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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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reizvolle Wasserpalais, das der berühmte Architekt Merlini für König Stanislaw August Poniatowski gebaut hatte. »Das wäre das richtige Refugium für mich«, sagte Natascha übermütig.
    »So etwas bekommt man nur, wenn man die Geliebte eines Königs ist«, erwiderte Pater Rochus amüsiert.
    »Oder der Geliebte einer Zarin! Siehe König Stanislaw August Poniatowski.«
    Er nickte. »Seltsam, daß Geliebte durchweg besser gestellt sind als Ehepartner.«
    »Du vergißt, daß sie in der Regel bildhübsch sind«, entgegnete Natascha hintergründig. »Und wenn sie altern, haben sie ihr Schäfchen ins trockene gebracht.«
    Er betrachtete sie von der Seite. »Könntest du die Geliebte eines Mannes sein?«
    »Es käme darauf an, wer es wäre und was er mir zu bieten hätte.«
    »Schade, daß ich kein König bin.«
    Sie lachte. »Sei froh! Du hättest dann wahrscheinlich einen dicken Wanst, ein schiefes Gesicht, eine knollige Nase oder sonst einen Fehler. Das Verrückte ist doch, daß man sich Geliebte nur leistet, wenn man der wahren Liebe entsagen muß.«
    Über zwei Stunden gingen sie durch den Park. Sie wurden sich der Zeit erst wieder bewußt, als es schon dunkel geworden war, und romantische Gaslaternen ihnen den Weg wiesen.
    »Jetzt sieht alles noch verträumter und märchenhafter aus«, begeisterte sich Natascha und hakte sich bei Pater Rochus ein.
    Er sah sie fast erschrocken an.
    »In der Dunkelheit ist die schwarze Priesterkleidung nicht zu erkennen«, fuhr sie ausgelassen fort. »Und es ist höchste Zeit, daß ich mich bei dir bedanke.«
    »Wofür?«
    »Für den herrlichen Brillanten.« Sie umarmte ihn plötzlich und küßte ihn.
    Im ersten Moment war er wie erstarrt. Dann aber erwiderte er den Kuß.
    Natascha spürte, daß sich der Mann in ihm regte, und beendete schnell ihr Spiel mit dem Feuer. Allerdings nur, um es auf andere Weise fortzusetzen. »Dir ist gewiß kalt geworden«, sagte sie und führte seine Hände in ihren Muff.
    Sie standen dicht voreinander. Ihre Augen begegneten sich.
    »Freust du dich auf Wien?«
    »Unendlich!«
    Pater Rochus versuchte erneut, Natascha zu küssen, doch sie bog sich zurück und schob seine Hände behutsam aus ihrem Muff. Wer herrschen will, muß beherrschenden Götzen entfliehen, dachte sie. Das Feuer knisterte, und das war ihr im Augenblick genug.
    Natascha und Pater Rochus waren nicht mehr die gleichen, als sie vom Spaziergang zurückkehrten. Er begegnete den Hausbewohnern mit einer unübersehbaren Scheu, während sie eine Lebhaftigkeit zur Schau stellte, die peinlich berührte. Ihre Bewegungen waren forciert, ihr Lachen glich dem Girren eines albernen Mädchens.
    Roman Górski beobachtete seine Schwester mit Befremden. Er witterte Unrat und wartete nur darauf, daß der Pauliner sich verabschiedete. Er wollte Natascha gründlich die Meinung sagen.
    Babuschka war ebenfalls unzufrieden. Ausschließlich Dankbarkeit hielt sie davon ab, nicht offen auszusprechen, wie sehr es ihr mißfiel, daß Pater Rochus mit ihrer Nichte so lange im Dunkeln spazierengegangen war. Nur Fedor hatte nichts auszusetzen. Wenn Natascha weitermachte wie bisher, konnte er in absehbarer Zeit mit einem Auftrag rechnen. Alles andere war ihm gleichgültig.
    Eben darum war er überaus erstaunt, als Roman seine Schwester anblaffte, kaum daß Pater Rochus das Haus verlassen hatte. »Erstaunlich, daß du den Herrn Pauliner nicht auch noch höchstpersönlich zum Hotel bringst«, schrie er sie an.
    Natascha schien den Angriff erwartet zu haben, denn sie fragte unbewegt: »Wie soll ich das verstehen?«
    »Na, wie schon? Hast du dich nicht zwei Stunden lang mit ihm in der Nacht herumgetrieben?«
    »In der Wahl deiner Worte solltest du vorsichtiger sein«, warnte sie ihn. »Spazierengehen und Herumtreiben sind zweierlei Dinge.«
    »Da gebe ich dir recht«, mischte sich Babuschka ein. »In der Sache aber stehe ich auf Romans Seite. Es war wirklich ungehörig von euch, so lange fortzubleiben.«
    Natascha warf ihren Kopf in den Nacken. »Wir hatten uns eben viel zu erzählen.«
    »Das hättet ihr auch hier tun können«, ereiferte sich Roman.
    »Wir legten aber Wert darauf, allein zu sein.«
    Er höhnte: »Etwa wie ein Liebespaar?«
    »Warum nicht?«
    Babuschka stieß unwillig mit dem Fuß auf. »Werde nicht geschmacklos.«
    Natascha wurde aggressiv. »Geschmacklos seid ihr! Nicht eine Sekunde denkt ihr daran, wem wir es zu verdanken haben, daß wir in diesem Jahr ein so üppiges Weihnachtsfest feiern können. Seit

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