Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
Vom Netzwerk:
hat ihn darauf trainiert, eine Sprache aus visuellen und auditiven Symbolen zu interpretieren, so dass er auch Gesten und Bewegungen, sogar recht komplexe, nachahmen kann.«
    »Fraction«, sagte Fraction, »befindet sich nicht in diesem Fahrzeug.«
    Gennadi bekam eine Gänsehaut. Plötzlich fiel es ihm schwer, in die leicht schimmernden Brillengläser von Danail Gawrilow zu blicken. »Kameras in den Linsen«, stammelte er, »natürlich, ja, und Mikros … Können Sie das Signal nicht zurückverfolgen?«, fragte er Hitchens.
    Der Interpol-Mann schüttelte den Kopf. »Es läuft über zwei Stationen durch die normalen Netzwerke und springt dann in ein Labyrinth aus anonymisierten Botnets.«
    Gennadi nickte nachdenklich. Solche Sachen hatte er schon erlebt, und er wusste, wie schwierig es war, die Streams zu verfolgen, die von Fractions Kopf ausgingen oder dort eintrafen. Wer auch immer Danail Gawrilow steuerte, war zumindest vorläufig unangreifbar.
    Während sie fuhren, verzogen sich die Regenwolken, und durch die Rückfenster des Transporters war ein blasser Himmel sichtbar, der kurz vor Mitternacht immer noch in Gelb-und Rottönen leuchtete.
    »Haben Sie irgendwelche aktuellen Aufträge?«, fragte Hitchens.
    Gennadi sah ihn an. »Also wird dies voraussichtlich ein langwieriger Job.«
    »Ich hoffe nicht. Wir müssen dieses Plutonium finden. Aber wir wissen nicht, wie lange Fraction bereit sein wird, uns zu helfen. Er könnte sich jederzeit zurückziehen … wenn Sie also schon heute Nacht anfangen könnten …«
    Gennadi zuckte die Achseln. »Ich muss keine Katze füttern … oder mich um andere Menschen kümmern. Ich bin es gewohnt, vor Ort zu ermitteln, aber …« Er suchte nach einem entspannenden Scherz, den er einstreuen könnte. »Ich bin noch nie zuvor von einer Anthropologin bei der Arbeit überwacht worden.«
    Veen trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. »Ich möchte nicht unhöflich erscheinen«, sagte sie, »aber eins sollte Ihnen klar sein. Ich bin nicht wegen des Plutoniums hier. Ich gebe zu, dass es eine wichtige Angelegenheit ist«, fügte sie hastig hinzu und hob dabei die Hand. »Aber Sie sollten wissen, dass ich andere Interessen verfolge.«
    »Okay«, sagte er mit einem Achselzucken. »Was für Interessen?«
    »Es geht um meinen Sohn.«
    Gennadi starrte sie eine Weile an, und da er nicht wusste, was er dazu sagen sollte, zuckte er wieder nur die Achseln und lächelte.
    Veen schien zu einer Erklärung anzusetzen, aber in diesem Moment kam der Transporter vor einem der besseren Hotels von Stockholm zum Stehen.
    Der Rest der Nacht bestand aus Herumgerenne und Organisationsarbeit, und Gennadi wurde quer durch die Stadt geschickt, um sein Gepäck aus seiner bisherigen bescheidenen Unterkunft zu holen. Man quartierte ihn auf demselben Stockwerk ein, auf dem auch Veen und Hitchens wohnten. Wo Fraction war oder ob er überhaupt schlafen musste, wusste Gennadi nicht.
    Gennadi war viel zu aufgeregt, um einschlafen zu können. Also verbrachte er die nächsten Stunden damit, im Netz zu surfen, um Hinweise auf seine Rentiere und den Zwischenfall auf der Straße zu finden. Doch die Suche blieb erfolglos, und irgendwann wurde er doch müde und legte sich schlafen.
    Um acht Uhr klopfte Hitchens an Gennadis Tür. Er, Veen und Fraction wollten sich ein gutes Frühstück in der Suite am anderen Ende des Korridors gönnen. Fraction blickte auf, als Gennadi eintrat.
    »Guten Morgen«, sagte er. »Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen.«
    Wieder spürte Gennadi, dass er eine Gänsehaut bekam, während er mit irgendeiner gemurmelten Plattitüde antwortete. Fraction lächelte – nur dass es natürlich Danail Gawrilow war, der das Lächeln ausführte. Gennadi fragte sich, ob er irgendetwas von den sozialen Interaktionen bemerkte, die um ihn herum vor sich gingen, oder ob er lediglich festgestellt hatte, dass er sich am einfachsten durch die verwirrenden Komplexitäten der menschlichen Gesellschaft hindurchmanövrierte, indem er die Anweisungen seines Puppenspielers befolgte.
    Bevor er schlafen gegangen war, hatte Gennadi sich sachkundig gemacht, in welcher Beziehung Fraction zu Gawrilow stand. Gawrilow war das, wofür Stanley Milgram den Begriff »Cyranoid« geprägt hatte, nach Cyrano de Bergerac. Er war viel mehr als eine Marionette und viel weniger als ein Schauspieler. Aber was auch immer er war, seine Eggs Benedict schien er sehr zu genießen.
    »Was machen wir heute?«, wollte Gennadi von Hitchens wissen.
    »Wir

Weitere Kostenlose Bücher