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Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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aber die entsprechende Investition muss nur einmal getätigt werden – und geschützt werden. Danach lässt sich der Kamerastaub viele hundert Male verstreuen.
    Vor allem kosten diese mehrere hundert Einsätze weniger als die Teile und die Arbeit, die für die Installation von ein paar Dutzend Miniaturkameras nötig sind.
    Eine direkte Trendlinie führt von den wissenschaftlichen Großprojekten des 20. Jahrhunderts – der Grand-Coulee-Damm, die Apollo-Missionen, das Interstate-Highway-System – zur Mikrostrukturtechnik im 21. Jahrhundert. Dieser Trend wurde vorgezeichnet von Budget-Analysten und basiert auf Rentabilitätsberechnungen und dem Selbsterhaltungstrieb des großen Kapitals.
    Der Irrtum, den das große Kapital bei dieser Kursänderung beging, ist ein geradezu Gödel’sches Beispiel von Betriebsblindheit. Kein einzelner Aktivist, keine Netzwerk-oder Freiwilligen-Organisation könnte mit den Kosten der Großprojekte der Vergangenheit konkurrieren. Doch zu Beginn des 21. Jahrhunderts hat gerade die Zersplitterung von Material- und Arbeitskosten, die den Rentablitätsanforderungen des großen Kapitals gerecht wurde, einen Technologietransfer zu praktisch jedem Grünfreak ermöglicht, der über ein wenig Geld und gewisse technische Fähigkeiten verfügte.
    Mobtech.
    Niemand außer dem Staat hätte den Grand-Coulee-Damm bauen können. Aber jeder Dummkopf kann eine Reihe von Walflossen-Mikroturbinen in einem Bachbett auslegen.
    Die gleiche Mikrostrukturtechnik, die die Wirtschaft und die Bevölkerung an den unsichtbaren Willen des großen Kapitals binden sollte, wendete sich kurz darauf gegen die Macht des Geldes. »Grün« wechselte die Bedeutung, von finanziellem Vermögen zu etwas ganz anderem. Diese Veränderung ritt auf dem Rücken fraktionierter Überwachung und weit verbreiteter Machtsysteme in die westliche Kultur ein.

    Wallace – der Neuling – führt sie einen Pfad hinauf, der die kürzeste Strecke darstellt, aber alles andere als geradlinig verläuft. Eigentlich hat Cardoza mit mehr Umwegen und längeren Pausen gerechnet. Der Neuling kennt den Rückweg oder scheint ihn zumindest zu kennen. Sie haben den ersten Kilometer des Aufstiegs hinter sich gebracht, ohne von irgendjemandem oder irgendetwas aufgehalten zu werden. Sie bemerkt nur passive Systeme, die passiv bleiben.
    Sie weiß nicht, was die Überwachung gemeldet hat, aber Cardoza fühlt sich einigermaßen sicher, während sie mit gesenktem Kopf hinter dem Neuling hertrottet. Cascadiopolis kann nicht auf die gleiche Weise wie das Stadtzentrum von Seattle mit Mikrofonen und Kameras gespickt sein, denn die Grünfreaks halten nichts von einer derartigen Beaufsichtigung. Wenn sie hineinkommt, wird ihr nichts geschehen, bis es Zeit wird, die Flucht zu ergreifen.
    Ab diesem Punkt stehen ihr ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung. Ihr Satellitensender steckt in ihrem Unterhemd. Ihr Vertrag enthält eine Evakuierungsklausel. Solange niemand sie tötet, rechnet Cardoza damit, wieder aus der grünen Stadt herauszukommen.
    Für sie ist es fast eine Überraschung, als der Neuling schließlich doch aufgehalten wird. Eine Veränderung in der Luft verrät ihr, dass sie nahe sind. Hunderte von Menschen in nächster Nähe verleihen der Kühle einer Cascade-Frühlingsnacht eine gewisse Wärme. Desgleichen die leichten Gerüche nach Rauch, nach Metall, nach Essen, nach Ölen.
    Schnüffler hätten die Stadt ohne weiteres aufgespürt, wird ihr bewusst. Intelligentere Geister als sie haben schon seit einiger Zeit an diesem Problem gearbeitet. Aber Schnüffler könnten nicht einfach so hineinspazieren, wie sie es getan hat.
    Bis jetzt.
    »Wally, wen hast du da?« Die Stimme weht von einer Douglasfichte herunter. Ein blassvioletter Punkt kreist vor dem Neuling auf der Erde, die Zieleinrichtung von etwas, das ohne Schwierigkeiten im Dunkeln schießen kann.
    »Sie ist… äh.« Der Neuling verstummt, als ihm der Fehler in seiner derzeitigen Planung klarwird.
    »Ich gehöre zu Bashars Sondertruppe«, sagt Cardoza mit einer Überzeugungskraft, die sie selbst erstaunt. Es ist völliger Blödsinn, was sie sagt, aber diese Art von Slang ist bedauerlicherweise weit verbreitet. »Keine Namen.«
    »Du bist nicht geinstet«, erwidert die Stimme schleppend. »Kein Komknopf, Kumpel .«
    »Nicht dort, wo ich war«, erklärt Cardoza. »Jetzt geh mir aus dem Weg, oder du wirst dich später vor Bashar rechtfertigen müssen.«
    Ein Knurren dringt aus dem Baum. Mit einem Klicken,

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