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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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sich schief.
    Sie genoß die Situation, die es ihr gestattete, Pater Rochus zu reizen. »Stell dir vor, sie würde annehmen, du und ich … Nicht daß mich das stören würde. Ich bin ja nicht verheiratet und kann tun und lassen, was ich will. Du aber bist ein Mönch. Ich mußte vermeiden, daß Babuschka Kombinationen anstellt, die es uns unmöglich machen würden, zu Weihnachten einmal ein paar Stunden allein spazierenzugehen oder das Theater aufzusuchen.«
    Seine Augen glänzten. »Es wäre traumhaft, wenn das wahr werden könnte.«
    »Eben. Und ich hoffe, du verstehst nun, daß ich das andere Geld nicht erwähnt habe.«
    »Ich bin dir sogar dankbar dafür.«
    Der Gedanke an die sechstausend Rubel ließ Natascha übermütig werden. »Ich finde, wir sollten, wenn wir unter uns sind, auch künftighin beim Du bleiben«, sagte sie couragiert und schaute Pater Rochus verführerisch an. Er strahlte wie jemand, der ein Lob erhalten hat. »Bei dir läuft immer alles in klaren Bahnen.«
    Oje, hätte Natascha beinahe gesagt.
    Nach dem Essen, zu dem sie zwei Flaschen Wein des Veszpriner Komitats tranken, fand Pater Rochus den Mut, Natascha zu fragen, ob sie eventuell bereit sei, ihn auf einer Reise nach Wien zu begleiten. »Die Welt ist ja so schön«, sagte er schwärmerisch. »Ich würde mich glücklich schätzen, sie dir zeigen zu können.«
    »Das kostet doch sehr viel Geld«, entgegnete sie im Bestreben, Näheres über seine finanziellen Verhältnisse zu erfahren. »Oder bist du so vermögend, daß du dir jeden Wunsch erfüllen kannst?«
    »Keineswegs. Mir gehört praktisch nichts. Ich erhalte aber, wie jeder Pauliner, beachtliche Meßgelder, die in einen gemeinsamen Topf eingebracht werden. Braucht dann jemand mal eine größere Summe – wie ich jetzt, um Babuschkas Schulden abzutragen –, erhält er eben, was er benötigt.«
    »Und wenn du morgen eine Reise antreten möchtest, kannst du wieder Geld bekommen?«
    »Warum nicht? Ich habe ja jahrelang eingezahlt. Außerdem besitzt jeder von uns ein kleines Privatkonto. Im doppelten Boden meines Schrankes liegen zum Beispiel Obligationen.«
    »Du hast Wertpapiere?« fragte Natascha verwundert.
    »Nicht offiziell. Heimlich.«
    »Und eine Reise nach Wien könntest du finanzieren?«
    »Selbstverständlich. Ich war bereits dreimal in Wien.«
    »Hast du zu deinen früheren Reisen auch jemanden eingeladen?«
    Pater Rochus wurde ernst. »Das habe ich bis heute noch nie getan.«
    »Und warum tust du es jetzt?«
    »Weil ich spüre, daß wir uns gut verstehen.«
    Natascha griff nach ihrem Glas. »Trinken wir darauf. Ich werde dich begleiten.«
    Nach einer ruhelos verbrachten Nacht fuhr Natascha nach Warschau zurück. Mit Verwunderung hatte sie noch am Abend festgestellt, daß sich in dem Geldpaket nicht sechs-, sondern siebentausend Rubel befanden. Mit keinem Wort hatte Pater Rochus dies erwähnt. Er hatte einfach einen Zettel mit dem Vermerk beigelegt: ›Betrachten Sie das Surplus als meinen Beitrag zur Gestaltung des diesjährigen Weihnachtsfestes.‹
    Die Großzügigkeit des Pauliners fing an, ihr Sorge zu bereiten. Wie überzeugend seine Erzählung vom ›gemeinsamen Topf‹ auch gewesen war, seine hohen Ausgaben machten sie nachdenklich. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, daß ein Mönch in der Lage war, Rubel wie Kopeken auszugeben. Irgend etwas stimmte da nicht. Lange dachte Natascha hierüber nach, bis sie sich schließlich sagte: Wozu Überlegungen anstellen, die zu nichts führen. Sei dankbar und freue dich darüber, daß das Schicksal es plötzlich so gut mit dir meint.
    In Warschau führte ihr erster Weg zu Fedor, der vor Aufregung blaß wurde, als er erfuhr, welchen Betrag Natascha mitgebracht hatte.
    »Der Kerl scheint eine eigene Bank zu haben«, sagte er fassungslos.
    Sie zuckte die Achseln. »Ich habe dich aufgesucht, um mit dir über die Aufteilung des Geldes zu sprechen.«
    Er wurde mißtrauisch. »Hast du es dir anders überlegt?«
    »Ach wo! Ich muß nur wissen, was ich Babuschka sagen soll.«
    »Willst du ihr keinen Tausender ins Händchen drücken?«
    »Dabei soll's selbstverständlich bleiben. Die Frage ist nur, wie wir es begründen, daß du plötzlich in der Lage bist, Gold zu kaufen.«
    Er rieb sich die Hände. »Da hab' ich mir schon was ausgedacht. Wenn wir behaupten, Pater Rochus hätte die Schaffung eines Meßkelches bevorschußt, schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Babuschka hat dann eine plausible Erklärung, und unserem großen

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