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Schängels Schatten

Titel: Schängels Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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wie seine Hände zitterten.
    »Ich frage mich, warum auf das Auto geschossen wurde, wenn du gar nicht dringesessen hast«, sagte Anita und nippte an einem Glas. »Möchtest du auch einen Whisky?«
    Mike schüttelte den Kopf. Er berichtete von der Attrappe, die er aus der Tasche gebastelt hatte. »Der Hinweis, dass ich unbedingt im Wagen warten soll, kam mir gleich verdächtig vor.«
    »Aber warum hast du dich dann überhaupt darauf eingelassen?«
    Mike starrte nachdenklich auf den Teppich. »Ich hatte gedacht, ich würde den Typen sehen. Oder wenigstens seinen Wagen. Irgendwas. Na ja, ich war vielleicht etwas naiv.«
    Anita stellte das Glas hin. »Wir sollten mal wieder zur Sache kommen«, sagte sie.
    »Was soll das heißen?«
    »Es soll dasselbe heißen wie vor ein paar Stunden. Ich verstehe, dass du wissen willst, wer Carola umgebracht hat. Ich verstehe auch, dass du eine gewisse Eigeninitiative aufbringst. Aber ich verstehe nicht, warum du der Polizei nichts sagst. Das Treffen heute Nacht hätte womöglich zur Ergreifung des Täters führen können, wenn die Polizei da gewesen wäre.«
    »Ich habe eben meinen eigenen Kopf.«
    »Tut mir Leid, aber das ist keine Erklärung.«
    »Wer ist denn so scharf darauf, ein Stück vom alten Kaiser in seiner Kneipe auszustellen? Glaubst du, du kommst an diese Sachen noch ran, wenn erst mal die Polizei weiß, worum es geht? Eigentlich solltest du mir dankbar sein.«
    Anita ließ nicht locker. »Trotzdem. Du verheimlichst mir etwas. Da gibt es etwas in dieser ganzen Geschichte, das du mir nicht erzählt hast. Und bevor wir weitermachen, will ich es wissen.«
    »Quatsch.«
    »Dann lassen wir das Ganze. Mach, dass du rauskommst.« Sie stand auf und ging zum Fenster. Sie drehte Mike den Rücken zu und starrte hinaus in die Nacht.
    »Ich kann es nicht sagen. Ich habe es Carola versprochen.«
    Anita wandte sich um und funkelte ihn wütend an. »Und Carola ist tot. Tot, verstehst du? Und auf dich haben sie auch geschossen. Vielleicht bin ich ja als Nächste dran. Und ich weiß noch nicht mal, worum es geht.«
    Einen Moment herrschte Stille. Was sollte er tun? Anita hatte Recht. Hatte er nicht selbst vorhin auf dem Parkplatz darüber nachgedacht, dass sie in Gefahr sein könnte? Und war er nicht erleichtert, als sie ihm die Tür geöffnet hatte?
    »Geht’s denn wirklich nur um dieses verdammte Denkmal?«, fragte sie zornig.
    »Nein«, brummte Mike und wischte sich über die Stirn. »Das heißt – so genau weiß ich es selbst nicht.«
    Anita kam auf ihn zu, beugte sich zu ihm hinunter und starrte ihn an. Ihr Gesicht war plötzlich ganz nah. Sie wischte sich die Haare aus dem Gesicht. »Sag es mir, Mike«, forderte sie, und ihre Stimme wurde sanft. »Sag es mir jetzt, oder wir lassen die ganze Sache sausen. Ich meine es ernst.«
    Mike lachte auf. »Die ganze Sache? Was für eine Sache? Wir sind doch keinen Schritt weitergekommen. Stattdessen sind sie jetzt hinter mir her. Was sollen wir denn überhaupt noch tun?«
    »Nicht ablenken«, sagte sie. »Ich höre.« Sie setzte sich wieder auf die Couch. »Erzähl es mir. Gemeinsam kommen wir bestimmt weiter.«
    Mike sah sie eine Weile an. Er hatte auf einmal das Gefühl, irgendetwas würde ihm den Hals zuschnüren. Enge. Zu wenig Luft. Er riss sich zusammen und atmete tief durch.
    »Es beginnt im Jahr 1982«, fing er an. Und dann berichtete er erst stockend und dann immer flüssiger, was im April vor einundzwanzig Jahren an der Gülser Brücke geschehen war. Als er an die Stelle kam, wo er Carola aus den Augen verloren hatte, machte er eine Pause.
    »Das war’s doch noch nicht, oder?« Anita nippte an ihrem Glas.
    »Jetzt kommt die eigentliche Geschichte«, begann Mike wieder, und er erzählte, wie er Carola wieder getroffen hatte, wie sie ihm eröffnet hatte, das Geld sei noch da, wie er den einzelnen Spuren nachgegangen war. Am Ende stand der Besuch im Stadtarchiv und die Suche nach dem ominösen Artikel.
    »Den Rest weißt du ja.«
    Anita stand auf und holte von einem Beistelltisch eine Schachtel Marlboro. Sie setzte sich wieder und zündete sich eine Zigarette an. Mike hätte jetzt Lust auf einen seiner Zigarillos gehabt. Aber die waren im Hotel.
    »Bist du ganz sicher, dass dieser Artikel nicht in der Zeitung stand?«, fragte sie.
    »Absolut. Ich habe alle in Frage kommenden Ausgaben der Rhein-Zeitung durchsucht. Oder ich habe Carola komplett falsch verstanden, was ich aber nicht glaube.«
    »Kann es nicht sein, dass sie gelogen

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