Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
Vom Netzwerk:
Schatzkammer vor. Erst hier wagten sie, eine Kerze anzuzünden, in deren Schein sie den Geldschrank aufsperrten und aus seinen Fächern wahllos möglichst große Scheine herausnahmen.
    »Wir sollten es nicht übertreiben«, warnte Pater Markus, als sie bereits fünfzehntausend Rubel an sich gebracht hatten.
    Pater Rochus verschloß den Tresor. »Hast recht. Lieber etwas weniger und dafür öfter.«
    Pater Markus kicherte. »Ich möchte wissen, was du viel nennst.«
    »Eine Million und darüber.«
    Vorsichtig schlichen sie zur oberen Etage des Klosters zurück, wo sie Pater Rochus' Zelle aufsuchten, um das Geld zu teilen.
    »Ich bin mit zweitausend zufrieden«, flüsterte Pater Markus. »Ich habe schon so viel gespart, daß ich nicht weiß, wohin damit. Und sollte ich auswandern, dann kann ich bei Bruder Bazil immer noch einen kräftigen Schluck aus der großen Flasche nehmen.«
    »Hast doch gesehen, daß er nicht mehr mitspielt.«
    »Jetzt nicht. Er wird aber keine Schwierigkeiten machen, wenn ich ihm sage, daß ich von seiner Geliebten weiß und ihren Namen kenne.«
    Pater Rochus vergaß die Rubel, die er abzählbereit in der Hand hielt. »Was sagst du da? Bruder Bazil hat eine Geliebte?«
    »Leise!« zischte Pater Markus.
    »Erzähle!«
    »Verstau erst mal deine Rubelchen. Wenn jemand uns hören und hier auftauchen sollte, wäre unser Fischzug umsonst gewesen.«
    Pater Rochus hob die Bodenplatte seines Schrankes hoch und ließ 13.000 Rubel im darunterliegenden Hohlraum verschwinden.
    »Hast du ein Schnäpschen?«
    »Klar doch. Aber du mußt erzählen.«
    Die nächste Viertelstunde verging wie im Fluge. Pater Markus machte kein Hehl daraus, daß er während seines letzten Urlaubs in Prag in Zivilkleidung im Grand Hotel abgestiegen war. Von seinem Fenster aus habe er im gegenüberliegenden Stadtpark den stellvertretenden Custos, ebenfalls in Zivil, Arm in Arm mit einer mondänen Dame Spazierengehen sehen. Um sich zu vergewissern, sei er gleich zur Reception gegangen und habe dort festgestellt, daß Pater Bazil unter seinem bürgerlichen Namen abgestiegen war. Und zwar mit seiner ›Ehefrau, geborene Potocki‹. Er habe daraufhin vorsorglich schnell das Hotel gewechselt und sei zum Wenzelplatz umgezogen.
    Pater Rochus schenkte neu ein. Seine Hand zitterte. »Und wie sah die Frau aus?«
    »Von nahem habe ich sie nicht gesehen. Sie machte aber einen sehr eleganten Eindruck und trug einen Hut mit einer Pleureuse, wie es jetzt Mode ist. Über ihrer Schulter lag ein langer Pelz, und in der Hand hielt sie einen Schirm mit einer großen Seidenschleife. Schick, sage ich dir. Ich habe Bruder Bazil richtig beneidet.«
    »Ich hätte es nie für möglich gehalten, daß der sich eine Geliebte hält.«
    »Tja, die Welt ist voller Geheimnisse.«
    Pater Rochus leerte sein Glas, als müsse er sich Mut antrinken. »Hast du schon mal eine Freundin gehabt?«
    Sein Ordensbruder schüttelte den Kopf. »Dazu fehlt mir der Mut. Ich hätte aber schon zweimal eine haben können. In Wilna und in Paris. Hochanständige Frauen aus besten Kreisen.«
    »Und warum hast du verzichtet?«
    »Ach, weißt du, das ist alles so kompliziert. Ich habe auch Angst gehabt, mich zu blamieren. Und dann hinterher die Beichte! Davor graute mir am meisten.«
    »Ich möchte wissen, wie Bruder Bazil dieses Problem gelöst hat.«
    Pater Markus grinste. »Ich glaube, der macht's ganz schlau. Jedenfalls besucht er nach jedem Urlaub einen alten Propst, der sich in Myszkow zur Ruhe gesetzt hat. Ich vermute, daß er bei ihm beichtet.«
    Pater Rochus griff nach der Flasche. »Trinken wir noch einen?«
    Der Ordensbruder lehnte dankend ab; er müsse am Morgen die Messe lesen. Das hinderte ihn jedoch nicht, sich zu erkundigen, ob Pater Rochus seit seinem Eintritt in das Kloster jemals eine Frau gehabt habe.
    »Noch nicht«, antwortete er merkwürdig betont und fügte verschämt hinzu: »Ich bin aber in eine Frau verliebt.«
    Pater Markus wurde lebhaft. »Und davon hast du mir nichts gesagt?«
    »Ich weiß ja nicht, ob sie mich erhören wird.«
    Pater Markus' Augen glänzten. Er griff sich an den Mund. »Willst du's bei ihr versuchen?«
    Die Peinlichkeit der Frage ernüchterte Pater Rochus. Schluß, sagte er sich. Ochsen gehören auf den Acker und nicht ins Rathaus.

9
    Nataschas Lebenshunger wuchs mit jedem Tag. Sie sprach nur noch von der Reise nach Wien und sah sich im Geiste bereits in einem Abteil Erster Klasse sitzen. Die Vorstellung, in einem rotgepolsterten, mit

Weitere Kostenlose Bücher