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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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darum, Babuschka ängstlich zu machen. Die Tante sollte befürchten, die munter sprudelnde Quelle zu verlieren. »Ich werde dich hier besuchen«, tröstete sie ihn. »Dann sind wir allein, und es gibt keinen Ärger.«
    Pater Rochus verschwieg, daß ihn diese Entwicklung erleichterte. Es hatte ihn sehr bedrückt, daß Babuschkas und Romans Stimmung nach seinem Spaziergang mit Natascha merklich umgeschlagen war. »Wirst du nicht neuen Ärger bekommen, wenn du mich hier besuchst?« fragte er besorgt.
    »Das erfährt ja niemand«, beruhigte sie ihn. »Ich behaupte einfach, Dienst zu haben.«
    »Aber sie wissen doch, daß du für einige Tage freigenommen hast.«
    Natascha schnippte mit dem Finger. »Es ist eben etwas dazwischengekommen.«
    Romans gutgemeintes Eingreifen wirkte sich in jeder Hinsicht negativ aus. Natascha und Pater Rochus trafen sich nicht mehr offen, sondern heimlich; das erhöhte den Reiz und intensivierte die vertrauliche Atmosphäre. Babuschka spürte, daß Natascha ihr weniger offen begegnete; das verstärkte ihr Mißtrauen und errichtete eine Barriere. Und Pater Rochus hatte nur noch einen Gedanken: Natascha finanziell unabhängig zu machen. Kein Vetter und keine Dienststelle sollten ihr Vorschriften machen können. Ein Traumleben wollte er ihr bereiten. Er konnte ihren Kuß nicht vergessen.
    Es war daher nicht verwunderlich, daß er nach seiner Rückkehr in das Kloster alles daransetzte, um seine Wünsche schnell verwirklichen zu können. »Wir müssen nochmals mit Bruder Bazil sprechen«, erklärte er seinem Freund Pater Markus.
    »Brauchst du schon wieder Geld?« fragte der überrascht.
    »Sogar sehr viel!« Er faltete gottergeben die Hände. »Wenn man anfängt, Löcher zu stopfen, nimmt es kein Ende. Die alte Dame ist höher verschuldet, als ich dachte.«
    »Bruder Bazil wird aber nicht mehr mitmachen.«
    »Ich denke, du hast ihn in der Hand.«
    »Hab' ich auch. Meinen Trumpf muß ich mir jedoch für den Notfall aufsparen. Du weißt, daß ich mich mit dem Gedanken trage, meiner Familie nach Amerika zu folgen.«
    Tatsächlich war der stellvertretende Custos nicht gewillt, sich nochmals erpressen zu lassen. »Ich werde mich stellen und euch anzeigen«, erklärte er unmißverständlich, als die beiden ihn aufsuchten und erneut Geld verlangten.
    Pater Rochus lenkte erstaunlich schnell ein. »Nun gut«, sagte er. »Ich will dann nicht weiter in dich dringen.« Er wäre nicht so nachgiebig gewesen, wenn der hinter ihm stehende Vertraute nicht an seiner Kutte gezupft und damit zu verstehen gegeben hätte, er solle den Bogen nicht zu überspannen. Aber er ärgerte sich, als sie die Zelle Pater Bazils verlassen hatten, und brummte unwillig: »Warum wolltest du, daß ich nachgebe?«
    »Weil ich einen besseren Weg weiß.«
    Pater Rochus sah ihn erwartungsvoll an.
    »Betrachten wir Bruder Bazil als nachahmenswertes Beispiel. Machen auch wir uns über den Geldschrank her!«
    »Und wie willst du an die Schlüssel kommen?«
    »Wir werden nicht so dumm sein, sie uns widerrechtlich anzueignen. Das wäre viel zu riskant. Nein, es geht einfacher und sicherer, wenn wir in einem geeigneten Augenblick, zum Beispiel, wenn einer von uns mit der Führung durch die Schatzkammer beauftragt ist, von den Schlüsseln Wachsabdrücke nehmen, uns Duplikate anfertigen lassen und dann nachts heimlich in die Schatzkammer schleichen.« Pater Rochus war überrascht. »Die Idee ist nicht schlecht. Wir brauchen aber vier Nachschlüssel: zwei für die Korridortüren, einen für die Schatzkammer und einen für den Tresor.«
    »Ob wir nun zwei oder vier herstellen lassen, bleibt sich gleich.«
    »Und wer macht uns die Nachschlüssel?«
    »Der Schlosser Jusefat Kiewicz. Ich hatte einmal meinen Schrankschlüssel verloren. Da hat er das Schloß ausgebaut und mir einen neuen Schlüssel gemacht.«
    Sie besprachen den Plan bis ins kleinste Detail und kamen überein, daß Pater Rochus die Wachsabdrücke besorgen und Pater Markus die Beschaffung der Duplikate übernehmen sollte. Und schon vier Wochen später waren sie im Besitz sauber gefeilter Nachschlüssel, für die Pater Markus dem verblüfften Schlosser dreißig Rubel in die Hand gedrückt und das Versprechen abgenommen hatte, nicht über die Angelegenheit zu reden, da es sich um einen Satz Doppelschlüssel handle, die er verloren habe. Wenn das herauskomme, würde er große Schwierigkeiten bekommen.
    Zwei Tage später tasteten sie sich eine Stunde nach Mitternacht im Dunklen bis zur

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