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Schalom

Titel: Schalom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Guys Einheit verlangen solle. Dann legten sie auf, und plötzlich war der kleine Warteraum von Sde Dov sehr, sehr still.
    Alle Passagiere des Flugs, den er hatte nehmen wollen, waren schon abgefertigt und an Bord gegangen, und nur wenige Frauen vom Bodenpersonal waren hinter den Schaltern, dazu noch ein oder zwei Passagiere späterer Flüge, die wie er sehr früh gekommen waren. Ein schneller Blick auf die Anzeigetafel zeigte ihm, dass die Maschine noch nicht gestartet war, und ohne zu zögern, wandte er sich an eine Bodenstewardess, die aber gerade telefonierte und keine Anstalten machte, das Gespräch zu beenden. Er trommelte nervös auf der Theke. Als sie sich endlich ihm zuwandte, versuchte er ihr zu erklären, was passiert war, sah ihr aber an, dass sie nicht sonderlich beeindruckt war.
    »Tut mir leid«, sagte sie, »ich kann Ihnen nicht helfen, dieser Flug ist schon geschlossen, die Maschine startet bereits.«
    Er wollte sagen, er wisse, dass die Maschine noch nicht gestartet sei, bestimmt könne man sie noch kurz aufhalten, um ihn mitzunehmen, doch genau in diesem Moment vibrierte das Handy in seiner Tasche, und noch bevor es klingeln konnte, hatte er es bereits am Ohr und erwartete Guys Stimme.
    »Avri?« Es war die Stimme seiner Mutter.
    Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Immer hatte sie sich geweigert, ihn auf seinem »Taschentelefon« anzurufen, wie sie es nannte, warum musste sie es ausgerechnet heute tun?
    »Avri, hörst du mich?«
    Natürlich konnte sie die Nachrichten gehört haben, aber woher wusste sie, wo Guy diente? Wer, zum Teufel, hatte ihr erzählt, dass Guy dort diente? Er hatte jetzt keine Geduld für ihr Gerede. Außerdem musste die Leitung frei bleiben, falls Guy anrief. Avri zögerte kurz, ob er sich überhaupt melden sollte. Sie hatte diese Nummer noch nie gewählt, und wenn er nicht antwortete, würde sie wohl auflegen und es nie wieder probieren.
    »Avri?«
    Ihre Stimme zitterte vor Aufregung, er konnte sie nicht länger ignorieren.
    »Ja, Mutter, ich höre«, sagte er. »Was gibt’s?«
    Sie schrie förmlich: »Avri, hörst du mich?«
    Er dachte, wenn sie noch einmal fragt, ob ich sie höre, lege ich auf, aber diesmal war es keine Frage. Sie redete weiter, ohne auf seine Antwort zu warten.
    »Er war bei mir!«, rief sie entzückt.
    Was sollte das heißen, er war bei ihr? Wer, zum Teufel, war bei ihr? Wer hatte jetzt die Geduld, sich anzuhören, dass wieder mal ein alter Mann, irgendein früherer Freund des Vaters, ihr einen Besuch abgestattet hatte? »Wer war bei dir, Mutter?«
    »Nun, Menachem, das heißt … er war plötzlich da, ohne sich vorher anzukündigen, und war da und klopfte an die Tür.«
    Lieber Gott, gerade jetzt konnte er ihre sonderbaren Geschichten nicht brauchen.
    »Mutter, er kann nicht zu dir kommen, Vater ist schon …«
    »Nun ja, das ist wegen der Ähnlichkeit. Das kann man nicht beschreiben. Sogar seine Stimme …«
    »Von wem?«
    »Was heißt da wer? Er! Guy!«
    Guy in Haifa? Was sollte der Quatsch? Wie sollte er überhaupt nach Haifa kommen, er war doch in Gaza. Und seit wann sah Guy seinem Großvater ähnlich? Sie war durcheinander. Guy wäre nicht in Urlaub gegangen, ohne ihm vorher Bescheid zu geben, und ganz bestimmt wäre er nicht zu ihr nach Haifa gefahren.
    »Wann war er da?«
    »Er ist erst vor paar Minuten gegangen«, sagte sie.
    »Mutter, Guy ist in Gaza, wie kann es sein, dass er bei dir war?«
    »Was redest du da? Was hat er in Gaza zu suchen? Er arbeitet in einem Altersheim in Tel Aviv. Hast du diesen Jungen mal gesehen? Weißt du, wie ähnlich er eurem Vater sieht? Das ist ganz einfach …«
    Als er begriff, von wem sie sprach, wollte er sie nicht mehr korrigieren, er wollte ihr nicht von dem explodierten Panzer erzählen. Sie sprach weiter. Er wusste, wie dringend sie einen Zuhörer brauchte, aber niemand konnte von ihm erwarten, dass er sich jetzt anhörte, wie begeistert sie von Jakis Sohn war. Er arbeitete ehrenamtlich in einem Tel Aviver Altersheim, während sein eigener Sohn in Gaza war. Avri wusste natürlich, dass sie dieses Enkelkind nie zuvor gesehen hatte, und hörte ihr an, wie aufgeregt sie war, aber du lieber Gott, was für ein schlechtes Timing.
    »Verstehst du das, Avri?«, sagte sie.
    »Ja, Mutter, ich verstehe, ich verstehe, aber ich kann jetzt nicht sprechen, ich rufe dich heute Abend wieder an …«
    »Was? Kommst du heute Abend?«
    Er sagte: »Nein, Mutter, ich rufe dich an, wenn ich zu Hause bin. Jetzt muss ich ins Flugzeug

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