SB 121 – Mission Zeitbrücke
hohen Norden viele Eskimos. Das Virus traf sie unvorbereitet, das war alles.«
»He, was ist das?«, rief der Kommandant von TSUNAMI-36. »Sieht aus, als würden sie verschwinden! Tatsächlich: Die Quarantäneflotte löst sich auf.«
»Wie die Insektenkrieger«, kommentierte Halsen. »Nur wesentlich früher.«
Perry Rhodan schloss die Augen. Er versuchte sich vorzustellen, wie es an Bord der Seoli-Flotte aussehen mochte. Panik, Angst, Entsetzen ...
»Wir rufen den Terraner Rhodan!« In einem Ausschnitt der Panoramagalerie erschien das Konterfei des Seoli-Kommandanten Beneder.
»Beneder ist glücklich«, stieß Eiling hervor. »Unsagbar glücklich sogar, seht ihn euch an!«
»Wir passen offenbar nicht in dieses Raum-Zeit-Kontinuum«, sagte Beneder ruhig. »Unsere Schiffe lösen sich auf, wir selbst lösen uns auf.«
»Sie haben keine Angst«, murmelte Eiling. »Was für ein Anblick.«
»Niemand wird mehr von der Sonnenwindpest befallen werden, jedenfalls nicht mehr durch unsere Schuld.« Beneder gab Geräusche von sich, die wohl ein Lachen sein sollten. »Wir danken euch für die Hilfsversuche; sie haben nicht geholfen, aber sie haben uns gutgetan. Hoffentlich wurde bei euch kein Schaden angerichtet. Lebt wohl.«
Das Bild verwischte.
Schweigen breitete sich in der Zentrale von TSUNAMI-36 aus. Die letzten Schiffe der Quarantäneflotte verschwanden von den Schirmen, als habe es sie nie gegeben.
»Schirmfelder einschalten!«, sagte Rhodan.
Eiling lächelte. »Ich glaube nicht, dass mich das zurückhalten wird«, kommentierte er halblaut. »Ich werde meinesgleichen folgen. Wohin wir gehen werden, in welches Kontinuum – ihr werdet es wissen, sobald euch der Tod ereilt.«
Die letzten Flotteneinheiten schienen für einen flüchtigen Moment transparent zu werden, dann gab es sie nicht mehr.
»Lebt wohl, Freunde!«
Nur Eilings Stimme hing noch in der Luft, ein schwaches Echo seiner selbst. Die Schirmfelder des TSUNAMIS hatten sein Verschwinden lediglich um einen Sekundenbruchteil verzögert.
6.
Per distanzlosen Schritt, den ihm das Auge des Roboters Laire ermöglichte, kam Perry Rhodan zum Handelskontor. Er schien in den Vorhof der Hölle geraten zu sein. In seiner Nähe sackten Gebäude in sich zusammen, und vielbeinige Tiere stürmten in wilder Flucht an ihm vorbei. Ein dumpfes Dröhnen erfüllte die Luft. Aus den tief hängenden Wolken zuckten Blitze herab, Regen prasselte gegen die Sichtscheibe des Schutzhelms.
Rhodan sprang zur Seite, als ein Tier, groß wie ein Elefant, auf ihn zukam. Der Koloss hätte ihn blindwütig niedergetrampelt, wenn er nicht ausgewichen wäre.
Aus dem Nichts heraus materialisierte eine amorphe Masse und stürzte mit ohrenbetäubendem Lärm aus gut hundert Metern Höhe ab. Sie begrub einige Gleiter unter sich, die auf einem Parkplatz abgestellt standen.
Für einen Moment erwog Rhodan, den fliehenden Tieren zu folgen, doch sah er, wie sie unter neuen Gesteinsmassen begraben wurden.
Ein unheimlicher Knall ließ ihn in die Höhe blicken. In dem diffusen Zwielicht sah er Felsbrocken herabstürzen und warf sich in eine Lücke zwischen den Trümmern eines Hauses. Hinter ihm gruben sich die Felsen in den Boden.
Sicherheit schien es nirgendwo auf Arxisto zu geben.
Icho Tolot wunderte sich allmählich darüber, dass er die fremde Macht, die ihn beherrschte, immer besser zurückdrängen konnte. Es schien, als habe sie das Interesse an ihm verloren.
Tolot dachte an die Vorkommnisse während der Kunstausstellung in Terrania City. Er war Amok gelaufen, hatte Kunstwerke von unschätzbarem Wert vernichtet und schließlich, wenn auch in Notwehr, einen Menschen getötet. Danach hatten sie ihn gejagt, aber er war entkommen und an Bord des TSUNAMIS geflüchtet, getrieben von Gedanken an das Depot, ohne dass er wusste, was dieses Depot überhaupt war.
Er war zum Spielball einer unbekannten Macht geworden, wenngleich es dieser Macht nicht gelungen war, ihn völlig unter ihre Kontrolle zu bringen. Dennoch schreckte Tolot davor zurück, die Besatzung des Raumschiffs um Hilfe zu bitten. Er fürchtete, dass die unbekannte Macht im Hintergrund im unpassenden Moment zuschlagen würde. Die Gefahr bestand, dass er immensen Schaden anrichtete.
Voller Abneigung blickte Marlett Berga die blonde Anny Vorscheyn an, die ihr gegenüber am Tisch saß und sich verhielt, als habe sie ein Recht, in diesem Haus zu sein. Die Leuchtscheibe über dem Tisch verbreitete nur wenig Licht. Regen trommelte
Weitere Kostenlose Bücher