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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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Weibsbild trauen?«
    Sie wird mir dafür büßen, schwor sich Pater Rochus. Fedors Worte hallten ihm in den Ohren. Mit meinen eigenen Händen werde ich sie erwürgen. In der Jerusalimskaja 23! »Laß mich jetzt nicht im Stich!« flehte er seinen Ordensbruder an.
    »Besteht Gefahr für Bazil und mich?«
    »Nein, aber wir müssen sofort handeln. Ich erzähle dir heute abend alles.« Seine Hände fuhren zitternd durch die Luft. »Das Wichtigste hätte ich beinahe vergessen. Du mußt zwei Droschken mieten. Sie sollen in der Nacht um zwölf Uhr am Ende des Westausganges sein. Ohne Lichter. Erkläre den Kutschern, es handle sich um eine Nachtfahrt in Richtung Nowo-Radomsk. Jeder erhält zweihundert Rubel.«
    »Ist das nicht zuviel?«
    »Laß das meine Sorge sein. Ich muß mich auf die Kerle verlassen können.«
    Wohl oder übel versprach der Ordensbruder, alles Geforderte zu tun, und Pater Rochus eilte schnellstens in seine Zelle zurück. Siedendheiß war ihm eingefallen, daß sich der Beutel mit den Edelsteinen noch im Mantel des Toten befand. In dem grauenhaften Geschehen hatte er vergessen, ihn an sich zu nehmen.
    Fedor Zadek steckte so im Sofa, daß Pater Rochus leicht an seine Manteltasche herankommen konnte. Als er aber den mit Glasperlen bestickten Seidenbeutel in der Hand hielt, hätte er ihn am liebsten an die Wand geschleudert. Natascha hatte den Beutel bei ihrem ersten Besuch im Hotel Bristol auf dem Schoß liegen gehabt.
    Natascha!
    Er schaute wie hilfesuchend zur Schwarzen Madonna auf, deren Nachbildung über dem Wachstuchsofa hing. »Ich habe dich bestohlen«, murmelte er. »Und nun brennen mir die Juwelen in den Händen. Ich kann nichts mehr mit ihnen anfangen, will sie nicht mehr. Natascha aber soll ihre gerechte Strafe erhalten! In deinem Namen werde ich mich rächen! Du wirst den Schmuck zurückerhalten, das schwöre ich dir! Hilf mir dabei. Vielleicht könnte ein Wunder … Das Kloster darf nicht belastet werden.« Er kniete nieder und betete, flehte um Vergebung und Erleuchtung. Die Rückgabe der Edelsteine war ihm plötzlich wichtiger als alles andere.
    Um neun Uhr morgens zelebrierte er die Heilige Messe, als wäre nichts geschehen. Eine Stunde danach besorgte er sich beim Klostermaler Piotr Farbe und Pinsel und begann damit, die Blutspuren in seiner Zelle zu überstreichen. Als er am Spätnachmittag damit fertig war, brachte er die Utensilien zurück und eilte zu Pater Markus.
    »Wie steht's?« fuhr er ihn beinahe grob an. »Hast du alles erledigt?«
    »Natürlich.«
    »Warum hast du mir dann keinen Bescheid gegeben?«
    Der Ordensbruder druckste herum. »Ich wollte … dich nicht stören. Du sagtest, daß du … daß du Blutspuren beseitigen mußt.«
    »Das ist bereits geschehen. Nichts ist mehr festzustellen.«
    »Und wo ist der …?«
    »In der Matratze meines Sofas.«
    Pater Markus' Augen weiteten sich. Auf seinem Nasenrücken perlte Angstschweiß.
    »Niemand kann etwas sehen«, beruhigte ihn Pater Rochus.
    »Wer ist der Tote überhaupt?«
    »Der Bruder meiner Freundin. Du weißt, der Goldschmied. Wenn er nicht verlangt hätte, ihm Einlaß in die Schatzkammer zu gewähren, wären mir die Nerven nicht durchgegangen. Ich konnte ihn doch nicht einfach kostbare Kunstgegenstände stehlen lassen.«
    »Und wie soll es weitergehen?«
    »Wir tun heute abend so, als wollten wir mein Sofa zur Reparatur zum Klostersattler bringen, gehen dann aber nicht zur Werkstatt, sondern biegen zum Westausgang ab.«
    Der Ordensbruder starrte ihn entgeistert an. »Ich soll dir dabei helfen?«
    »Wer denn sonst?« beschwor ihn Pater Rochus. »Es darf doch nicht herauskommen, daß du dir einen kostbaren Saphir angeeignet hast.«
    Pater Markus bäumte sich auf, doch alles Sträuben half ihm nichts. Der Stärkere setzte sich durch. Aus Verzweiflung wurde schon manch verloren geglaubte Schlacht gewonnen.
    Pater Rochus' Zeitplan hätte von einem Generalstab entworfen sein können. Der Bauer kippte in der Nacht wenige Minuten vor elf Uhr einen riesigen Korb, den ein Czenstochauer Händler zufällig auf Lager gehabt hatte, in eine verfallene Schneewehe am äußersten Ende des Westausganges. Im Hintergrund warteten die Patres Rochus und Markus bereits mit dem Liegesofa, das sie, ohne Aufsehen zu erregen, aus dem Kloster herausgebracht hatten. Eine kurze Besichtigung des Korbes zeigte ihnen, daß er groß genug war, um das Sofa aufzunehmen, und es war noch nicht halb zwölf, als das belastende Indiz verschwunden und der Korb mit

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