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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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Wohltätigkeitsgesellschaft jährlich viertausend Rubel zur Verfügung zu stellen. Ein echtes Problem war dies allerdings auch vorher nicht gewesen; es hatte nur wesentlich mehr Mühe gekostet, größere Summen in kleinen Raten einzuheimsen.
    Wahrhaftig, Pater Rochus brauchte sich keine Gedanken wegen des Geldes zu machen, das er Babuschka zukommen lassen wollte, um Natascha zu imponieren. So oder so kam der stellvertretende Custos nicht daran vorbei, ihm den benötigten Betrag auszuhändigen. Da es sich diesmal aber um immerhin fünftausend Rubel handelte, suchte er nach seiner Rückkehr zunächst den Ordensbruder Markus auf und erzählte ihm, daß er in Warschau eine alte, verarmte Dame kennengelernt habe, der von habgierigen Geldgebern für eine Schuld von fünftausend Rubeln zwanzig Prozent Zinsen abverlangt würden.
    Pater Markus stellte lakonisch fest: »Du brauchst also sechstausend. Oder sind die Zinsen schon bezahlt?«
    »Nein.«
    »Wie damals bei meinen Eltern. Da ging es uns leider noch nicht so gut wie heute. Drei Jahre lang habe ich Zinsen gezahlt. Erst dann konnte ich die Schuld tilgen.«
    »Gehst du mit zu Bazil?«
    Der Ordensbruder nickte. »Bleib aber hart, wenn er nichts herausrücken will. Er ist es schließlich gewesen, der sich am Tresor vergriffen hat.«
    »Eben! Und wenn er wieder so tut, als gehe es um sein Geld, dann werde ich ihm was erzählen. Der Orden hortet Millionen, und kein Mensch weiß, was damit angefangen werden soll. Erstaunlich, daß wir im Moment den Kreuzweg anlegen und den Bau einer offenen Abendmahlskapelle mit vierzig bis fünfzig Beichtstühlen planen. Aber was ist das schon? Unter den gegebenen Umständen betrachte ich es als ein gutes Werk, wenn wir anderen helfen.«
    »Hast recht«, sagte Pater Markus.
    Als der stellvertretende Custos seine Ordensbrüder kommen sah, ahnte er, was ihm drohte. »Wollt ihr mich wieder erpressen?« schnaubte er giftig.
    »Nenne es, wie du willst«, antwortete Pater Rochus grob. »Ich brauche achttausend. Drei hab' ich erspart, fünf erwarte ich von dir. Das Geld soll eine verarmte alte Dame erhalten, die von Geldschneidern in die Zange genommen worden ist.«
    »Und was geht dich das an?«
    »Sie ist die Tante des jungen Goldschmiedes, dessen Monstranz-Entwurf ich dir gezeigt habe.«
    »Wann braucht sie das Geld?«
    Pater Rochus war nahe daran zu sagen, es eile nicht. Aber dann kam ihm die Idee, Natascha zu bitten, den Betrag in Czenstochau abzuholen. Bis Weihnachten waren es noch sechs Wochen. Wenn möglich wollte er sie früher wiedersehen. Er antwortete deshalb: »Spätestens in vierzehn Tagen.«
    »Gut«, sagte Pater Bazil. »Da edle Motive dich leiten, sollst du das Geld haben. Es ist aber das letzte Mal, daß ich dir etwas gebe. Wenn du nochmals kommst, bekenne ich meine Verfehlung und melde dich als Erpresser. Dann bist du genauso dran.«
    Pater Markus grinste. »Wenn es hart auf hart geht, hab' ich noch etwas anderes in petto.«
    Der stellvertretende Custos sah ihn böse an. »Worauf willst du hinaus?«
    »Wirst du schon sehen.«
    Nach Verlassen der Zelle fragte Pater Rochus: »Sag mal. Markus, hast du ihn wirklich in der Hand?«
    »Und wie!« antwortete der Ordensbruder. »Aber darüber rede ich erst, wenn es unbedingt notwendig werden sollte. Eine gute Schneedecke bringt das Winterkorn zur Reife.«
    Natascha war überrascht, als sie knapp vierzehn Tage nach Pater Rochus' Abreise einen Brief von ihm erhielt. Zum Glück begegnete sie dem Postboten auf der Straße; denn was der Pauliner ihr schrieb, war so verwirrend, daß sie nicht gleich mit Babuschka darüber hätte sprechen können. Er teilte mit, in der glücklichen Lage zu sein, ihre Tante von der Zinslast und den Schulden befreien zu können, und er bat Natascha darum, das Geld baldmöglichst in Czenstochau abzuholen. Es sei nämlich zu bedenken, daß die Tilgung der Schuld höchstwahrscheinlich einer Kündigungsfrist unterliege, und ohne den erforderlichen Betrag in Händen zu halten, würde sie die Kündigung gewiß nicht aussprechen wollen. Er möchte ihr das Geld deshalb nicht erst Weihnachten, sondern schon jetzt übergeben. Natascha schwirrte der Kopf. Sie konnte den Brief lesen, sooft sie wollte, es schien festzustehen, daß Pater Rochus beabsichtigte, ihr außer der angeblichen Zinslast auch noch die von ihm errechnete Schuldsumme in Höhe von fünftausend Rubeln zur Verfügung zu stellen.
    In der Mittagspause rief sie Fedor an und bat ihn, sie am Abend abzuholen. Sie

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