SB 121 – Mission Zeitbrücke
sie nicht mit Autopiloten ausgestattet, oder sie hatten die Geräte ausgeschaltet. Surfo schaltete den Autopiloten aus und brachte das Boot in Fahrt. Die kleinen Fahrzeuge kamen näher. Es dauerte eine Weile, bis dort jemand auf die nahende Gefahr aufmerksam wurde. Im Licht der Positionslampen sah Mallagan die silbrig schimmernde Gestalt eines Tarts, der heftig mit den Armen wedelte.
Mallagan reagierte nicht darauf. Der Pulk befand sich nun unmittelbar vor der Einmündung, und das Boot, das Neriduur gehört hatte, hielt geradewegs darauf zu. Schreie gellten übers Wasser.
Mallagan wollte niemanden verletzen oder in Gefahr bringen. Aber er brauchte einen Unfall, der die Schutzgarde aufmerksam machte.
Knirschend und krachend stieß Bord auf Bord. Das Boot ruckte. Es platschte im Wasser, als drüben in Panik geratene Passagiere durch die offenen Fenster sprangen. Ein protestierender Chor von Tart-Stimmen erhob sich. Mallagan trat bis dicht ans Fenster heran, sodass er weithin gehört werden konnte. »Fahrt nach Vorschrift, dann passiert so etwas nicht!«, schrie er hinaus.
Mehrere Boote, die an dem Unfall nicht beteiligt waren, zogen mit hoher Fahrt davon. Surfo besah sich den Schaden. Das Fahrzeug, das er gerammt hatte, lag mit Schlagseite im Wasser und sank langsam. Die Fahrgäste machten sich über die Bordwand davon. Keiner war verwundet worden.
In der Ferne heulten Sirenen. Sie kamen rasch näher. Zeugen des Unfalls hatten die Schutzgarde alarmiert. Zwei Scheinwerferkegel tasteten übers Wasser. Eines der beiden Polizeiboote hielt oberhalb der Unfallstelle; das andere kam mit rauschender Bugwelle heran und beschrieb einen kühn geschwungenen Bogen. Es schob sich zwischen das angeschlagene Fahrzeug und Mallagans Boot.
»Was geht hier vor?«, dröhnte die Stimme eines Kranen über den Kanal.
Etliche Tarts antworteten gleichzeitig. Auf der Backbordseite des Polizeiboots erschienen zwei uniformierte Kranen und starrten zu Surfos Boot herüber. »Seid ihr diejenigen, die den Unfall verursacht haben?«, rief einer von ihnen.
»Die Tarts sind nicht nach Vorschrift gefahren«, antwortete Mallagan.
»Das ist kein Grund, ein Boot zu rammen. Halte still, ich komme an Bord.«
Das Polizeiboot schwenkte seitwärts. Einer der Kranen schickte sich an, herüberzuspringen. Mallagan stand noch am Fenster. Als der Krane auf dem breiten Rand der Bordwand aufsetzte, beugte er sich nach draußen und rammte dem Mann der Schutzgarde die Faust in den Leib. Der Krane gab einen überraschten Laut von sich und stürzte rückwärts ins Wasser. Aber er hatte gesehen, was Surfo ihn hatte sehen lassen wollen.
»Hierher! Das sind sie!«, schrie er mit überschnappender Stimme. »Die Betschiden sind hier!«
Mallagan drückte den Fahrthebel nach vorn. Das Boot richtete sich auf, schien aus dem Wasser springen zu wollen und schoss vorwärts. Sein wallendes Kielwasser brachte das Polizeiboot zum Schaukeln.
Mallagan steuerte haarscharf zwischen zwei Fahrzeugen hindurch, die aus dem Seitenkanal auf ihn zukamen. Die Gardisten hatten mit beeindruckender Schnelligkeit reagiert und jagten hinter ihm her. Aber die beiden Fahrzeuge, die er soeben durch sein waghalsiges Manöver in Verwirrung gebracht hatte, waren den Polizisten im Weg. Sie mussten wertvolle Sekunden verlieren.
Das waren die kritischen Momente. Auf dem Seitenkanal herrschte nur wenig Verkehr. Es blieb nur zu hoffen, dass die Gardisten nicht das Feuer auf das fliehende Boot eröffneten.
»Seid bereit!«, schrie Mallagan seinen Freunden zu, als voraus der Lichterglanz des Vergnügungsviertels sichtbar wurde. Zur Rechten erstreckten sich die düsteren Schatten der Lagerhäuser. Voraus war die Seitenstraße, die in einer Rampe zum Kanal herabführte.
Mallagan schwenkte nach links aus. Er verlor fünfzig oder sechzig Meter Vorsprung durch dieses Manöver, aber er brauchte es. Die Rampe war jetzt geradewegs vor ihm. Oben am Ufer wurden die Kneipengänger aufmerksam, wedelten mit den Armen und schrien. Ein paar besonders Gewitzte zogen sich hastig aus der Nähe der Rampe zurück.
Es knatterte und dröhnte, als der Kiel festen Boden zu fassen bekam. Das Boot neigte sich zur Seite. Funken sprühten. Brether Faddon und Scoutie krallten sich am Sims eines Fensters fest, um nicht den Halt zu verlieren.
Das Boot wurde langsamer, die Menge stob davon. »Raus!«, schrie Mallagan. Er sah die Gefährten durch das Fenster verschwinden und sandte ein Stoßgebet hinter ihnen her. Das Boot hatte
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