SB 121 – Mission Zeitbrücke
Laufarmen umklammerte er Kyrrs Beine und riss den Gegner um. Das ruhmsüchtige Wesen stürzte auf ihn, und jetzt packte Tolot den Feind am Kopf.
Kyrr beging einen verhängnisvollen Fehler. Er wollte sich dem Griff des Haluters entwinden. Sein Kopf löste sich weiter vom Rumpf, und der lange dünne Hals kam zum Vorschein. Tolot erkannte seine Chance augenblicklich. Er packte das Kugelwesen mit allen vier Händen am Hals und drückte zu.
Verzweifelt wehrte sich Kyrr. Mehrmals gelang es ihm für wenige Sekunden, den würgenden Griff zu lockern und nach Luft zu schnappen. »Kique«, röchelte er dabei. »Schreibe das nicht auf! Streiche alles, was du geschrieben hast. Diese Schande ...« Er bemerkte nicht einmal, dass sein Schreiber schon längst nicht mehr in der Nähe war.
Berga sprang auf. »Nein, Tolot!«, rief sie. »Du darfst ihn nicht töten!«
Kyrr konnte sich nicht mehr aus dem Griff lösen. Sein Kopf schwoll an, doch als es schon aussah, als würde er sterben, geschah mit ihm das Gleiche wie mit aller Materie, die aus der Zukunft nach Arxisto geschleudert worden war. Er löste sich auf.
Tolot registrierte sofort, was geschah. Er zog sich von Kyrr zurück, der sich danach langsam aufrichtete.
»Ich habe verloren«, wimmerte Kyrr. »Dies war mein größter Kampf, aber ich habe ihn verloren.« Dann verflüchtigte er sich vollends.
Icho Tolot fühlte sich ausgelaugt wie nie zuvor. Nun, da dieses Duell vorbei war, wandelte sich seine Struktur zurück, und er wurde wieder zu einem Wesen aus Fleisch und Blut. Über die Veränderung brauchte er nicht nachzudenken, sie wurde von seinen Instinkten eingeleitet und kontrolliert.
Tolot horchte in sich hinein. Dieser Gegner war ihm willkommen gewesen. Endlich hatte sich ihm die Möglichkeit geboten, sich bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit auszutoben und in einer Art Drangwäsche einen Ausgleich zu finden. Er hatte nicht mit derart hartem Widerstand gerechnet. Niemals war er einem Gegner begegnet, der ihm so gefährlich geworden war. Wie der Kampf ausgegangen wäre, hätte er Kyrr nicht an seiner einzig empfindlichen Stelle packen können, darüber machte Tolot sich keine Gedanken.
Das Fremde in ihm hatte sich völlig zurückgezogen – er spürte es nicht mehr. Voller Hoffnung fragte er sich, ob das so bleiben würde.
8.
Die Evakuierung der Bevölkerung beschleunigte sich deutlich, nachdem auch der zweite TSUNAMI gelandet war.
Perry Rhodan hatte den aus der Zukunft gekommenen Schutt mithilfe von Desintegratorstrahlern abräumen lassen, soweit das möglich war. Zahlreiche kleinere Einheiten, die bis dahin unter dem Geröll verschüttet gewesen und lediglich durch ihre Prallfelder geschützt worden waren, konnten nun ebenfalls eingesetzt werden.
Durch eilig errichtete Prallfeldtunnel flüchteten Tausende von Siedlern zu den bereitstehenden Raumschiffen, während über dem weitläufigen Gebiet des Kontors weitere Materie aus der Zukunft herabging.
Als feststand, dass Arger Staball mit den ihm zur Verfügung stehenden Raumschiffen den Rest der Bevölkerung evakuieren konnte, begab Rhodan sich an Bord von TSUNAMI-36 und befahl den Start beider Spezialeinheiten.
»Wir müssen versuchen, die Zeitweiche zu zerstören«, erläuterte er Galgan Maresch, dem ertrusischen Kommandanten.
»Glaubst du, dass wir mehr Erfolg haben werden als die anderen Einheiten?«, fragte der Mann mit dem Sichelhaarschnitt.
»Ich hoffe«, antwortete Rhodan.
Wenig später erfuhren sie über Funk von der Entdeckung einer weiteren Zeitweiche. Sie befand sich unweit der Großen Magellanschen Wolke, von ihr betroffen war das Handelskontor Tolpex. Damit waren drei von fünf vermuteten Zeitweichen aufgespürt. Rhodans Ziel blieb jedoch die Weiche in M 13.
Er hielt sich nach wie vor in der Hauptzentrale auf, als die Zeitweiche in Sicht kam.
Die beiden TSUNAMIS waren noch mehr als zweihunderttausend Kilometer von ihrem Ziel entfernt. Die Geschwindigkeit verringernd, trieben sie langsam auf das Gebilde zu.
Noch wiesen die Instrumente der TSUNAMIS korrekte Werte aus. Rhodan wusste allerdings, dass sich das bald ändern würde, wenn sie sich der Zeitweiche weiter näherten. Sogar der Funkverkehr zwischen beiden Schiffen musste nahezu unmöglich werden.
Von Jen Salik hatte Rhodan gehört, dass fremdartig aussehende Raumschiffe die Zeitweichen aufgebaut hatten. Es bedurfte keiner weiteren Überlegung für ihn, dass jene Schiffe im Auftrag Seth-Apophis' aktiv geworden waren.
»Werden
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