SB 121 – Mission Zeitbrücke
gegen die Scheiben des Bungalows, und eines der auf Arxisto häufigen Gewitter zog über das Anwesen hinweg. Im Garten schlug die Ladeklappe des Lastengleiters. Lewis Berga erhob sich missmutig.
»Ich schließe die verdammte Klappe, bevor sie in die Brüche geht«, sagte er.
»Du kannst nicht bei diesem Toben nach draußen gehen«, protestierte Marlett. Vorwurfsvoll blickte sie ihren Mann an. Sie war eine schöne Frau mit gleichmäßigen Gesichtszügen, die aber nur wenig über ihre Persönlichkeit verrieten.
Lewis reagierte nicht darauf, und Marletts Miene verhärtete, als sie das herablassende Lächeln der jungen Frau ihr gegenüber sah. Anny Vorscheyn war die Geliebte ihres Mannes.
»Verschwinde endlich!«, herrschte Marlett ihre Konkurrentin an, als sie allein im Raum waren. »Wir brauchen dich nicht.«
»Du begreifst überhaupt nichts«, erwiderte Vorscheyn. »Wieso klammerst du dich an Lewis? Er ist dir doch längst gleichgültig geworden.«
»Das ist nicht wahr.«
»Du hältst doch nur an Lewis fest, weil du zu träge für Veränderungen bist. Du hast Angst, für einen anderen Mann nicht mehr attraktiv genug zu sein.«
»Halt den Mund!«, fauchte Marlett. »Ich habe endgültig genug von dir. Verschwinde!«
Vorscheyn erhob sich gelassen. Sie lächelte spöttisch, als wisse sie, dass Lewis schon in den nächsten Tagen seinen Ehevertrag auflösen lassen würde.
Ein dumpfes Brausen erfüllte die Luft, der Boden bebte. Verstört blickte Marlett Berga um sich; Anny Vorscheyn schluckte krampfhaft.
Die Nachrichtensendungen hatten es in den letzten Tagen verkündet, jedenfalls sobald sie zu empfangen gewesen waren. Schon diese Störungen lagen außerhalb jeder Norm. Ungeheure Materiemassen waren, aus dem Nichts kommend, über Arxisto herabgegangen und hatten das Kontor der Kosmischen Hanse schwer beschädigt. Offenbar waren Tausende von Verletzten und eine große Zahl von Toten zu beklagen. Der Bungalow der Bergas lag jedoch einige Hundert Kilometer von dem Handelsstützpunkt entfernt und war von jeder Bedrohung verschont geblieben.
Ein Blick zum Fenster zeigte trotz der dichten Wolkendecke eigenartige Lichter hoch über den Wolken. Das waren nicht einfach nur Blitze, das erschien sehr viel bedrohlicher.
Anny Vorscheyn rannte zur Tür und riss sie auf. »Lewis!«, schrie sie. »Komm zurück! Das ist unheimlich ...«
Marletts Mann stand am Lastengleiter und versuchte, die Klappe zu verschließen. Sie hatte sich offensichtlich verzogen, denn er musste sich mit aller Kraft dagegen stemmen. Der Regen kam wie ein Sturzbach.
»Lass die blöde Klappe und komm herein!«
Das Brausen in der Luft schwoll zum schier endlos währenden Donnern an. Blitze zuckten in dichter Folge. Lewis wandte sich um, er wollte ins Haus, doch in dem Moment stürzte etwas Düsteres aus den Wolken herab.
Anny Vorscheyn eilte in die Dunkelheit hinaus, aber schon nach wenigen Schritten versperrte ihr eine Wand aus Stein den Weg. Wie gelähmt verharrte sie vor dem mächtigen Felsblock, der aus dem Nichts gekommen war, und der Regen schien die letzte Spur von Farbe aus ihrem Gesicht zu waschen.
Im Hauseingang schrie Marlett nach ihrem Mann.
Vorscheyn wandte sich endlich um, ging zurück. »Lewis ist tot«, sagte sie, doch Marlett weigerte sich, das zu begreifen.
Der Boden zitterte wieder heftiger. Ein Knistern und Krachen erfüllte die Luft, in der nächsten Sekunde schlug ein weiterer Felsblock ein und zerschmetterte einen Teil des Hauses.
»Wir müssen hier weg!«, rief Vorscheyn. »Wenn wir länger bleiben, werden wir ebenfalls erschlagen.«
Marlett reagierte kaum, als die junge Frau sie am Arm packte und mit sich zerrte. Sie sah einen haushohen Felsbrocken, der jenen Teil des Bungalows zerschmettert hatte, in dem der Unterstand für den Gleiter gewesen war.
»Wir müssen zu Fuß gehen«, sagte Anny Vorscheyn.
»Ausgeschlossen«, widersprach Marlett. »So kommen wir nie durch.«
Wenige Meter entfernt schlugen weitere Brocken in den aufgeweichten Boden ein. Marlett Berga begriff, dass sie nicht länger bei ihrem Haus bleiben durfte, und irgendwie war sie froh, dass ihr Vorscheyn die Entscheidung abnahm.
»Warte!«, begehrte sie dennoch auf. »Ich muss einige Dinge mitnehmen. Und ich muss den Energiezaun abschalten, sonst kommen wir nicht raus.«
Vorscheyn erhob keinen Einspruch, als Marlett ins Haus eilte. Einige Dinge ... Sie holte nur ihren kleinen Energiestrahler und zwei Ersatzmagazine für die Waffe. Außerdem schaltete
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