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Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Avataren war nichts im Vergleich zu einem realen Gespräch – selbst wenn es in einer alternativen Realität wie Rivet Couture stattfand.
    »Heutzutage bezeichnet man es als soziale Phobie«, sagte er zögernd. »Aber in Wirklichkeit bin ich nur schüchtern.«
    Mirandas Reaktion bestand in einem überraschten »Oh«. Danach folgte ein längeres Schweigen, während sie nachdachte und er sich wand. »Würden Sie sich wohler fühlen, wenn Sie sich verdoppeln?«, fragte sie schließlich.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wenn ich Sie cyranoidmäßig huckepack nehmen würde, wie bei Fraction und Danail. Nur dass es ausschließlich während der Interaktionen im Spiel geschehen würde«, fügte sie mit einem ironischen Lächeln hinzu.
    »Schon gut«, sagte er gereizt. »Ich werde mich daran gewöhnen. Es ist nur so … dass ich erwartet hatte, jetzt in meiner Wohnung zu sein. Ich hatte nicht damit gerechnet, für einen weiteren Auftrag außer Haus zu sein, für einen unbestimmten Zeitraum und ohne eine Vorstellung, wo ich sein werde. Ich bin mir nicht einmal sicher, wie ich ermitteln soll oder was ich eigentlich ermittle. Gegen oder für wen? Das alles ist für mich überhaupt nicht normal. Es wird einen Moment dauern, damit klarzukommen.«
    Er ärgerte sich darüber, dass sie ihn für so etwas wie einen sozialen Krüppel hielt, den sie unter ihre Fittiche nehmen musste. Er hatte einen Auftrag, und er wusste besser als fast jeder andere, was auf dem Spiel stand.
    Für die meisten Menschen war »Plutonium« einfach nur ein Wort, kaum realer als das Wort »Vampir«. Nur wenige hatten es in der Hand gehalten, und noch weniger hatten die Wirkungen gesehen. Gennadi kannte es – seine Farbe, sein Gewicht und die Verwendungsmöglichkeiten.
    Gennadi wollte sich nicht von seinen Schwächen davon abhalten lassen, das Zeug zu finden, weil allein die Tatsache, dass jemand es haben wollte, eine Katastrophe darstellte. Wenn er das Plutonium nicht aufspürte, würde Gennadi seine Tage mit Warten verbringen, jeden Morgen Nachrichten hören und damit rechnen, dass er erfuhr, welche Stadt – und wie viele Millionen Menschen – ihm schließlich zum Opfer gefallen waren.
    In dieser Nacht lag er stundenlang im Bett und grübelte. Er versuchte die Regeln dieses modischen Spiels mit der nüchternen Schmuggelaktion in Verbindung zu bringen, der er auf die Spur kommen musste.
    Rivet Couture funktioniert ein wenig wie eine Geheimgesellschaft, erkannte er. Die erste Interaktion, als er ein angebliches diplomatisches Paket von einem Spieler zum anderen gebracht hatte, deutete auf einen physischen Mechanismus für den Plutoniumtransfer hin. Als er nach dem Abendessen mit Hitchens darüber gesprochen hatte, gab der Interpol-Agent ihm die Bestätigung: »Wir sind uns ziemlich sicher, dass das organisierte Verbrechen Spiele wie dieses benutzt, um Waren zu verschieben. Zum Beispiel Drogen. Man kann zwei völlig Fremde, zwischen denen es keinen Zusammenhang gibt, als Kuriere benutzen – sogar eine lange Kette von mehreren Kurieren. Jede Etappe kann ein paar Kilometer lang sein und sogar zu Fuß zurückgelegt werden, wodurch sich all unsere Überwachungsgeräte umgehen lassen. Ein Spieler kann ein Paket über die Grenze seines Landes werfen, und ein anderer findet es später anhand der GPS-Koordinaten wieder. Es ist ein Alptraum.«
    Dennoch war Rivet Couture selbst nur ein Zugangstor, ein Meilenstein auf dem Weg zum »fernen Cilenia«. Zwischen Rivet Couture und Cilenia lag die Region, aus der Mirandas Sohn die meisten seiner E-Mails abgeschickt hatte: Oversatch, wie er es genannt hatte.
    Falls Rivet Couture wie eine Geheimgesellschaft innerhalb einer normalen Kultur agierte, war Oversatch so etwas wie eine Geheimgesellschaft zweiten Grades, eine, die nur innerhalb der Kultur von Rivet Couture existierte. Eine Verschwörung innerhalb einer Verschwörung.
    Hitchens hatte zugegeben, dass er Alternate Reality Games hasste. »Sie machen all die Sicherheitsstrukturen unwirksam, die wir nach dem 11. September so sorgfältig aufgebaut haben. Nun werden sie einfach zerstört. Weil es keine eindeutigen Identitäten mehr gibt – in diesen verdammten Spielen kann man eine Figur von vielen Leuten spielen lassen, die sich schichtweise ablösen. Geographie spielt keine Rolle mehr, Identitäten sind ein Witz … jeder auf diesem Planeten ist wie Fraction. Wie soll man in so etwas einer Verschwörung auf die Spur kommen?«
    Am nächsten Morgen berichtete er Miranda von

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