. Sie müssen es alle gehört haben. Um acht Uhr wurde das Essen aufgetragen …«
    »Haben Sie mit am Tisch gegessen?«
    »Nein. Ich nehme meine Mahlzeiten auf meinem Zimmer ein. Gegen ein Viertel vor neun waren sie mit dem Essen fertig, und das Hausmädchen servierte den Kaffee, für Mr. und Mrs. Cedric im Salon, für Mr. Whipley und Mr. Raymond im Studierzimmer. Bis neun Uhr war ich allein in meinem Zimmer. Dann suchten Mr. und Mrs. Cedric mich auf, um ein wenig zu plaudern. Wir waren alle bis kurz vor halb zehn zusammen, als wir die Tür des Studierzimmers heftig zuschlagen hörten. Bald darauf kam Mr. Raymond in Hut und Mantel zu uns herein. Er sah sehr angegriffen aus.
    Mr. Cedric sagte: ›Hallo, Ray!‹ Aber Mr. Raymond nahm keine Notiz davon und wandte sich an mich: ›Ich bleibe doch nicht über Nacht hier, Mrs. Minchin, sondern fahre sofort nach London zurück.‹ Ich erwiderte: ›Sehr wohl, Mr. Raymond. Weiß Mr. Whipley von der Änderung Ihres Plans?‹ Er lachte sehr merkwürdig und sagte: ›O ja, er ist durchaus im Bilde.‹ Dann verließ er das Zimmer, und Mr. Cedric folgte ihm. Ich hörte, wie Mr. Cedric sagte: ›Nimm’s nicht so tragisch, alter Junge.‹ Mrs. Cedric erwähnte dann, daß sie befürchte, Mr. Raymond habe sich mit dem alten Herrn gezankt.
    Etwa zehn Minuten später hörte ich die beiden jungen Männer die Treppe herunterkommen und ging nach draußen, um zu sehen, ob Mr. Raymond nichts vergessen hatte. Er ging gerade mit Mr. Cedric aus der Haustür. Ich trug ihm seinen Schal nach, den er zurückgelassen hatte. Er fuhr sehr rasch davon, und ich kehrte mir

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