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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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Frankreich geschickt, kommt hier mit Napoleon zusammen, der sich bemüht, ihn für einen gegen Rußland gerichteten Plan zu gewinnen. Er lehnt ab, da er dem Zaren sein Wort gegeben hat, nie wieder gegen Rußland zu kämpfen. Nach Napoleons Niederlage kehrt er nach Polen zurück. Alexander I. besucht ihn. Er versucht den Zaren zu bewegen, Polen eine freie Verfassung nach englischem Muster zu geben, erhält keine Zusage, vertritt Polens Interessen beim Wiener Kongreß und läßt sich zu guter Letzt in der Schweiz nieder, umsich nur noch der Landwirtschaft zu widmen. Nach seinen: Tode wird sein Leichnam auf Anordnung des Zaren nach Krakau überführt und in der Gruft der Könige und Feldherren beigesetzt.«
    Babuschka war immer wieder zutiefst bewegt, wenn über Tadeusz Kosciuszko gesprochen wurde. Heute aber segnete sie ihn insgeheim. Durch ihn hatte sich ein Gespräch entwickelt, das die letzten Hürden zwischen Roman und Pater Rochus forträumte. Immer wieder wurden Fragen aufgeworfen, und es dauerte nicht lange, da ging das Thema Kampf und Enttäuschungen auf die polnische Legion über, die unter General Dabrowski in Italien eingesetzt worden war und dort das Lied ›Noch ist Polen nicht verloren …‹aus der Taufe gehoben hatte.
    »Wie kam es eigentlich zur Schaffung der Legion?« erkundigte sich Fedor.
    »Das ist mit zwei Sätzen gesagt«, antwortete Roman. »Die vielen Polen, die nach Frankreich geflüchtet waren und für die Freiheit kämpfen wollten, durften aus verfassungstechnischen Gründen von der französischen Regierung zu keiner Truppe zusammengezogen werden. Erst als Napoleon in Italien die Lombardische Republik geschaffen hatte, ergab sich die Möglichkeit, in ihr eine Legion aufzustellen.«
    »Die man dann verkauft und verraten hat!«
    »Ja, nach dem Frieden von Campo Formio brauchte Napoleon keine Legionäre mehr. Um sie loszuwerden, ließ er sie nach Haiti verfrachten, wo sie im ungleichen Kampf mit den Negerrebellen im Dschungel aufgerieben wurden. Später aber, als der Korse gegen Preußen kämpfen mußte, erinnerte er sich unserer tapfer kämpfenden Landsleute und rekrutierte eine schlagkräftige Einheit, die sich allerdings nicht ›polnisch‹ nennen durfte, weil das Zar Alexander I. gereizt hätte. Also gab er ihr den Namen ›Nordische Legion‹, und diese entfachte nach der Schlacht von Jena in Großpolen den bekannten Aufstand. Dabrowski und Wybicki zogen in Posen, Kalisch und Warschau ein und hoben eine Armee von fast 50.000 Mann aus. Napoleon erwies sich jedoch nicht als dankbarer Kriegsherr. Er schuf kein neues Königreich Polen, sondern bildete aus dem von Preußen besetzt gewesenen Teil lediglich das ›Herzogtum Warschau‹ und setzte Friedrich August von Sachsen als Herzog ein. Und die Verfassung des neuen Staates, die aus Beratungen hätte hervorgehen müssen, wurde von ihm in Dresden in wenigen Stunden herunterdiktiert und der Regierungskommission aufoktroyiert.«
    »Wir wurden also wieder einmal verschaukelt«, empörte sich Natascha.
    »So würde ich es nicht nennen«, entgegnete Pater Rochus. »Das Herzogtum war ein modern aufgebautes Staatswesen, dessen Truppen unter dem Befehl des Kriegsministers Poniatowski mit großem Erfolg in Spanien kämpften. Durch die bravouröse Attacke der ›Chevaux Legers‹ in der Schlacht vor Madrid dokumentierte sie den soldatischen Ruhm unseres Landes vor aller Welt.«
    Roman Górski reichte dem Pauliner spontan die Hand. »Ihre Betrachtungsweise gefällt mir. Sie haben absolut recht.«
    Und da sagt man: Ein Mönch ist nirgendwo besser aufgehoben als im Kloster, dachte Babuschka und sandte ein Stoßgebet zum Himmel.
    Der Weihnachtsabend verlief nicht zuletzt harmonisch, weil Natascha Pater Rochus vorher im Hotel Bristol aufgesucht und ihn gebeten hatte, in Gegenwart ihres ›Vetters‹ Roman keinesfalls über die in Aussicht genommene Reise und über die Unterstützung zu sprechen, die er Babuschka gewährt hatte. Der Vetter sei, wie er ja selbst gesehen habe, außerordentlich nett und intelligent, leider aber auch sehr engherzig. Er habe der Tante wegen der Annahme des Geldes für die Zinszahlung Vorhaltungen gemacht und würde gewiß außer sich sein, wenn er von den fünftausend Rubeln für die Tilgung der Schuld erführe. Daß Babuschka sich noch nicht bedankt habe …
    Pater Rochus war Natascha ins Wort gefallen und hatte sie dringend ersucht, ihre Tante zu bitten, über die Geldangelegenheit nicht mit ihm zu sprechen. Beiden würden

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