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Schäfers Qualen

Schäfers Qualen

Titel: Schäfers Qualen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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in seine Jacketttasche, „hier, bitte.“
    „Johannes Schäfer … Sind Sie von hier?“, fragte sie ihn schon etwas freundlicher.
    „Ja, in Kitzbühel geboren …“
    „Ja, wenn Sie hundert Meter weiter unten im Café auf mich warten möchten, dann schaue ich, dass ich so schnell wie möglich fertig bin.“
    Das Café, das sie ihm genannt hatte, war ihm allerdings auf den ersten Blick zuwider: die Einrichtung, die dem Lokal vermutlich schon vor einigen Jahren von einem so dumpfen wie größenwahnsinnigen Raumausstatter im Zug einer Renovierung aufgezwungen worden war; mit dem Versprechen, dass das nunmehr mediterrane Ambiente den Gast zum längeren Verweilen und großzügigeren Konsumieren anregen würde. Sitzpolster mit Muscheln in Creme und Altrosa, ehemals für modern gehaltene runde Edelstahltische, bei denen zumindest ein Bein mit einem Bierdeckel unterlegt war, ein Palmendach über der Bar, deren massive Fichtenholzhocker hingegen noch aus der Zeit vor dem Umbau zu stammen schienen. Als ein Kellner auf ihn zukam, dem noch ein Rest Nudelsuppe im Schnauzbart hing, murmelte Schäfer nur, dass er sich geirrt habe, und trat schleunigst vor die Tür. Er nahm auf einer Bank gegenüber Platz und sagte sich, dass er Wurm unbedingt zu einem anderen Lokal überreden musste. Was sich allerdings gar nicht als notwendig erwies. Nachdem sie ihn auf der Bank angetroffen hatte und er andeutete, dass er lieber auf einer Terrasse als drinnen sitzen würde, schaute sie ihn verwundert an und meinte, dass das Café ohnehin eine solche besäße. Einen Moment später war Schäfer klar, dass er sich im Lokal geirrt hatte.
    „Normalerweise führen wir ja Leute in solche Lokale, um sie zum Geständnis zu zwingen“, sagte er und sah Wurm lächelnd an.
    „Na ja, verlangt ja niemand, dass ihr fehlerlos seid“, antwortete sie, worauf Schäfer in ihren Augen erfolglos nach Anzeichen dafür suchte, dass sie über ihn Bescheid wusste.
    „Also, Sie wollten mich was fragen.“ Sie trank einen Schluck aus ihrem Weißweinglas.
    „Ja“, meinte Schäfer zaghaft, weil er den Faden verloren hatte. „Der Banküberfall. Ist Ihnen daran damals oder irgendwann danach etwas seltsam vorgekommen?“
    Sie sah ihn nur fragend an.
    „Warum zum Beispiel über zehn Millionen im Tresor waren …“
    „Das war nicht so außergewöhnlich … Damals gab’s bei uns noch anonyme Konten … und viele Deutsche, die in der Gegend einen Zweitwohnsitz hatten, sahen in unseren Banken eine gute Alternative zur Schweiz.“
    „Wie oft war es in etwa der Fall, dass so große Summen in der Bank lagerten?“
    „Drei- bis viermal im Jahr vielleicht …“
    „Also ist es doch wahrscheinlich, dass die Täter darüber Bescheid wussten?“
    „Ja, aber das hat die Polizei damals ohnehin auch vermutet.“
    „Und wer könnte ihnen das verraten haben?“
    „Herr Schäfer, das ist jetzt über zwanzig Jahre her und Sie stellen mir die gleichen Fragen wie damals Ihre Kollegen. Was soll das bringen?“
    „Es gibt neue Informationen bezüglich der Waffe, die verwendet wurde“, versuchte Schäfer von seiner offensichtlichen Planlosigkeit abzulenken. „Warum glauben Sie, hat man auf den Filialleiter geschossen?“
    „Brutale Verbrecher, denen sein Leben egal war?“
    „Aber er hat sich nicht widersetzt oder irgendwas gesagt?“
    „Nein, wir sind beide geschockt am Boden gesessen und plötzlich hat einer von ihnen auf den Herrn Sonnbichler geschossen.“
    „Hat es so ausgesehen, als ob der Täter gezielt hat, oder hat er einfach abgedrückt?“
    „Ich hab die doch nicht angesehen. Während der ganzen Zeit hab ich auf den Boden gestarrt und mir gewünscht, dass das bald vorbei ist.“
    „Verstehe.“ Schäfer nahm einen Schluck Tee. „Der Herr Sonnbichler, ist der eigentlich weiterhin in der Bank geblieben?“
    „Nein, der war zuerst einen Monat im Krankenstand und dann hat er sich nach Innsbruck versetzen lassen. Und jetzt ist er ohnehin in Pension.“
    „Frau Wurm, ähm … können Sie sich vorstellen, dass Herr Sonnbichler etwas mit dem Bankraub zu tun gehabt hat? Dass er mit den Tätern gemeinsame Sache gemacht hat?“
    Entgegen seiner Vermutung reagierte Wurm keineswegs überrascht oder gar entsetzt.
    „Ich glaube nicht“, sagte sie nachdenklich, „ich hab ihn immer für einen ehrlichen Mann gehalten. Er war immer freundlich zu allen, hat seine Arbeit gut gemacht … nein, das kann ich mir nicht vorstellen.“
    Nachdem Schäfer die Rechnung beglichen und

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