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Schach mit einem Vampir

Schach mit einem Vampir

Titel: Schach mit einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Krüger
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Reporter sind dann zufrieden und wühlennicht weiter in der Vergangenheit herum. Sollte jemals mehr über den Schachspieler herauskommen, als es bisher in unseren Presseerklärungen stand, bekommen wir riesige Schwierigkeiten. Vermutlich würde man an der Kompetenz der kriminologischen Behörden zweifeln oder uns alle für unfähige Idioten halten. Niemals, nein wirklich nie darf etwas über die Vergangenheit dieser gruseligen Mordgemeinschaft an die Öffentlichkeit gelangen.“ Tonelli nickte nur stumm, dann verließ G-Man Harris das Büro. Er würde sich wie ein Bluthund an die Fersen des Detektivs heften. Doch für Tonelli war Fraizer unschuldig. Das sagten ihm seine Menschenkenntnis sowie sein Instinkt. Der oder die Mörder waren in anderen Kreisen zu suchen. In Personengruppen, in denen ein Menschenleben nichts zählte; es nur Mittel zum Zweck eines unheimlichen Rituals wurde oder es nur darum ging, dem perversen Spaß am Töten eine Befriedigung zu verschaffen. Doch selbst diese Gedankengänge des FBI-Agenten waren noch meilenweit von der schrecklichen, tatsächlichen Wahrheit entfernt. Einer Wahrheit, die nicht in die Denkweise eines modern eingestellten Kriminologen, wie FBI Special Agent Bill Tonelli einer war, passen sollte.
    ***
    Steve Fraizer erwachte aus einem unruhigen Schlaf. Er lag auf dem kleinen Sofa in seinem Büro. Sein Blick fiel auf die monoton tickende Wanduhr. Es war halb neun Uhr morgens. Langsam setzte er sich auf. Sein Kopf dröhnte und ein Schwindelgefühl verschwand nur zögerlich. Waren das die Nachwirkungen des Schlags auf den Kopf, den er in der letzten Nacht von diesem schwarzen Muskelberg hatte einstecken müssen? Oder aber war es vielmehr das intensive Nachdenken über den Fall, das ihm Kopfschmerzen bereitete? Die Luft im Büro war trotz der frühen Morgenstunde schon wieder unerträglich warm. Fraizer stand auf und schaltete die Klimaanlage ein. Danach fiel sein Blick auf seinen Schreibtisch. Noch verschlafen ging er zu seinemArbeitsplatz und setzte sich in den Bürostuhl. Auf der Arbeitsplatte stand eine Thermoskanne mit heißem Kaffee, daneben lagen zwei Donats sowie die Tageszeitung und ein Zettel, auf dem die Notiz vermerkt war, er möge doch bitte seine Frau anrufen.
    „Die gute Lisa“, sagte Fraizer halblaut zu sich selbst und lächelte. Doch das Lächeln gefror ihm auf seinen Lippen, als er beiläufig auf den Nachbarschreibtisch seines Partners blickte. Dort stand das Schachspiel! Wieder war es sorgfältig aufgebaut worden. Fraizer schnellte aus seinem Stuhl empor und starrte verwirrt auf das Spiel.
    „Verdammt noch mal! Ich hatte es doch in Rays Schublade verstaut!“, entfuhr es ihm wütend. Er tat einen Schritt vor und betrachtete das Spielbrett. Wieder standen die Figuren in ihrer Anfangsposition. Doch fehlten dieses Mal zwei schwarze Bauern. Ja, eine Figur wurde in Rays Mund gefunden, resümierte er. Wo würde man die zweite Spielfigur auffinden? Zumindest auf diese Frage hatte er vermutlich schon eine Antwort. Voraussichtlich würde man sie bei einem neuen Opfer des Schachspielers finden, überlegte er. Neben den fehlenden Figuren gab es jedoch noch eine weitere Merkwürdigkeit, die Fraizer stutzig werden ließ und die in ihm ein unangenehmes Gefühl hervorrief. Auf dem Brett, genau im Zentrum des Spiels, lag die weiße Spielfigur eines Turms auf ihrer Seite.
    „Was soll das nun wieder bedeuten?“, überlegte Fraizer krampfhaft. Sollte er diese Andeutung als Drohung interpretieren? Oder wies die Figur darauf hin, dass der Schachspieler ein neues Opfer im Visier hatte? Und vor allen Dingen bewegte ihn die Frage, wer sich solch einen makaberen Scherz mit ihm erlaubte? Ja, es musste jemand sein, der mit dem Serienkiller in Kontakt stand. Vielleicht der Hausmeister des Gebäudes? War er ein Sektenmitglied? Er verfügte über einen Generalschlüssel. Fraizer verwarf kurz den Gedanken und eilte umgehend in den Vorraum. Dort saß Lisa Ellis hinter ihrem Schreibtisch und erledigte ihre Arbeit am Computer. Als Fraizer in den Raum stürmte, blickte sie von ihrer Arbeit auf.
    „Lisa, haben Sie dieses Mal das Schachspiel auf Rays Schreibtisch aufgebaut?“, fragte er sie in einem unsicheren Tonfall.
    „Nein, Mr. Fraizer. Als ich heute Morgen ins Büro kam, fand ich alles so auf Mr. Phelps Schreibtisch vor. Ich habe nichts verändert und dachte, Sie hätten …“ Lisa Ellis sprach den Satz nicht zu Ende. Fraizer wurde nachdenklich, stand einen Moment nur schweigend da.

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