SB 121 – Mission Zeitbrücke
Scoutie und Faddon näher kamen, herrschte wieder Düsternis.
»Das war knapp«, stieß Scoutie atemlos hervor. »Wir hatten es uns gerade bequem gemacht, da kamen die drei Gardisten. Sie hatten dieselbe Absicht wie wir, und wir wären fast mit ihnen zusammengeraten.«
»Wir dachten, Menthelep hätte dich verraten«, fügte Faddon hinzu. »Ich wollte dir heimlich entgegengehen und dich warnen, aber Scoutie war dagegen.« Sein Blick glitt über die reglosen Gestalten. »Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Wozu die drei Gardisten?«
»Sie hätten mich mitgenommen und über kurz oder lang an Carderhör ausgeliefert. Und Menthelep hätte das Geld behalten.« Mallagan suchte nach dem kleinen Kasten und fand ihn neben Mentheleps Begleiter. Dann stieg er in den Gleiter. »Mal sehen, ob unser Freund weiter nichts mitgebracht hat ...«
Seine Suche hatte binnen weniger Minuten Erfolg. Menthelep hatte von Carderhör offenbar einen weitaus höheren Preis gefordert, als zwischen ihm und Mallagan vereinbart war. Die Differenz wäre sein ehrlicher Gewinn gewesen. Allerdings hatte er auch das Geld, das vereinbarungsgemäß dem Betschiden gehörte, noch an sich bringen wollen. In einem Fach unter den Instrumenten der Fahrtkontrolle fand Surfo einen kleinen Beutel aus Kunststoff, der zwanzig rubinrote Tausendtalischeiben enthielt. Er nahm ihn an sich.
»He, der hier ist noch bei Bewusstsein!«, rief Scoutie vom Rand der Straße.
Der Schockstrahl hatte den dritten Gardisten nur gestreift. Er war gelähmt, hatte jedoch die Augen offen und sah und hörte, was um ihn herum vorging. Mallagan beugte sich zu ihm nieder. »Ich weiß nicht, ob du dir nur zum Schein die Uniform angezogen hast oder ob du wirklich zur Schutzgarde gehörst. Falls du tatsächlich ein Gardist bist, sag deinen Vorgesetzten, dass die drei Betschiden keine Absicht haben, sich politisch zu betätigen. Wir sind nicht die Gegner der Herzöge, nicht die Feinde der Kranen oder eines anderen Volks im Herzogtum. Wir verfolgen unsere eigenen Ziele und wollen niemand übel.«
Der Gardist verstand ihn, das las er ihm an den Augen ab. Aber wenn er wirklich zur Garde gehörte, dann war er von Menthelep bestochen worden und würde sich hüten, über den nächtlichen Vorfall zu sprechen.
Bis sie auf Umwegen ihre Unterkunft erreichten, dauerte es fast eine Stunde. Unterwegs hatte Mallagan sich seiner Verkleidung entledigt, die ihm nun zu nichts mehr nütze war.
Das Haus war leer. Falls Clazzence inzwischen da gewesen war, hatte er dafür gesorgt, dass keine Spur seines Besuchs zurückblieb.
Die Betschiden sortierten die erbeuteten Münzen. Scoutie und Faddon erhielten je fünfzehntausend Tali, die verbleibenden zwanzigtausend nahm Mallagan an sich. Brether Faddon grinste zufrieden. »Das ist ein einträgliches Geschäft«, stellte er vergnügt fest. »Auf die Weise lässt es sich leben.«
In dem Moment kam Clazzence. Der Krane hatte sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet, und der Boden vibrierte unter der Wucht seiner Schritte. »Verräter!«, grollte er. »Ich habe euch geholfen, aber ihr hintergeht mich.«
Kühl musterte Mallagan den Geschäftsmann. »Erregung trübt den Verstand«, sagte er. »Wir haben dich nicht verraten. Wären wir sonst hier?«
»Ich habe keine Zeit für lange Reden«, dröhnte Clazzence. »Ihr habt das Haus verlassen, obwohl ich euch aufforderte hierzubleiben. Ich kann nicht länger mit euch zu tun haben. Macht euch sofort auf den Weg und kommt mir nie wieder unter die Augen!«
Angst schwang in der Stimme des Kranen mit. Mallagan fragte sich prompt, wovor Clazzence sich fürchtete.
»Du hast uns nicht um unserer schönen Augen willen geholfen, sondern wolltest einen Gewinn erzielen«, sagte Surfo Mallagan. »Diesen Gewinn willst du dir nun doch entgehen lassen? Nur weil wir dir einen kleinen Schreck eingejagt haben?«
Der Krane ging ihm auf den Leim. »Kleinen Schreck nennst du das? Unser Gewerbe erfordert Nerven und Entschlusskraft, es gibt keine Schwächlinge in dem Beruf. Aber wenn der Name fällt, den ich eben gehört habe, zittert jeder.«
»Welcher Name?«
»Barkhaden, der Jäger!«, sagte Clazzence.
Einen Augenblick war es still. Dann fragte Scoutie: »Barkhaden ist auf Keryan?«
»Er ist heute gelandet«, antwortete Clazzence hastig. »Es heißt, die Bruderschaft sei zum wichtigsten Staatsfeind erklärt worden. Barkhaden soll auf Keryan aufräumen. Er hat ohne Zweifel von eurem Fall gehört und wird nicht ruhen, bis er
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