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Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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›helfen‹ würde. Dir geht es nur darum, dass dir der Job nicht gefällt, der dir zugeteilt wurde. Was ist das überhaupt für ein Job?«, fragte Mrs. Washington und griff nach ihrem Glas Eistee.
    Ich zuckte die Schultern. Jetzt hatte es keinen Sinn mehr, es ihr weiter zu verheimlichen. »Biosystem-Interface-Manager in Arnold Tower«, sagte ich.
    Mutter verschluckte sich an ihrem Eistee.
    »Mami, da ist gerade Tee aus deiner Nase gekommen«, sagte Syndee.
    »Alles in Ordnung, meine Kleine«, sagte Mutter und griff nach der Serviette in ihrem Schoß.
    »Siehst du«, sagte ich anklagend. »Jetzt ist dir klar, warum ich einen anderen Job will.«
    »Es ist ein völlig normaler Job«, sagte sie.
    »Du hast gerade alles mit Tee bekleckert, als ich es dir erzählt habe«, gab ich zu bedenken.
    »Ich war nur ein wenig überrascht, mehr nicht«, sagte Mutter.
    »Mutter!«, sagte ich. »Da draußen muss es doch noch andere Jobs geben. Die besser sind als so etwas.«
    »Der Job ist völlig in Ordnung«, sagte Mutter und klopfte sich auf die Brust, um den restlichen Tee aus ihren Atemwegen zu entfernen. »Ich glaube sogar, dass diese Arbeit wunderbar für dich sein wird.«
    »Na toll!«, sagte ich und warf die Hände in die Luft. »Genau das, was ich brauche. Eine Erfahrung, aus der ich viel lernen kann.«
    »Richtig«, sagte Mutter. »Genau das brauchst du. Um auf die Liste der Gründe zurückzukommen, warum ich dir nicht helfen werde, einen anderen Job zu finden: Der zweite Grund ist der, dass du verstehen musst, welche Konsequenzen deine Entscheidungen haben, Benji.« Mutter ließ die Serviette zurück in ihren Schoß fallen. »Irgendwann bist du zu dem Schluss gekommen, dass du nicht besonders hart arbeiten musst, weil du dir gedacht hast, dass ich immer zur Stelle bin, um dich aus der Patsche zu holen, und dass mein Status dir helfen würde, die Dinge zu bekommen, die du haben willst.«
    »Das stimmt doch gar nicht!«
    »Bitte, Benji«, sagte Mutter. »Ich weiß, dass du glaubst, das würde nicht stimmen, aber du solltest dir selbst gegenüber ehrlich sein. Denk an all die Gelegenheiten zurück, als du mich um Hilfe gebeten hast. Denk daran, wie oft du dir nicht allzu viel Mühe gegeben hast, weil du wusstest, dass ich dich im Ernstfall unterstütze oder ein gutes Wort für dich einlege. Wenn du ehrlich bist, musst du zugeben, dass du dich sehr oft auf mich verlassen hast.«
    Ich öffnete den Mund zu einem Protest, doch dann sah ich wieder Will in der Kapsel vor mir, wie er mich beglückwünscht hatte, dass ich mich jetzt nicht mehr darauf verlasse, dass meine Mutter mich schon irgendwie durchbringen wird. Ich schloss den Mund und starrte auf den Tisch.
    »Das ist nicht allein deine Schuld«, sagte meine Mutter in versöhnlichem Tonfall. »Ich habe dir immer wieder gesagt, dass du dich selbst um bestimmte Dinge kümmern musst, aber wenn es ernst wurde, bin ich weich geworden und habe dich doch wieder rausgeholt. Aber das muss sich ändern. Du bist jetzt erwachsen, Benji. Du musst die Verantwortung für das übernehmen, was du tust. Und jetzt lernst du, dass sich die Taten und Entscheidungen der letzten Jahre auf dein Leben auswirken. Ich habe es dir immer wieder gesagt, aber du wolltest nicht auf mich hören. Jetzt stehst du vor den Konsequenzen, also komm mit den Konsequenzen zurecht.«
    »Du hättest es mir etwas deutlicher sagen können«, erwiderte ich und stocherte in meinem Abendessen herum.
    Mutter seufzte. »Benji, mein Schatz, ich habe es dir fast jeden Tag deines bisherigen Lebens gesagt. Und du hast nur auf deine Weise gelächelt und genickt, wie du es immer tust, wenn du findest, dass das alles nichts mit dir zu tun hat. Man kann niemandem etwas erklären, der nicht bereit ist, einem zuzuhören.«
    »Hmh«, machte ich.
    »Sieh mal, Mutter«, sagte Syndee. »Er macht schon wieder dieses Gesicht.«

    Als ich am nächsten Tag auf dem Weg zum Arnold Tower war, um den ersten Job meines verbleibenden Lebens anzutreten, sah ich eine Demonstration vor den Eingangstoren von New St. Louis.
    »Wissen Sie, worum es geht?«, fragte ich meinen Mitfahrer, einen älteren Mann.
    Er schaute zu den Demonstranten, als wir an ihnen vorbeiglitten, und sagte achselzuckend: »Einige von den Leuten in der Wildnis fordern, dass wir ihnen helfen, ihre Hungerkrise zu lindern.«
    »Es gibt eine Hungerkrise?«, fragte ich.
    Der Kerl sah mich an. »Es war jetzt ein paarmal in den Nachrichten«, sagte er betont.
    »Oh«, sagte ich. »In

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