SB 121 – Mission Zeitbrücke
sie hatten es wie den Begriff Krieg von einem der Völker übernommen, denen sie im Lauf ihrer Geschichte begegnet waren. Das Wort diente allein dazu, etwas zu bezeichnen, was gegen die Seolis wirkte.
»Wir haben große medizinische Erfahrung«, sagte Rhodan. »Natürlich kannst du deinen Raumanzug anbehalten. Auch dann, falls noch nicht jeder auf dem Anzug haftende Erreger abgestorben wäre, hätten wir geeignete Mittel, sie zu vernichten.«
Offenbar hatten diese Terraner wenig Hemmungen, wenn es darum ging, Leben zu vernichten. Vielleicht ... Eine aberwitzige Hoffnung durchflutete Eiling. »Wollt ihr das Wagnis wirklich eingehen?«
»Wir heißen jeden willkommen, erst recht, wenn er in Not ist. Nur eine Frage vorher: Hat der Name Seth-Apophis eine Bedeutung für dich?«
Eiling dachte lange nach.
»Nein«, antwortete er schließlich. »Ich bin sicher, diesen Namen niemals gehört zu haben.«
Orofon, Eilings persönlicher Berater, stand wieder einigermaßen sicher auf den Beinen. Er atmete hastig, versuchte mit aller Kraft, sich zu beherrschen. Was er sah, erschütterte ihn bis ins Mark. Er verstand nicht viel von diesen Dingen, aber er war keineswegs dumm. Die Bilder auf den Schirmen, die hässlichen grünblauen Strukturen, waren Momentaufnahmen des Grauens, überall Tod, nirgendwo mehr ein Schimmer von Leben. Das Farbgift, das Eiling mit dem Blut vermischt hatte, hatte alles darin vorhandene Leben abgetötet.
Der Absturz war für Orofon zu schnell gekommen. Eben noch hatte er Eiling aus tiefster Seele bewundert und nun das. Es hatte immer wieder Übeltäter in den Reihen der Seolis gegeben, sogar Diebe, die anderen Lebensmittel gestohlen hatten, doch Orofon entsann sich nicht, dass jemals ein Seoli einen anderen vorsätzlich an Leben und Gesundheit geschädigt hatte. Und Eiling hatte Leben vernichtet, nur um seiner krankhaften Neugierde nachzugeben.
Es fiel schwer, das zu glauben. Wahrscheinlich würde auch keiner glauben, was Orofon zu berichten hatte.
Und wozu das alles?
Warum hatte Eiling das getan?
Orofon betrachtete die Bilder, wenngleich er sich dazu zwingen musste. Deutlich konnte er die beiden Blutproben unterscheiden. Seine eigene war eingefroren in tödlicher Kälte. Orofon blinzelte heftig. Offenbar war er selbst schon beeinflusst. Jedenfalls entdeckte er in seinem eigenen Blut etwas, das in Eilings Bild dutzendfach zu finden war. Orofon sah, dass eines der mikroskopisch winzigen Lebewesen getötet worden war, als es versucht hatte, ein anderes in sich aufzusaugen, zu fressen.
Nach und nach fand er in seinem eigenen Blut Dutzende solcher Szenen. Mit dem Unterschied, dass es so aussah, als würde die Art Kleinlebewesen, die in Orofons Blut das Opfer darstellte, in Eilings Blut den Part des Täters übernehmen. Aber das war sicherlich eine Täuschung. Auf jeden Fall war unmissverständlich klar zu erkennen, dass in Eilings Blut etwas stattfand, was viele Völker als Krieg bezeichneten. Ein grässliches Bild, doppelt bedrückend, weil Eilings Tun Täter und Opfer durch Gifteinwirkung gleichermaßen dahingemetzelt hatte.
Orofon traf seine Entscheidung rasch. Er schaltete eine Verbindung zur Kommandantenkonferenz. »Es gibt Schlimmstes festzustellen, Kommandant Beneder. Eiling ist sogar an Bord seines Schiffes zum Verbrecher geworden.«
»Was machst du in Eilings Labor?«, fragte Beneder unwillig. »Er mag das gar nicht.«
»Das glaube ich. Sieh selbst!« Orofon dirigierte die Aufnahmeoptik so, dass sie die Versuchsanordnung erfasste.
»Was soll das?«, fragte Beneder ratlos. »Ich verstehe davon nichts.«
»Das ist Blut, riesenhaft vergrößert.«
»Und?«
»Normalerweise bewegen sich Kleinlebewesen in unserem Blut.«
Beneder kniff die Augen zusammen. »Was willst du damit sagen?«
»Eiling hat von sich selbst eine Probe entnommen und eine von mir.«
»Du hast bei dieser Schandtat mitgewirkt?«
Orofon machte eine Demutsgeste. »Ich war bewusstlos. Siehst du die rundlichen Gebilde mit den dünnen Schwänzen, die über die anderen Blutlebewesen herfallen?«
Die Übertragung war hervorragend. Orofon konnte sehen, wie sehr Beneder und seine Leute in der Zentrale sich ekelten.
»Diese seltsamen geschwänzten Kreaturen leben in Eilings Körper. Wie sie in sein Blut kommen konnten, weiß ich nicht, aber sie existieren dort. Ich bin überzeugt, dass diese Wesen dafür verantwortlich sind, dass Eiling vorsätzlich Leben vernichtet hat.«
»Grauenvoll«, ächzte Beneder.
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