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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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prüfen und zu suchen brauchte. Danach entzündete er, um besseres Licht zu haben, eine zweite Kerze und wandte sich der eigentlichen Arbeit zu. Nicht die geringste Unruhe steckte mehr in ihm. Er legte die Uhr vor sich hin, löste behutsam eine Fassung nach der anderen, hob die Edelsteine heraus, steckte sie in Babuschkas Seidenbeutel, legte die Imitationen in die Fassungen und drückte deren ›Griffe‹ mit dem ›Bockfuß‹ vorsichtig wieder an.
    Es war kalt in der Schatzkammer. Nachdem Fedor Zadek aber einen Saphir und einen besonders schönen Diamanten ausgewechselt hatte, fror er nicht mehr. Und als fünf Edelsteine im Beutel lagen, wurde ihm sogar warm. Beim zehnten lockerte er seinen Kragen, und als die Arbeit nach gut vier Stunden beendet war und zweiundzwanzig kostbare Rubine, Smaragde, Diamanten und Saphire gegen billige Imitationen ihren Besitzer gewechselt hatten, stand ihm der Schweiß auf der Stirn, und er wünschte sich nichts sehnlicher, als herausgeholt zu werden. Er sah das Tor zur Unabhängigkeit bereits weit geöffnet.
    Pünktlich um halb drei erschien Pater Rochus in der Schatzkammer. Der Ausdruck seines Gesichtes war voll gespannter Erwartung. »Alles klargegangen?« fragte er gedämpft.
    Fedor Zadek hielt den Seidenbeutel wie eine Trophäe hoch.
    »Alle zweiundzwanzig?«
    »Denken Sie, ich hätte einen Stein ausgelassen?«
    Pater Rochus wollte ihn umarmen.
    Der Goldschmied trat augenblicklich einen Schritt zurück. »Es könnte ein Judaskuß werden!« warnte er dabei hintergründig.
    Der Pauliner stutzte. »Was soll das?«
    »Später«, antwortete Fedor Zadek. Ihn ritt plötzlich der Teufel. Jede Freude des anderen wollte er im Keim ersticken. »Kontrollieren Sie erst mal, ob ich auch keine Spuren hinterlassen habe. Vier Augen sehen mehr als zwei.«
    Verwirrt nahm Pater Rochus den Teller, auf dem zwei brennende Kerzen in einer ausgelaufenen Wachsschicht standen. Er begriff den Goldschmied nicht, sah jedoch ein, daß die Schatzkammer einer gewissenhaften Prüfung unterzogen werden mußte. Langsam ging er an den Monstranzen, Kelchen, Kerzenleuchtern und Kruzifixen entlang. Nirgendwo war etwas Verdächtiges zu entdecken. Alles stand an seinem ordnungsgemäßen Platz. »Von mir aus können wir gehen«, sagte er nach seinem Kontrollgang.
    Fedor zog seine Schuhe aus, band die Riemen zusammen und hängte sie sich über die Schulter.
    »Haben Sie den Beutel mit den Juwelen?«
    Er klopfte auf seine Manteltasche.
    Der Pauliner steckte die übriggebliebenen Kerzen ein und wies zum Eingang. »Gehen Sie vor und bleiben Sie gleich hinter der Tür stehen. Sobald ich sie verschlossen habe, lösche ich das Licht. Sie geben mir dann die Hand und folgen mir so leise wie möglich.«
    »Was wird mit dem Teller?«
    »Den behalte ich.«
    »Lassen Sie ihn bloß nicht fallen.«
    »Ich habe in der Kutte eine große Tasche.«
    Von diesem Augenblick an wurde kein Wort mehr gesprochen. Langsam, Schritt vor Schritt setzend, stiegen sie Treppen hinauf und gingen über endlos erscheinende Gänge. Es war so finster, daß nicht das Geringste zu sehen war. Deutlich aber wurde erkennbar, daß Pater Rochus den Weg nicht zum erstenmal in der Dunkelheit zurücklegte.
    Fedors Abneigung schlug in Bewunderung um. Der Pauliner bewegte sich, ohne ein Geräusch zu verursachen. Nirgendwo stieß er an. Es war, als besitze er einen sechsten Sinn. Mit untrüglicher Sicherheit steuerte er nach rechts, dann wieder nach links, bis er schließlich seine Zelle erreichte, sie öffnete, ihn in den Raum schob, die Tür hinter sich schloß und Licht machte.
    »Das wäre geschafft«, sagte er, befreit aufatmend.
    Der Goldschmied kniff die Augen zusammen. Die Zelle war kahl. In ihr gab es außer einem Bett noch ein Wachstuchsofa, vor dem ein Tisch stand. An der hinteren Wand befand sich ein Schrank, seitlich davon eine Gebetsecke. Das Fenster war mit einer Wolldecke verhangen. »Weshalb das?« fragte Fedor verwundert.
    »Der Lichtschein könnte jemanden wecken und neugierig machen.«
    »Beruhigend, daß Sie an alles gedacht haben.«
    »Sogar an einen stärkeren Trunk!« Der Pauliner entnahm dem Schrank eine Wodkaflasche.
    »Her damit! In meinem Mund staubt es schon seit Stunden.«
    Pater Rochus füllte ein Wasserglas und reichte es Fedor.
    Der leerte es in einem Zug. »Zeigen Sie unsere Beute.«
    »Erst noch ein Glas.«
    »Können Sie soviel vertragen?«
    »Jede Menge. Besonders an einem Tag wie diesem.«
    »Dennoch sollten wir vorsichtig sein. Noch

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