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Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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letzter Zeit habe ich keine Nachrichten gesehen.«
    Der Mann zeigte in die Richtung der Demonstration. »Die Dürre ist dieses Jahr besonders schlimm. Viel schlimmer als sonst. Außerhalb der Städte gibt es eine hohe Nachfrage nach Grundnahrungsmitteln, und die Preise steigen. Jemand hat den Leuten in der Wildnis gesagt, dass wir einen Nahrungsmittelüberschuss haben und die Technik, unsere Ernteerträge zu steigern, was der Grund für unseren Überschuss ist. Also haben wir hier jeden Morgen diese Demonstrationen.«
    »Haben wir einen Nahrungsmittelüberschuss?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung«, sagte der Mann und widmete sich wieder seiner Lektüre.
    Ich blickte zurück, obwohl wir die Demonstration längst hinter uns gelassen hatten, und fragte mich, was für Jobs diese Leute hatten – oder nicht hatten -, dass sie es sich erlauben konnten, sich freizunehmen, um jeden Tag zu demonstrieren. Etwa zwei Sekunden später erkannte ich die Ironie in meiner Überlegung, wie ich, der seinen ersten Job über anderthalb Jahre später als der Rest meiner Klasse antrat, anderen Leuten vorwerfen konnte, Faulpelze zu sein.
    Eine Minute später hatte ich den Arnold Tower erreicht. Ich ging zur Empfangssekretärin hinüber.
    »Benjamin Washington«, stellte ich mich vor. »Ich soll hier mit meinem Job anfangen.«
    Die Sekretärin musterte mich von oben bis unten. »Ach, Schätzchen«, sagte sie dann. »Du hättest dir keine guten Klamotten anziehen sollen.« Sie schickte mich zu einem Stuhl und benutzte ihr Telefon. Kurz danach öffnete sich eine Tür, durch die ein sehr schmutziger Mann trat. Er blickte sich um, bis er mich entdeckte.
    »Benjamin Washington?«, fragte er.
    »Ja«, sagte ich.
    »Dann komm mit«, sagte er.
    Ich stand auf und folgte ihm. Er roch furchtbar.
    »Nicols«, stellte er sich vor, als wir durch einen Korridor gingen. Dann warf er einen Blick auf meine Kleidung. »Morgen solltest du vielleicht in etwas lässigerer Garderobe erscheinen.«
    »Ich dachte, hier gibt es vielleicht Uniformen«, sagte ich und deutete auf Nicols blauen Anzug. Ich bemühte mich, ihm nicht allzu nahe zu kommen. Sein Geruch löste in mir einen immer stärkeren Würgereiz aus.
    »Wir haben hier Overalls«, sagte er, »aber der Gestank dringt trotzdem überall ein. Du solltest hier wirklich keine netten Sachen tragen.« Er senkte den Blick. »Und besorg dir unbedingt Stiefel.«
    »Stiefel, Arbeitskleidung, verstanden«, sagte ich. Wir näherten uns einer Doppeltür. »Sonst noch etwas?«
    »Ja«, sagte Nicols. »Nasenstöpsel.«
    Er öffnete die Türflügel, und mir schlug ein unglaublicher Gestank entgegen, bei dem mir fast das Frühstück wieder hochkam. Doch ich konnte mich beherrschen und blickte mich in dem riesigen Raum um, der vor mir lag. Hier gab es eine Unmenge von Schweinen. Sie füllten fast jeden Quadratzentimeter aus. Fressende Schweine. Schlafende Schweine. Sich wälzende Schweine. Furzende Schweine. Kackende Schweine. Schweine, die insgesamt eine erstaunliche Menge Gestank produzierten.
    Und mein Job war es, mich um sie zu kümmern. Das war mit einem Biosystem-Interface-Manager gemeint – ein Schweinehirt.
    »Willkommen in deinem neuen Job, Junge«, sagte Nicols zu mir. »Es wird dir hier gefallen.«
    »Irgendwie habe ich da so gewisse Zweifel«, sagte ich.
    »Da musst du jetzt durch«, sagte Nicols. »Also solltest du das Beste draus machen. Jetzt komm. Es wird Zeit, dich einzuarbeiten. Und du musst den Boss kennenlernen.«

    Lou Barnes, mein neuer Boss, zeigte auf eine gravierte Tafel an der Wand. »Weißt du, was das bedeutet?«, fragte er mich.
    Ich betrachtete das Schild, auf dem die Worte Utere nihil non extra quiritationem suis standen. »Ich kann kein Spanisch«, sagte ich.
    »Das ist Latein«, sagte Barnes. »Es bedeutet: ›Nutze alles außer dem Quieken.‹ Früher sagten die Menschen über Schweine, dass man alles von ihnen verwerten kann – alles außer dem Quieken.« Er deutete auf die Glasscheibe, durch die man einen Raum voller Schweine überblicken konnte, aber einen anderen als den, den ich zuerst gesehen hatte. Der Arnold Tower hatte zwanzig Stockwerke, und auf jeder Ebene gab es mehrere Tausend Schweine. Zumindest hatte Nicols mir das auf dem Weg zu Barnes’ Büro erzählt. »Die Schweine, die du hier siehst, haben grundlegenden Anteil am footprint-neutralen ökologischen Ethos von New St. Louis. Wenn du die Reste deiner Mahlzeit in den entsprechenden Recycling-Schacht wirfst, wird das Ganze

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