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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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sind Sie nicht heraus aus dem Kloster.«
    Der Goldschmied grinste. »Und wann wollen Sie es verlassen?«
    Pater Rochus blickte erstaunt auf. »Hat Natascha Ihnen erzählt, was wir vorhaben?«
    »Beiläufig.« Er leerte zum zweitenmal das Glas. »Ganz beiläufig hat sie mir alles anvertraut. Alles!« betonte er. »Auch, daß Sie sie bewogen haben, so zu tun, als wisse sie von unserem heutigen ›Spaziergang‹ nichts.«
    Der Pauliner fuhr sich über die Stirn. »Das verstehe ich nicht.«
    Fedor Zadek setzte die Flasche an den Mund. Er ärgerte sich über sich selbst. Warum nur konnte er es nicht erwarten, sich zu rächen? Weshalb schob er seine Rache nicht hinaus, bis er das Kloster verlassen hatte? Befürchtete er, den Rivalen dann so schnell nicht wiederzusehen? »Sie werden sich noch über vieles wundern«, prophezeite er grimmig, als er die Flasche abgesetzt hatte. »Über sehr vieles! Und zwar heute noch!« Er nahm auf dem Liegesofa Platz. »Jawohl, noch heute wird aufgeräumt. Jetzt und hier in Ihrer Zelle. Hier sitzen wir gewissermaßen gemeinsam in einem Boot. Keiner kann aussteigen, ohne Gefahr zu laufen, augenblicklich abzusaufen. Aber machen Sie sich keine Sorge. Ihren Anteil werde ich Ihnen nicht nehmen. Den mache ich Ihnen nicht streitig. Ob Sie aber Natascha bekommen, das steht noch dahin.«
    Pater Rochus wurde böse. »Deshalb also Ihre Bemerkung vom Judaskuß. Sie wollen mir Ihre Schwester verweigern?«
    »Meine was?« Fedor lachte und setzte die Flasche erneut an.
    Der Pauliner entriß sie ihm. »Es kann doch nicht Ihr Wunsch sein, uns mit Gewalt ins Unglück zu stürzen.«
    Der Goldschmied ließ sich zurücksinken und streckte sich auf dem Wachstuchsofa aus. Ein Schwindelgefühl erfaßte ihn. Gleichzeitig überkam ihn ein Wonnegefühl. »Wenn ich nicht so müde wäre, würde ich Sie bis morgen mittag quälen. Langsam würde ich Ihnen das Herz aus dem Leibe reißen. Ganz langsam. Stück für Stück. Millimeterweise. Aber so …« Er gähnte. »Wir teilen jetzt unseren Gewinn. Allerdings unter der Bedingung …« Seine Stimme wurde lallend. »Quatsch«, korrigierte er sich. »Ich stelle keine Bedingung. Ich stelle lediglich fest, daß Natascha nicht meine Schwester, sondern meine Geliebte ist. Und das seit Jahren!«
    Pater Rochus wandte sich angewidert ab. »Sie sind ja betrunken.«
    »Das bin ich nicht!«
    »Leise!« flehte der Pauliner.
    »Den Wunsch erfülle ich Ihnen in meinem eigenen Interesse.« Fedor richtete sich auf, fiel aber gleich darauf wieder zurück. Warum gefährdete er leichtfertig, was er mit Mühe erreicht hatte? Er richtete sich nochmals auf. »Was ich Ihnen gesagt habe, stimmt! Natascha ist nicht meine Schwester. Ich heiße Zadek und nicht Górski. Ihr wirklicher Bruder ist Roman Górski. Der war nicht ohne Grund gegen Sie eingestellt. Wir hatten ihn bewogen, sich als Vetter auszugeben. Nur widerstrebend hatte er eingewilligt. Die Gründe zu nennen, erspare ich mir. Und Babuschka hat mitgespielt, weil … Ach, ist ja egal. Fest steht auf jeden Fall, daß Natascha meine Geliebte ist. Aber von mir aus können Sie sie jetzt behalten. Sie werden sie nur nicht mehr wollen. Oder doch? Maria Magdalena war ja auch eine Sünderin. Warum also nicht?«
    Pater Rochus hielt sich die Ohren zu. »Hören Sie auf. Alles, was Sie reden, ist Lüge!«
    Fedors Gesicht verzerrte sich. Rachegefühle übertrumpften Verstand und Vernunft. Er belauerte den Pauliner, wartete, bis der die Hände vom Kopf nahm. »Ist die Wohnung in der Jerusalimskaja auch eine Lüge?«
    Der Pauliner taumelte, griff nach einem Stuhl.
    Im Nu nahm ihm Fedor die Flasche ab. »Na?« Er trank gierig. »Glauben Sie mir jetzt?«
    Pater Rochus rang nach Luft. »Was wissen Sie von der Wohnung?«
    »Vor allen Dingen, daß Natascha und ich das Liebesnest eingeweiht haben. Auf den Eisbärenfellen und vor dem Spiegel haben wir es getrieben. Natürlich auch im Bett. Unter dem Lampion mit dem roten Licht. Das letzte Mal vorgestern abend«, log er hinzu.
    Der Pauliner sah aus, als würde ihm der Schädel platzen. Seine Stirnadern schwollen, seine Augen traten hervor. »Wissen Sie, was Sie sind? Sie … Sie Satan!« Er erhob sich, eilte zur Tür, blieb dort wie mit sich kämpfend stehen und lief dann plötzlich davon.
    Fedor stellte die fast geleerte Flasche zurück und streckte sich auf dem Sofa aus. In seinem Kopf drehte sich alles. Vage wurde er sich bewußt, daß er unrecht getan hatte. Der Pater tat ihm irgendwie leid. Er war der

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