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Schädelrose

Schädelrose

Titel: Schädelrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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so klar und lichterfüllt, daß Mallie wußte,
sein Gehirn würde nichts davon jemals vergessen, nichts, so
lange er lebte, bis in alle Ewigkeit.
     
    Robbie blieb auf dem Klodeckel sitzen, bis es ihm gelang, mit
dem Zittern aufzuhören, Muskel für Muskel. Er stieg
über Glasscherben hinweg und ging ins Schlafzimmer. Das
Telefon, ein separates, altmodisches Gerät, sah nackt aus
ohne ein Terminal. Er tippte langsam und sorgfältig die
Nummer ein. Eine elektronische Stimme meldete sich:
    »Hier ist das Institut zur Operativen Erschließung
Früherer Leben in Rochester, New York. Das Institut nimmt
keine R-Gespräche an. Wir bedauern.« Klick.
    Er wählte erneut. Die Code-Nummer seines Kreditkontos
stieg ungebeten in seinem Geist auf.
    »Institut zur Operativen Erschließung
Früherer Leben.« Die schrille Stimme des weiblichen
Nachtportiers. Wieviel Uhr war es in Rochester? Er konnte sich
nicht erinnern.
    »Hallo? Hallo?«
    »Caroline Bohentin, bitte. Sie ist Patientin bei
Ihnen.«
    »Ist das ein Notfall? Es ist fast drei Uhr morgens,
Sir.«
    »Ein Notfall. Ja.«
    »Wie ist Ihr Name, bitte?«
    »Paul Winter.«
    »Moment bitte.«
    Robbie wartete. Das Zimmer begann langsam zu klicken, ein
kleines metallisches Lied.
    »Bedaure, wir haben keinen Paul Winter auf Miss
Bohentins autorisierter Anruferliste. Außerdem ist Miss
Bohentin momentan nicht hier. Tut mir leid, Sir. Gute
Nacht.«
    »Warten Sie!« rief Robbie. »Wo ist sie
hingegangen? Ich bin ihr Bruder. Ich stehe nicht auf der Liste,
weil sie dachte, ich wäre noch auf der Mondstation, aber es
gibt einen Notfall in der Familie. Es hat mit ihrem Vater zu tun.
Colin Cadavy.«
    »Colin Cadavy? Oh, ich… dann haben Sie es
also noch nicht gehört!«
    »Was gehört? Ich war weg, auf…« Er
wußte nicht mehr, was er ihr erzählt hatte.
    »Tut mir leid, daß ich Ihnen das sagen muß,
Mister Winter«, sagte die Stimme mitfühlend,
»aber Miss Bohentin ist zur Beerdigung ihrer Tochter
abgereist.«
    »Catherine?«
    »Es tut mir so leid. Kann ich etwas ausrichten? Oder
hätten Sie gern abgeschirmten Zugang zu ihrem Terminal, um
ihr selbst eine Nachricht zu hinterlassen? Oder falls
ich…«
    Robbie legte auf. Er tippte wieder etwas ein: Kontonummer,
Name und Stadt des Anzurufenden, Suchauftrag nach der Nummer.
    »Meadows Home. Schwester Darrow am Apparat.«
    »Caroline Bohentin, bitte. Sie ist wegen des Todes ihrer
Tochter Catherine bei Ihnen. Es handelt sich um einen Notfall.
Mein Name ist Paul Winter.«
    »Einen Augenblick bitte, Mister Winter.«
    Es war ein langer Augenblick. Das Zimmer hörte auf zu
klicken. In der Ecke war das Holo eines langen Metalltischs
erschienen, wie sie in medizinischen Labors benutzt wurden; in
der Mitte stand eine verschlossene schwarze Metallschachtel.
Robbie starrte sie an, während Caroline ans Telefon kam.
    »Wer ist da? Wer sind Sie?«
    »Hier ist Paul Winter, Caroline. Hör zu – ich
bin in Schwierigkeiten.« Er hörte überrascht, wie
seine Stimme von Gefühlen aufgewühlt wurde. Warum
passierte das nun wieder?
    »Robbie? Bist du das?«
    »Ja.«
    »Mein Gott! Was ist los? Wo steckst du?«
    »Sie sind tot, Caroline. Johnny Lee Benson und Armand.
Ich habe sie getötet.«
    Er hörte, wie sie nach Luft schnappte. Das weckte eine
Erinnerung bei ihm. »Und deine Tochter auch«, platzte
er heraus. »O Gott, es tut mir leid, Caroline. Ich
weiß, du hast sie geliebt.«
    »Robbie… Robbie…«
    »Ich habe Armand auch geliebt.«
    »Hast du Blaue eingeworfen, Robbie? Oder Psychos? Hast
du Brainies da, die dich wieder runterholen?«
    »Nichts davon. Es tut mir sehr leid wegen Catherine,
Liebes.«
    »Ich… wo bist du? Warum hast du gesagt, du
heißt Paul Winter?«
    »Er war dort«, sagte Robbie. »Am Sweetwater.
Er hat alles gesehen. Aber es war zu spät.«
    »Wo bist du?«
    »In Wyoming?«
    »Warum?«
    »Geld. Aus einem früheren Leben«,
erklärte Robbie, und sein Kopf wurde ein bißchen
klarer. Ja, natürlich. Das Holo in der Ecke war
verschwunden, wie er sah.
    »Und du bist in Schwierigkeiten…«
    »Ja. Nein. Nein, ich…« Er wußte nicht
mehr, was er hatte sagen wollen oder weshalb er sie angerufen
hatte.
    »Robbie, hör mir zu. Hör zu.« Caroline
sprach jetzt langsam und sehr deutlich. Robbie mußte
unwillkürlich grinsen. Er fühlte sich mit jeder Minute
mehr wie er selbst.
    »Du hörst dich an, als ob du mit einem Kind
sprechen würdest, Liebes.«
    Sie gab einen seltsamen,

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