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Schalck-Golodkowski: Der Mann, der die DDR retten wollte (German Edition)

Schalck-Golodkowski: Der Mann, der die DDR retten wollte (German Edition)

Titel: Schalck-Golodkowski: Der Mann, der die DDR retten wollte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schumann , Heinz Wuschech
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Kooperation mit unseren östlichen Nachbarn gewidmet« hieß es dort. »Er hat viele persönliche Kontakte mit östlichen Wirtschaftsfunktionären geknüpft und so allmählich eine Basis des Vertrauens geschaffen.«)
    Einer dieser Kontakt-und Vertrauenspersonen war Schalck-Golodkowski, der die Offerte in Leipzig – von ihr völlig überrascht, aber doch deren Brisanz erkennend – umgehend an Mittag und Mielkes Vertrauten Volpert weitermeldete. Mittag begriff, im Unterschied zu Mielke, nicht, dass es sich um ein Signal zur Anbahnung deutsch-deutscher Gespräche handelte. Er hielt eine simple Benachrichtigung von Ministerpräsident Stoph für ausreichend. Mielke hingegen insistierte mit Nachdruck beim Premier und drängte auf ein solches Treffen. Egal, ob er dies aus politischen Erwägungen tat oder darauf hoffte, sich mit König eine geheimdienstliche Quelle in Westberliner Regierungskreisen zu erschließen: Mielke sorgte letzten Endes dafür, dass sich sein OibE Schalck in seiner Funktion als Stellvertretender Minister für Außenund Innerdeutschen Handel mit dem Westberliner Wirtschaftssenator traf.
    Im Mai 1967 fuhr dieser mit der S-Bahn nach Zehlendorf und traf sich mit König und dem Geschäftsmann, der die Begegnung in Leipzig angeregt hatte, zu Kaffee und Kuchen und Smalltalk. Anschließend lud ihn König privat zu sich nach Hause, man fuhr zu zweit im Daimler nach Friedenau, wo König eine große Altbauwohnung hatte. Dort, unter Stuckdecke und vier Augen, entwickelte König ein Konzept zur Erweiterung des Handels zwischen Westberlin und der DDR. Er schlug erstens die Errichtung eines Braunkohlekraftwerkes in der DDR vor; die Turbinen der AEG, die dort eingebaut werden würden, sollte die DDR mit nach Westberlin geliefertem Strom bezahlen. Zweitens bot er eintausend in Westberlin produzierte Eisenbahnwaggons zu Sonderpreisen an. Einzige Bedingung: alles »leise« zu regeln, Diskretion statt politischer Propaganda. Denn: Die Deutsche Industriewerke AG, der Anbieter dieser Waggons, stand kurz vor der Pleite – der Auftrag aus der DDR würde dem Unternehmen die Existenz sichern, das sollte Ostberlin aber nicht an die große Glocke hängen. Bei Diskretion werde man auch über mehr reden. Beispielsweise würde man demnächst mit Bohrungen nach vermuteten Erdgasvorkommen unter der Stadt beginnen, vielleicht böte sich da die Chance einer Kooperation …
    Schalck informierte nach seiner Rückkehr Stoph und Mielke und bereitete einen Finanzierungsplan für den Kauf der Eisenbahnwaggons vor, welchen König akzeptierte: halbjährliche Ratenzahlungen, Laufzeit zehn Jahre, Zinsen sieben Prozent, Überweisung der ersten Tranche am 1. Juli 1970.
    Die Chemie zwischen Schalck, Mitte 30, und dem Mittfünfziger König stimmte. Schon beim dritten Treffen sprachen sie auch über neuralgische Themen. Westberlin pumpte seine Abwässer auf die Rieselfelder vor den Toren Berlins, schließlich hatten die Stadtväter bei der Anlage des Systems nicht vorgesehen, dass die Stadt einmal geteilt sein würde. Dafür jedoch weigerte sich bis dato der Senat zu zahlen – wie er auch für die Instandhaltung der durch Ostberlin führenden U-Bahn-Linie. König erklärte, dass der Senat bereit sei, die Forderungen der DDR als legitim anzuerkennen und sie auch zu begleichen.
    Darüber hatte vor und nach dem Mauerbau Westberliner Regierungsstellen sich grundsätzlich geweigert zu reden, denn es galt, alles zu vermeiden, was den Eindruck vermittelte, Ostberlin bzw. die DDR seien ebenbürtige und akzeptierte Verhandlungspartner. Deren Nichtanerkennung war nicht nur Ausdruck von Ignoranz der Realität, sondern erklärtes politisches Programm des Westens.
    Dieses stellte König damit infrage.
    Auf solche Weise waren politische wie auch wirtschaftliche Interessen beider Seiten miteinander verwoben. Das war die Schnittstelle, an der Schalck fortan bis Ende 1989 arbeiten sollte. Sein Kerngeschäft bestand in der Erwirtschaftung von Devisen mit KoKo, aber das bedeutsamere Nebengeschäft war die Herstellung von politischen Rahmenbedingungen zur Verbesserung der Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten einschließlich jener zwischen Westberlin und der DDR. Das machte seine Sonderstellung als diskreter Unterhändler zwischen den beiden Welten aus. Es gab mit Rechtsanwalt Wolfgang Vogel noch einen zweiten, doch der war kein Ökonom, sondern Jurist.
    In der Folgezeit sollte Schalck-Golodkowski auf vielen Feldern aktiv werden: Westberliner Abwasser,

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