SB 121 – Mission Zeitbrücke
»Unglaublich.«
»Du wirst es glauben müssen«, sagte Orofon. »Ich habe sogar einen noch schlimmeren Verdacht. Eiling scheint eine unglaubliche Leidenschaft für solche grauenvollen Dinge zu entwickeln. Ich befürchte, dass er keineswegs als Heiler zu den Fremden geht, sondern ...«
»Nein!«, gellte Beneders Aufschrei.
»Ich fürchte, dass ich recht habe«, sagte Orofon. »Eiling wird die Sonnenwindpest vorsätzlich über die Welten der Fremden verbreiten.«
Alles hatten die Seolis dafür getan, eine solche Katastrophe zu verhindern. Sie hatten sich zurückgezogen, gelitten und gedarbt. Und nun wurde einer von ihnen zum Verräter an den Idealen vieler Generationen.
»Was machen wir damit?« Orofon deutete auf Eilings Laboreinrichtung. »Soll ich die Beweise aufheben, damit wir sie eines Tages dem Volk zeigen können?«
»Vernichten!«, drängte Beneder. »Wir müssen dafür sorgen, dass Eiling sein Vorhaben nicht ausführen kann. – Vernichte alles, was an Eiling erinnert!«
Orofon wurde klar, dass er Gewalt ausüben musste, ein nie zuvor gekannter Vorgang, aber es geschah viel Neues in dieser Zeit.
Eine Viertelstunde später leckten die ersten Flammen an den Wänden empor. Orofon wartete, bis er sicher sein konnte, dass das Feuer alles zerstören würde, dann verließ er das Labor und verriegelte die Tür.
Die Flammen zerstörten alles, was das Volk der Seolis hätte retten können. Die Sonnenwindpest lebte weiter.
5.
Perry Rhodan betrachtete das Blutbild des Seolis. Eiling stand neben ihm, seine roten Augen wirkten ausdruckslos, aber das erschien vermutlich nur einem Terraner so.
»Dieses Gewimmel im Blut kenne ich«, sagte der Insektoide. »Ihr scheint auf diesem Gebiet der Wissenschaft sehr viel weiter zu sein als mein Volk. Unser Charakter verbietet uns, selbst mikroskopisch winziges Leben für Forschungszwecke zu töten, überhaupt zu töten.«
Rhodan blickte sein Gegenüber durchdringend an. »Ihr habt nie eine Blutanalyse vorgenommen? Ihr kennt keine Bakterien, Bakteriophagen, keine Antikörper und Antigene ...?«
»Diese Begriffe sind mir völlig unbekannt. Was willst du damit sagen?«
Rhodan schüttelte den Kopf. Augenblicke später sendete er auf der Frequenz der Seoli-Flotte. »An die Kommandantenkonferenz! Trefft keine übereilten Entschlüsse. Eure Aussichten auf Rettung sind extrem gestiegen.«
»Woher willst du das wissen, Perry Rhodan?« Die Antwort kam zögernd.
»Wir haben auf diesem Gebiet geforscht. Ist einer von euch bereit, zu uns zu kommen? Wenn wir einen Gesunden wie Eiling untersuchen, haben wir leider wenig Aussicht, fündig zu werden.«
»Was wollt ihr finden?«
»Das Virus oder das Bakterium, das euch tötet.«
Rhodan erkannte das Problem sofort. Bakterien waren Kleinstlebewesen – und den Seolis, hatte Eiling ihm erklärt, war jedes Leben heilig. Um Kranke zu heilen, war es jedoch unumgänglich, die auslösenden Erreger abzutöten. Er hatte den schlimmen Verdacht, dass die Seolis nicht einmal jetzt bereit sein würden, vorsätzlich Leben zu vernichten. Nicht einmal, wenn die Alternative dazu der eigene Tod war.
»Ich warte auf Antwort«, sagte Rhodan freundlich.
»Wir können das nicht zulassen«, entgegnete der Kommandant der Quarantäneflotte.
»Ihr vernichtet damit eure Zukunft und gefährdet weiterhin zahlloses Leben in der Umgebung eurer Flotte.«
»Das ist nicht unsere Schuld. Wir haben versucht, einen Kontakt zu vermeiden.«
»Was wollt ihr tun, wenn ihr uns nicht helfen wollt?«, fragte Rhodan.
»Wir wissen es nicht.«
»So oder so, ihr werdet den Weg in eure Gefilde niemals mehr finden«, behauptete Rhodan.
Ein wahnwitziger Gedanke durchzuckte ihn. War es möglich, dass ein schneller Gegenstoß die Möglichkeit eröffnete, die Zeitweiche in umgekehrte Richtung zu benutzen, sie womöglich zum Bumerang für den Angreifer zu machen? Er nannte die Schiene im Raum so, weil sie den optischen Eindruck einer Weiche in ihm wachrief. Und weil sie eine Verbindung durch die Zeit schuf, zumindest vordergründig gesehen. Seth-Apophis steckte dahinter, wer sonst. Schon oft hatte sich das Brauchbare aus dem Undurchführbaren ergeben.
»Wir teilen das Risiko«, sagte Perry Rhodan. »Sollten wir von der Sonnenwindpest befallen werden, schließen wir uns eurem Verband an. Ist das ein brauchbarer Vorschlag?«
Er bekam keine Antwort, hatte allerdings auch nicht damit gerechnet.
»Wir müssen die anderen Zeitweichen suchen und aufspüren«, wandte er sich an
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