Schaenderblut - Thriller
postkoitalen Moschusgeruch zwischen den Schenkeln, die scharfe kupferartige Note von Menstruationsblut, das beißende bleichmittelartige Aroma von Sperma, das in ihnen trocknete, die feuchten Schweißperlen unter den haarigen Hodensäcken der Männer. Aber das aufreizendste Aroma war das ihres jugendlichen Verstands. Joe konnte riechen, wie ihre Seelen unter der Haut brannten wie ein unsichtbares Inferno, tosend wie ein Waldbrand. Er wollte sich in ihrem Fleisch vergraben, um an diese Seelen heranzukommen. Um sich ihre Energie anzueignen.
Nur mit Mühe riss Joseph Miles den Blick vom wogenden Busen einer vorbeigehenden Studentin los. Er glaubte zu sehen, wie das Leuchten ihrer Seele ähnlich einem Regenbogen umherwirbelte und in einer nuklearen Explosion verging. Schon vom bloßen Anblick wurde ihm schwindlig. Der Geruch schien sogar noch intensiver zu sein, als würde man Obst und Wein und Fleisch und Blut zu einer fiebrigen Duftnote kombinieren. Leben. Er war so gierig danach, es zu kosten, dass sein Magen sich verkrampfte. Er war so durstig nach dem Geschmack ihres Bluts, dass sich seine Kehle ausgedörrt und trocken anfühlte. Sein Speichel war dick und klebrig.
Ein Aufruhr von Gefühlen tobte durch Joes Inneres. Erst vor Kurzem hatte seine Leidenschaft diese morbide Wendung genommen. Bis dahin hatte es ihm ausgereicht, alles durchzuficken, was ihm über den Weg lief. Doch in letzter Zeit langweilten ihn die üblichen Praktiken. Seine typischen Gruppensex-Fantasien hatten sich in blutige Orgien aus zerfetztem und misshandeltem Fleisch verwandelt. Er konnte nicht einmal mehr abspritzen, ohne sich vorzustellen, wie er die Zähne in die zarten Gesäßbacken oder üppigen Brüste einer Frau schlug.
Joe wusste, dass es Foren im Internet gab, in denen er offen über seine Begierden reden konnte und es Gleichgesinnte gab. Er hatte danach gesucht, als er zum ersten Mal seine Vorliebe für den Geschmack von Menschenfleisch bemerkte. Er war überrascht gewesen, wie viele bekennende Kannibalen den Cyberspace auf der Suche nach menschlicher Beute durchstreiften. Noch mehr überraschte ihn, dass es sogar Frauen und Männer gab, die gezielt nach diesen Kannibalen Ausschau hielten, um ihnen ihre Körper zum Verzehr anzubieten. Alles, woran er im Moment denken konnte, war, ins Netz zu gehen, um Trost bei anderen Perversen zu suchen.
Kapitel 6
Unmittelbar neben dem Campus befand sich ein Internetcafé, das häufig von Studenten frequentiert wurde. Joe ging oft dorthin, um auf den Kannibalensexseiten zu surfen, um andere mit seinen speziellen Neigungen zu finden und möglicherweise sogar jemanden, an dem er seinen Hunger stillen konnte. Das Long-Pig-Forum war seine häufigste Anlaufstelle. »Long Pig«, das war Insidercode für Menschenfleisch, weil es angeblich ähnlich wie Schwein schmeckte. Joe hatte es – bis auf ein paar harmlose Häppchen hier und da – noch nie probiert, aber er wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde. Sein Appetit wuchs langsam ins Unermessliche.
Viele der Leute auf der Website behaupteten von sich, williges Schlachtvieh zu sein. Es wimmelte dort von blumig-romantischen Fantasien, verfasst von solchen ›Langschweinen‹, in denen sie schilderten, wie sie den Appetit ihres Traummanns oder ihrer Traumfrau stillen wollten. Sie alle waren wild darauf, menschlichen Raubtieren als Beute zu dienen, zumindest behaupteten sie das. Joe bezweifelte, dass sich auch nur ein Einziger unter ihnen befand, der sich ernsthaft auf ein solches Rollenspiel eingelassen hätte.
Trotzdem posteten sie lange detaillierte Aufrufe, sich bei lebendigem Leib aufessen oder am Spieß rösten zu lassen, und die mutmaßlichen Kannibalen meldeten sich mit wollüstig verklärten Einzelheiten bei ihnen und schilderten ihnen, wie sie sie kochen und verspeisen würden. Manchmal tauschten sie sogar E-Mail-Adressen aus – angeblich, um offline in Kontakt zu treten. Aber da dieselben Kerle am nächsten Tag wieder da waren, um jemand anderen zu ködern, nahm Joe an, dass alles nur Spinnerei war. Hin und wieder jedoch verschwand tatsächlich der eine oder andere von ihnen und tauchte nie wieder auf. Joe malte sich gerne aus, dass sie es ernst gemeint und tatsächlich ihre Fantasien verwirklicht hatten. Dass sie im Magen ihres Opfers verdaut wurden, glücklich und zufrieden, wenn auch um einiges reduziert.
Das einzige Problem bei den online anzutreffenden Langschweinen bestand darin, dass sie fast ausschließlich männlich waren.
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