Schach mit einem Vampir
sprang vor Wut auf die Beine. Harris ebenfalls. Der FBI-Agent fuhr mit seiner Rechten unter die Anzugjacke, ergriff seine Waffe, zog sie aber nicht. Die Hand verharrte auf seiner Pistole. „Mann, sehen Sie sich um. Ich habe alles, was ich zum Leben brauche! Ein gute Frau, ein Haus und ein Auto. Aufdem Konto habe ich mir ein nettes Sümmchen zurückgelegt. Das soll ich alles riskieren? Und die unzähligen anderen Morde vorher soll ich auch verübt haben? Im ganzen Land? Ich ging also auf Reisen, um zu morden, ließ ein exaktes Double von mir mit meinem Partner zusammenarbeiten. Er bemerkte nichts von dem Austausch und ich tötete in dieser Zeit, wo mein Doppelgänger hier in Manhattan für mich arbeitete, fleißig und unerkannt zu meinem Vergnügen in den ganzen Staaten weiter? Und am Wochenende hielt ich mich hier in meinem Haus auf, veranstaltete für meine lieben Sektenmitglieder ein Kaffeekränzchen … Und niemand in meinem Umfeld bemerkte etwas von meinem Doppelleben, nicht einmal meine Frau? Vermutlich verdächtigen Sie sie gleich mit? Und wer sagt Ihnen überhaupt, dass ich Steve Fraizer bin und nicht sein Doppelgänger vor Ihnen sitzt? Aber Sie denken falsch, Mister Harris. Denn ich kann beweisen, dass ich die Stadt in der Vergangenheit so gut wie nie verlassen habe. Ich kann Ihnen Ermittlungsakten der Detektei vorlegen, die bezeugen, dass ich an Fällen gearbeitet habe. Dort sind alle Daten verzeichnet, sogar die Arbeitszeiten. Denn daraus stellen wir nach Abschluss der Ermittlungen die Rechnungen für unsere Klienten zusammen. Und bedenken Sie: Wäre ich der Schachspieler , so müsste ich ja jetzt schon ein Methusalem sein. Denn die ersten Morde fanden ja nicht gerade erst gestern statt, oder?“ Erst jetzt realisierte Fraizer, was er da gerade in seiner hitzköpfigen Rede gesagt hatte. Hatte er sich nun selbst in eine unlösbare Situation manövriert? Wie konnte er von den ersten Opfern des Schachspielers in den USA wissen, wenn nicht aus einer Polizeiakte? Er hatte nie die Zeitungsberichte über den Schachspieler verfolgt. Wie viel wusste die Presse über den Serienkiller und wie viel hatten die Zeitungen in ihren Ausgaben veröffentlicht? Oder standen diese Details nur in der geheimen Akte? Harris ging zum Glück nicht weiter auf das Thema ein. Fraizer überlegte, ob er einfach nur Glück gehabt hatte oder ob der FBI-Agent bluffte. Anscheinend hatte die Presse doch mehr in der Vergangenheit über den Schachspieler geschrieben, als er geglaubt hatte, versuchte er sich zu beruhigen. Harris Griff um seine Waffe entspannte sich wieder. Seine Hand tauchte unter seinem Jackett auf. „Wegen Ihrer dürftigen Argumente werde ich Sie ins FBI-Büro mitnehmen müssen. Dort werden wir dann Ihr sogenanntes Alibi aufs Gründlichste prüfen. Wir werden Ihre Aussage zu Protokoll nehmen und alles noch einmal durchgehen. Und wenn wir erst einmal morgen früh den Durchsuchungsbefehl vom Staatsanwalt vorliegen haben, nehmen wir uns Ihr Büro und Ihr Haus vor. Vorher jedoch sichten wir die Videoüberwachungsaufnahmen des Parkhauses und werten diese aus. Solange bleiben Sie in Haft.“
„Wollen Sie durch das Sichten der Videoaufnahmen den genauen Zeitpunkt erfahren, wann ich mit meinem Wagen das Parkhaus verlassen habe? Das wird garantiert meine eben gemachte Aussage unterstreichen.“
„Den Zeitpunkt, Mr. Fraizer, aber vielmehr erhoffe ich mir mehr Aufschluss darüber, ob Sie Ihren Partner ermordet haben oder nicht. Denn der Mord geschah genau vor einer dieser Überwachungskameras.“ Fraizer entspannte sich etwas.
„Dann werden Sie auf den Aufzeichnungen eindeutig erkennen können, dass ich mit dem Verbrechen nichts zu tun habe. Warum haben Sie die Bandaufnahmen nicht vorher, bevor Sie hier aufkreuzten, ausgewertet? Sie hätten sich Zeit und Mühe sparen können und die ganze Sache hätte sich als großes Missverständnis herausgestellt.“
„Die Analyse dauert seine Zeit. Und es bestand natürlich eine hohe Fluchtgefahr Ihrerseits.“ Fraizer konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
„Fluchtgefahr? Wenn ich Sie daran erinnern darf, Mr. Harris: Sie haben mich aus dem Bett geholt. Flüchtig war nach Ihrem Stören nur mein Schlaf.“
„Sie kommen auf jeden Fall mit mir ins Büro. So oder so! Sie können sich natürlich wehren, dann rufe ich meine Leute herein. Oder Sie ziehen sich jetzt etwas über und kommen anstandslos mit. Mir persönlich wäre die zweite Variante am liebsten.“ Kurz darauf begleitete der
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