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Scatterheart

Scatterheart

Titel: Scatterheart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili Wilkinson
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Magen knurrte. Seufzend hielt sie sich mit einer Hand die Nase zu, mit der anderen löffelte sie die Suppe.
    Das Schiff neigte sich mit einem Mal zur Seite. Die heiße Flüssigkeit schwappte über Hannahs Kleid und ein Fleischbröckchen purzelte auf den Boden. Sie hörte ein spitzes Kichern und drehte sich um. Aus einem der Stockbetten lugte ein einzelnes braunes Auge hervor.
    »Du!«, rief Hannah.
    Das kleine verkrüppelte Mädchen mit dem Wachsgesicht kletterte von seinem Lager.
    »Noch ’n paar Sechser, Frollein?«
    Hannah war wütend.
    »Du hast mich bestohlen! Du bist schuld, dass ich überhaupt hier bin!«
    Das Mädchen grinste. Hannah ballte die Fäuste.
    »Zieht eure Krallen lieber ein«, sagte Long Meg belustigt.
    »Über verschüttete Suppe jammern, das bringt nix.«
    Sie sah das Mädchen an und verzog das Gesicht. »Was ist denn mit dir passiert? Du siehst ja aus wie ein Stück Scheiße.«
    Das Mädchen zuckte die Achseln und antwortete leise: »Polly hat Wasser aufgesetzt und Molly hat’s wieder runtergeschmissen.«
    Long Meg nickte. »Also verbrüht. Armes Ding. Und du bist Molly?«
    Das kleine Mädchen zuckte wieder die Achseln. Dann trippelte es kichernd den Gang hinunter.
    Hannah suchte auf allen vieren den Boden nach dem Fleischbröckchen ab. Es war verschwunden.
    »Diese Missgeburt! Sie hat mein Frühstück geklaut.« Long Meg brüllte vor Lachen.
    Molly war nicht das einzige bekannte Gesicht an Bord der
Derby Ram
. Hannah traf auch eine Reihe von Frauenaus ihrer Gefängniszelle in Newgate wieder. Eine von ihnen war Tabby, die verrückte alte Schottin, eine andere die schwangere Sally, die fürchterlich unter Seekrankheit litt und kaum ihr Lager verließ.
    Nach dem Frühstück stieg Hannah wieder auf das obere Deck, um sich das Meer anzuschauen. Ein Matrose pfiff hinter ihr her, als sie an ihm vorüberging, worauf sie sich nach einer weniger belebten Stelle umsah.
    Am hinteren Ende des Schiffs gab es noch zwei weitere Deckaufbauten, aber dort wimmelte es von wichtig dreinschauenden Offizieren in blauen Uniformmänteln. Also lief Hannah zum vorderen Teil des Schiffs, wo ebenfalls ein kleinerer Deckaufbau war. Sie kletterte die Treppe empor und kam an der Glocke vorbei, die zu den Mahlzeiten geläutet wurde.
    Vor ihr erhob sich einer der drei Masten. Er war so hoch, dass er den Himmel zu berühren schien.
    Auf beiden Seiten des Decks befanden sich je zwei Kanonen. Hannah stellte sich zwischen sie und schaute auf das weite, offene Meer hinaus. Das Schiff schnitt sauber durch das Wasser und der Wind blies kräftig. Fast fühlte sich Hannah ein wenig beschwingt.
    Sie drehte dem Meer den Rücken zu und beobachtete die Männer bei der Arbeit. Auf dem oberen Deck erblickte sie einige Frauen. Es sah aus, als wären sie über einen Haufen von Tauenden gebückt. Leutnant James Belforte stand auf dem obersten Deck am hinteren Ende desSchiffs und sprach mit einem schwarz gekleideten Mann. Der Mann hatte Hannah den Rücken zugekehrt und so konnte sie sein Gesicht nicht sehen. Als James Hannah entdeckte, fasste er grüßend an seinen Strohhut.
    Sie setzte sich, lehnte sich an die sonnenwarmen Planken und beobachtete ihn. Aus einem Kamin in der Mitte des Decks wehten verführerische Düfte. Hannah saß direkt über der Messe und konnte die Kochdünste riechen. Sie dachte an die knorpeligen Fleischstückchen, die es zum Frühstück gegeben hatte. Bekamen die Offiziere etwas anderes zu essen als die Sträflinge?
    Nach einer Weile hob ein Mann in Offiziersuniform eine silberne Pfeife an die Lippen und stieß eine Reihe schriller Töne aus. Die Matrosen ließen alles stehen und liegen und verteilten sich über das Schiff. Manche verschwanden unter Deck, einige setzten sich in die Sonne und spielten mit Karten oder Würfeln. Dann strömten aus verschiedenen Teilen des Schiffs andere Männer herbei und nahmen ihre Plätze ein. Ein Mann, der an seinen schwarzen Kniehosen und seinem gestärkten weißen Hemd als Offizier zu erkennen war, aber weder Jacke noch Hut trug, trat aus den hinteren Räumen des zweithöchsten Decks. Sein graues Haar war zu einem ordentlichen Pferdeschwanz gebunden.
    James stieg die Treppe hinunter und blieb bei dem Mann mit dem grauen Pferdeschwanz stehen. Neugierig beobachtete Hannah die beiden.
    Obwohl der Mann nicht wie ein hochrangiger Offizier gekleidet war, schien James ihm ehrerbietig gegenüberzutreten. Und als er sich zum Gehen wandte, salutierte er sogar.
    Hannah sah noch einmal zu dem

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