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Schärfentiefe

Titel: Schärfentiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Mayer-Zach
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Dann erschienen eines Tages diese Bilder in einem Boulevardmagazin, die Elsa mit dem Mann präsentierten, mit dem sie damals ein Verhältnis hatte. Die Bilder zeigten die beiden in unmissverständlichen Situationen, in innigen Umarmungen. Bis dahin wäre alles nicht so tragisch gewesen. Das Problem aber war, dass sich herausstellte, dass es sich bei Elsas Geliebten um einen Unternehmer handelte, aus streng katholischem Lager, verheiratet und Vater von zwei kleinen Kindern. Elsa, der er das verheimlicht hatte, war am Boden zerstört. Wie die Geschichte ausging, hat Blesch Ihnen schon erzählt. Der charakterlose Ehebrecher ergriff die ihm von den Schundblättern gebotene Chance, Elsa als Hexe und Verführerin zu diffamieren, bereute seinen Seitensprung öffentlich und bat seine Frau um Verzeihung. Es war für meine Schwester schon schwer genugzu ertragen, dass der Mann, den sie liebte, sie angelogen hatte, aber dass er zudem nicht zu ihr stand, sondern ihr vielmehr die ganze Schuld zuschob, dass er zum Ehebrecher geworden war, war für sie unerträglich. Hinzu kam noch die gesellschaftliche Ächtung, die bald auch finanzielle Probleme schaffte, da viele gebuchte Konzerte aufgrund des ‚dem Publikum unzumutbaren Lebenswandels der Künstlerin‘ abgesagt wurden.“
    Die Geschichte nahm Krein sichtlich mit. Er stand auf und holte sich ein Glas Wasser.
    „Ich habe sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt und bin bei den Magazinen Sturm gelaufen. Aber mit dem Namen des Fotografen, den man mir nannte, konnte ich nichts anfangen. Alle meine Bemühungen verliefen im Sand. Bis ich eines Tages Urban besuchte, der sich, so wie all die anderen, rar gemacht hat. Aber er hatte noch ein Buch von mir, das ich zurückhaben wollte, da Elsa und ich planten wegzufahren.
    Er war sehr überrascht, als ich vor seiner Wohnungstür stand. Er faselte etwas von einem Besuch und ließ mich am Eingang stehen, während er in die Wohnung zurückging, um das Buch zu suchen.
    Natürlich fand ich sein Verhalten eigenartig, aber erst als ich nach einer Weile die Tür aufstieß und hineinlugte, um zu sehen, wo er denn bliebe, verstand ich seine Panik:
    Überall lagen und hingen Schundfotos herum, Fotos, die jener unauffindbare Fotograf in den Magazinen veröffentlicht hatte und die zumeist Prominente kompromittierten. Urban hatte die gesellschaftliche Stellung und das Vertrauen der Leute ausgenutzt und seine Schnappschüsse unter falschem Namen publiziert. Die Fotos von Elsa sah ich zwar nicht, aber plötzlich war mir klar, dass nur er es gewesen sein konnte.“
    Krein wischte sich die Schweißperlen von der Stirn.
    „Ich stürzte in die Wohnung, warf mich auf ihn und begann, auf ihn einzuschlagen. Ich schrie: Du Schwein, warum hast dudas getan? Wissen Sie, was er mir geantwortet hat? Dass meine Schwester eine arrogante Nutte sei und er es sich nicht gefallen lassen müsse, von ihr abgewiesen zu werden. Ich prügelte auf ihn ein, aber dann kam Blesch, der sich zwischen uns stellte und mich hinauswarf.“
    „Dann wusste Blesch also alles über diese Aufnahmen, die Urban an die deutschen Magazine verkaufte?“, fragte Paula dazwischen.
    „Blesch war Urbans Schatten. Natürlich wusste er über alles, was seinen Freund, oder sagen wir besser, sein Idol betraf, Bescheid. Aber lassen Sie mich weitererzählen, bevor ich den Faden verliere …“, bat Krein.
    „Ich nahm mit allen Magazinen Kontakt auf, klärte sie darüber auf, dass ich das Pseudonym des Fotografen enttarnt hatte und ich alle verklagen würde, was ich auch tat. Elsa und ich packten unsere Koffer und flohen aus Wien. Wir hatten ein Appartement in Nizza und dorthin fuhren wir. Wir wollten dort so lange bleiben, bis sich die Wogen geglättet hatten und wir einen Neuanfang wagen konnten.
    Aber dazu sollte es nicht mehr kommen. Elsa hatte sich die vergangenen Wochen sehr schwach und schlecht gefühlt, was wir den belastenden Ereignissen zuschrieben. Aber es stellte sich heraus, dass sie ein Kind erwartete. Von jenem Mann, der sie angelogen und öffentlich als Verführerin bezeichnet hatte. Elsa war am Boden zerstört. Ein Kind von diesem Mann hätte unter den gegebenen Umständen das endgültige Aus ihrer Karriere bedeutet. Schließlich zog ich los und machte mich in zwielichtigen Lokalen auf die Suche nach jemandem, der unser Problem lösen konnte. Es dauerte nicht lange, und ich hatte die Adresse einer Hebamme. Dorthin brachte ich Elsa. Die Alte schickte mich weg und sagte, ich solle in zwei

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