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Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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eingefügt worden waren.
    Mutter, sind diese Rekartierungen nicht wunderbar? Oversatch ist so unglaublich lebendig im Vergleich zur realen Welt. Da kommen selbst die Overlays von Hongkong nicht mit. Und die partizipativen Dinge sind wirklich sehr intensiv. Als ich heute ausgestiegen bin, hatte ich über zehntausend Satchmos in meiner Geldbörse. Sicher, sie lassen sich nur über dieses eine anonyme Portal in Bulgarien einwechseln – aber immerhin ist die Währung konvertierbar. Es dürften so etwa fünfhundert Dollar sein, glaube ich, wenn ich so blöd wäre, es mir auf diesem Weg auszahlen zu lassen. Es ist viel mehr wert, wenn ich es für das ARG behalte.
    Veen beugte sich vor, um ein paar Absätze weiterzuscrollen. »Dann diese Nachricht«, sagte sie, »zwei Wochen später.«
    Gennadi las weiter.
    Es 2.0 ist dieses Overlay, das alles in Echtzeit auf die Oversatch-Welt rekartiert. Es ist sehr erstaunlich, wenn man mitbekommt, was in der Welt wirklich geschieht! Wie Sanotica all diese Krisen in Europa auslöst. Sanotica manifestiert sich auf die unterschiedlichste Art und Weise – stell dir einfach vor, wie eine selbstorganisierende Katastrophe aussehen würde! Und Oversatch hat sich lediglich als Zugang zu den Rekartierungen erwiesen, die in Konkurrenz zu Sanotica stehen. Es gibt noch viel mehr: Trapton, Allegor und Cilenia.
    »Cilenia«, sagte Gennadi.
    Fraction setzte sich auf, um einen Blick auf das Buch zu werfen. Er nickte und sagte: »Oversatch ist ein Gateway nach Cilenia.«
    »Und Sie?«, fragte Gennadi ihn. »Waren Sie schon dort?«
    Fraction lächelte. »Ich lebe dort.«
    Gennadi war verwirrt. Einige der Begriffe waren ihm vertraut. Zum Beispiel wusste er in etwa, was es mit geographischen Overlays auf sich hatte. Aber alles andere ergab für ihn überhaupt keinen Sinn. »Was ist Sanotica?«, wollte er von Fraction wissen.
    Fractions Lächeln war auf unangenehme Weise selbstgefällig. »In Ihrer Sprache gibt es dafür kein Wort«, sagte er. »Dazu müssten Sie es 2.0 sprechen. Aber Sanotica ist das, was hier eigentlich vor sich geht.«
    Gennadi warf Lane Hitchens einen flehenden Blick zu.
    Hitchens brummte. »Sanotica könnte die Organisation sein, die hinter den Plutionium-Diebstählen steht«, sagte er.
    »Sanotica ist keine Organisation«, sagte Fraction, »genauso wenig wie es 2.0 nur ein Wort ist.«
    »Wie auch immer«, sagte Lane. »Gennadi, Sie müssen sie finden. Miranda wird Ihnen helfen, weil sie ihren Sohn wiederfinden will.«
    Gennadi hatte Mühe, dem Gespräch zu folgen. »Und Sanotica befindet sich … im fernen Cilenia?«
    Fraction lachte verächtlich.
    Veen warf ihm einen verärgerten Blick zu und sagte zu Gennadi: »So einfach ist das nicht. Hier, lesen Sie die nächste Nachricht.« Sie holte sie vom unteren Seitenrand herauf.
    Mutter: Cilenia ist eine neue Art von »es«. Aber das Gleiche gilt für Sanotica, was eine erschreckende Vorstellung ist. Ohne dieses es, ohne das Wort und das, worauf es zeigt, kann man nicht über diese Dinge sprechen, dann kann man sie nicht einmal sehen! Ich beobachte sie jetzt, Tag für Tag – die wandernden Städte, die Länder, die wie Heuschrecken erscheinen, um einen Tag lang in der Sonne dahinzuziehen und in der Dämmerung einfach wieder zu verschwinden … Ich kann nicht mehr nur Beobachter sein. Ich kann nicht mehr ich sein, weil sonst Sanotica siegen wird. Es tut mir leid, Mutter, ich muss zu etwas werden, auf das sich nur mit 2.0 zeigen lässt. Cilenia braucht mich, beziehungsweise so viele von mir, wie ich entbehren kann. Ich ruf dich an.
    Gennadi las die Nachricht ein zweites Mal und dann noch einmal. »Das ergibt keinen Sinn«, sagte er. »Es ist wirres Zeug, aber …« Er blickte zu Hitchens. »Es zwei-Punkt-null. Ist das vielleicht ein Code?«
    Hitchens schüttelte den Kopf. Er reichte Gennadi eine Brille mit schwerer Fassung, wie sie auch Veen trug. Gennadi las den Markennamen auf den Bügeln: Ariadne AR , die Schweizer Firma für Realitätserweiterungen, die vor kurzem Google aufgekauft hatte. Veen trug ebenfalls ein Ariadne-Modell, aber an Fractions Brille war überhaupt kein Logo zu erkennen.
    Gennadi setzte sie zögerlich auf und drückte gegen die Fassung, um sie zu aktivieren. Im nächsten Moment erschien eine hellblaue transparente Kugel etwa einen halben Meter vor ihm in der Luft. Die Linsen projizierten sie natürlich direkt auf seine Netzhaut. Um die Kugel kreisten verschiedene Symbole und Befehle, die nur er sehen konnte. Mit

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