Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
Vom Netzwerk:
wechselte.
    »Bis zur Führung durch die Schatzkammer haben Sie genügend Zeit, die Skizze gewissenhaft zu studieren«, sagte der Pauliner, nachdem er sich überzeugt hatte, daß niemand in der Nähe war. »Ich habe darin die Standorte der betreffenden Kunstwerke vorsorglich nochmals genau aufgezeichnet und jeweils vermerkt, welcher Edelstein zu tauschen ist. Die einzelnen Objekte sind Ihnen ja bekannt.«
    »Sie scheinen bei Ihren Vorbereitungen tatsächlich den Kopf benutzt und nachgedacht zu haben«, mokierte sich der Goldschmied.
    Pater Rochus hielt dies für einen Scherz und witzelte: »Mit dem Denken ist das so eine Sache; denn im Denken lauert die Gefahr zu denken, daß es Vernunft ist, was das Hirn uns sagt.«
    Fedor quittierte diese Feststellung mit einem »Oh!«, das offenließ, ob es Erstaunen oder Belustigung zum Ausdruck bringen sollte.
    Pater Rochus kam zur Sache zurück. »Bleiben Sie während der Führung in meiner Nähe. Ich werde Sie bei meinen Erklärungen und Erläuterungen durch Blicke und Gesten auf die auszutauschenden Edelsteine aufmerksam machen.«
    »Ich werde meine Augen offenhalten.«
    »Einem Glücksumstand ist es übrigens zuzuschreiben, daß einer der beiden Patres, die den heutigen Abschlußrundgang durchzuführen haben, plötzlich erkrankt ist. Ich habe mich sofort bereit erklärt, seine Aufgabe zu übernehmen, und mache nun den letzten Rundgang mit. Vor der Schatzkammer werde ich absichtlich laut reden, so daß Sie mich hören können. Sie brauchen dann nicht mehr lange zu warten. Eine Minute danach dürfen Sie getrost Licht machen.«
    »Unter diesen Umständen sollten Sie mich schon um halb drei abholen.«
    »Den Vorschlag wollte ich gerade machen.«
    Nach diesem wie zufällig arrangierten Treffen kehrte Fedor nochmals für zwei Stunden in den Gasthof zurück, wo er ausgiebig aß und sich die ihm übergebene Skizze in allen Teilen genau einprägte. Anschließend kehrte er zum Kloster zurück und stellte sich in die Reihe derer, die die Schatzkammer besichtigen wollten.
    Pater Rochus erschien pünktlich um halb drei, und er nahm die Führung so geschickt vor, daß Fedor nochmals eingehend jeden der Edelsteine betrachten konnte, die in der Nacht auszuwechseln waren. Seine Nervosität hatte sich weitgehend gelegt. Dafür war eine Art Rennfieber über ihn gekommen. Er beschäftigte sich nicht mehr mit Rachegedanken, sondern ausschließlich mit der vor ihm liegenden Aufgabe, die er sich relativ leicht vorstellte. Doch er täuschte sich. Nachdem Pater Rochus alle Pilger hinausgeführt, das Licht gelöscht und die Tür verriegelt hatte, überkam ihn so etwas wie Platzangst. Es war gar nicht so leicht, von halb fünf bis neun Uhr, also viereinhalb Stunden, untätig in einem dunklen Raum zu verbringen. Nicht einmal ein Stuhl stand ihm zur Verfügung. Er mußte sich auf den kalten Steinboden setzen und war froh, daß er sich besonders warm angezogen hatte.
    Die Stunden zerrten an seinen Nerven. Immer wieder stand er auf und schlug die Arme um sich. Immer wieder rieb er sich die Hände. Die Angst, daß sie klamm und steif werden könnten, ließ ihn nicht los. Er nahm den wie eine Kugel geformten Griff der kleinen ›Schaufel‹, mit der die Juwelen zu lösen waren, in die Hand und machte Bewegungen, als fahre er mit ihrer hauchdünn auslaufenden, leicht gebogenen Fläche unter die Fassung eines Edelsteines. Sehr behutsam mußte dies geschehen. Da brauchte er warme Hände. Besonders bei den spröden Smaragden.
    Nach einer Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit erschien, hörte er draußen Pater Rochus und einen anderen Mönch laut lachen. Endlich war es so weit, daß er Licht machen konnte. Nie wieder würde er sich für viereinhalb Stunden in einen dunklen Raum einsperren lassen.
    Er hielt den Atem an und lauschte. Die Stimmen wurden leiser, verklangen.
    Eine Minute wartete er noch; er zählte langsam bis sechzig. Dann zündete er ein Streichholz an und ging mit schnellen Schritten und blinzelnd zugekniffenen Augen auf eine Nische zu, in der Pater Rochus die Kerzen und den Teller verborgen hatte.
    Das Zündholz erlosch. Er ließ ein zweites aufflammen, griff nach einer Kerze, entzündete ihren Docht und atmete befreit auf. Es währte jedoch eine ganze Weile, bis sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten und er die Kerze mit Wachstropfen auf dem Teller befestigen und mit der Arbeit beginnen konnte.
    Systematisch ging er vor. Als erstes verteilte er die Imitationen, so daß er später nicht zu

Weitere Kostenlose Bücher