SB 121 – Mission Zeitbrücke
einen luxuriös eingerichteten großen Raum. Es gab nur ein einziges, schmales Fenster. An einem der Schlosstürme vorbei fiel der Blick auf den Fluss hinaus.
»Ich bin sicher, dass Clazzence jeden Augenblick hier eintreffen wird«, sagte der Prodheimer-Fenke. »Dann können wir unser Geschäft zu Ende bringen.«
Mallagan deutete auf das Paket, das er auf den Boden gelegt hatte. »Was ist da drinnen?«, fragte er zum zweiten Mal.
»Warum öffnest du es nicht und siehst nach?«
Das Paket bestand aus zwei ungleichen Päckchen. Mallagan öffnete das leichtere und fand drei mantelähnliche Kleidungsstücke sowie drei Paar Schnürsandalen.
»Die Ai von Forgan VI kleiden sich auf eigene Weise«, kommentierte Neriduur. »Mäntel und Sandalen sind einigermaßen authentisch. Ich empfehle euch, die Flottenstiefel abzulegen. Je weiter man nach Süden kommt und sich vom Raumhafen entfernt, desto seltener sind Mitglieder der Flotte zu sehen.«
Mallagan nickte und machte sich daran, das zweite Päckchen zu öffnen. Er staunte, als drei schwere Umhänge der Bußbrüder zum Vorschein kamen.
»Die Kutten sind immer eine brauchbare Maske«, sagte der Prodheimer-Fenke. »Diese Feststellung hätte bis gestern uneingeschränkt gegolten. Allerdings ist in der Nacht etwas geschehen, wodurch sich die Situation ein wenig ändert. Ihr wisst nicht etwa davon, rein zufällig, meine ich?«
Mallagan antwortete nicht, aber er zog ein Identifizierungsplättchen sowie mehrere Münzen aus seiner Tasche hervor. »Ich bitte dich um zwei Gefallen, die du mir sicher gern erfüllen wirst«, sagte er.
»Sprich!«, forderte Neriduur ihn auf.
Mallagan reichte dem Alten das Plättchen und zwei saphirblaue Fünfzigtalistücke. »Das Geld ist für den, auf dessen Namen das Plättchen lautet. Zusammen mit der Versicherung meines Bedauerns.«
Neriduur stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Einhundert Tali hatte der arme Bußbruder in der Tasche?«
»Es war weniger. Der Rest ist Schmerzensgeld.«
Der Prodheimer-Fenke steckte alles ein. »Wird besorgt. Und dein zweites Anliegen?«
»Kennst du einen aus deinem Volk mit Namen Virlirey?«
»Ich habe von ihm gehört. Ein schlauer Kaufmann. Allerdings sagt man, dass er die Vorschriften des Handelsgesetzes manchmal recht weitherzig interpretiert.«
»Das kann ich nicht gegen ihn halten. Ich kenne eure Gesetze nicht, aber Virlirey schulde ich dies hier.« Mallagan gab Neriduur zehn Fünfzigtalimünzen.
Der Alte sah ihn verwirrt an. »Du vertraust mir fünfhundert Tali an und verlässt dich darauf, dass ich sie einem Kerl aushändige, den ich für einen Schurken halte?«
»Ich vertraue dir und bitte dich darum.«
Neriduur streckte die Hand aus, als wolle er den Betschiden berühren. Im letzten Moment besann er sich eines anderen. »Ich danke dir, mein Freund«, sagte er bewegt. »In meinem Gewerbe geschieht es nicht oft, dass mir so rückhaltloses Vertrauen begegnet.«
Das dünne Geräusch einer Klingel war zu hören. »Das muss Clazzence sein«, vermutete Neriduur. »Bin gespannt, was er zu berichten weiß.«
»Die Nachrichtendienste melden den Tod des allseits bekannten Bildhauers Neriduur«, sagte Clazzence. »Er starb, als sein Haus niederbrannte. Das Feuer brach in einer Kneipe aus, die unter der Wohnung und Werkstatt des Künstlers lag.«
Neriduurs Augen leuchteten. »Ja, so muss es sein. Ohne Zweifel haben sie nicht an Bemerkungen gespart, was für ein sonderbarer Kauz dieser Neriduur gewesen sein muss, dass er sich über einem der verrufensten Wirtshäuser niederließ.«
»Man hat sich in der Tat diesbezüglich geäußert«, bestätigte der Krane.
»Gut. Das ist die Version, die von den Informationsdiensten verbreitet wird. Die Frage ist, wie viel die Schutzgarde davon glaubt. Und vor allem Barkhaden. Wenn der Jäger sich täuschen lässt, haben wir gewonnen. Wenn nicht ...« Neriduur beendete den Satz mit einer ungewissen Geste.
»Dich wird es nicht mehr kümmern«, sagte Clazzence. »Bis dahin bist du schon weit weg.«
Der Alte lächelte eigenartig. »Auch du musst dir keine Sorgen machen, dir kann niemand etwas nachweisen. Im Übrigen habe ich es mit dem Abschied von Keryan nicht besonders eilig. Vorher muss ich noch zwei Botengänge erledigen. Dann allerdings brennt mir der Boden unter den Füßen. Wir sollten unser Geschäft zu Ende bringen.«
»Ja, das ist eine gute Idee.« Clazzence lachte. »Ihr habt die Masken erhalten? Sie stellen euch zufrieden?«
Die Frage war an
Weitere Kostenlose Bücher