Schalom
Unterbringung zu sorgen und sie abzuholen. Wenn sich alles aufgeklärt hatte, würden sie einen Weg finden, sich bei Avri zu bedanken.
»Da ist es schon!«, sagte Anna, und auch er sah nun den hellen Streifen, der aus dem Blau hervortrat.
Er entdeckte Avri sofort, als sie mit den Koffern die Ankunftshalle betraten. Er wollte winken, aber Avri, obwohl er am Ende des Ausgangs wartete, schaute nicht in ihre Richtung. Sogar von Weitem konnte er die Sorge im Gesicht seines Bruders erkennen, und sofort überkam ihn eine seltsame Schwäche. Anna bemerkte es nicht, weil er sich auf den Kofferkuli stützte. Wusste Avri etwas, was er ihnen noch nicht sagen konnte oder wollte?
»Da ist Avri!«, sagte Anna und winkte heftig mit beiden Händen.
Jetzt bemerkte er sie, und das breite Lächeln auf seinem Gesicht schenkte Jaki neue Kraft. Er fasste sich und lief schneller. Avri rannte auf sie zu, sie fielen sich in die Arme. Er spürte, wie Avri ihm liebevoll auf den Rücken klopfte, und drückte ihn fester. Er konnte kaum die Tränen zurückhalten, musste schlucken und stellte verwundert fest, wie bewegt er war.
Avri befreite sich und wandte sich zu Anna. Auch sie hatte Tränen in den Augen. Sofort und ohne Umschweife schilderte Avri nun, was er unternommen und bisher herausgefunden hatte. Er bemühte sich, sie zu überzeugen, dass der unbekannte Tote nichts mit Gil zu tun hatte. Anna sog seine Worte ein wie eine Verdurstende. Gerade die vielen Worte vergrößerten jedoch Jakis Besorgnis. So viele Details und alle waren wichtig, aber wo war Gil? Avri ließ ihnen keine Zeit zum Nachdenken, er führte sie zum Auto. Das Altersheim, in dem Gil arbeitete, habe ihnen ein Zimmer zur Verfügung gestellt, sagte er und erkundigte sich nach den DNA -Proben. Ohne eine Antwort abzuwarten, sagte er, wenn sie ihr Gepäck ins Zimmer gebracht hatten, sollten sie sofort zur Polizei fahren, um die Proben abzugeben. Er, Avri, müsse leider noch heute nach Hause zurück, um Guy zu treffen, der in diesen Minuten vom Gazastreifen nach Eilat unterwegs war.
Jaki wusste natürlich nicht, was seinen Bruder bedrückte, aber der gesenkte Blick und das plötzliche Zittern in Avris Stimme, als er Guy erwähnte, war ihm nicht entgangen. Sofort fragte er sich, warum es ihm nie in den Sinn gekommen war, dass die Sorgen, die sie jetzt mit Gil durchmachten, Avri und Vicky Tag für Tag durchmachen mussten?
Er hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen, hatte aber nicht genug Zeit, um die Worte zu formulieren, denn Anna unterbrach seine Gedanken und sagte entschieden:
»Wir kommen mit dir!«
Avri hob seinen Kopf aus dem Kofferraum, in den er gerade die Koffer schob, und sagte, sie sollten sich auf Gil konzentrieren. Aber Anna unterbrach ihn erneut und sagte: »Wir geben bei der Polizei ab, was wir haben, begleiten dich nach Eilat und kommen morgen zurück! Heute können wir sowieso nichts mehr erreichen.«
Avri verstummte und sah Jaki fragend an. Aber Jaki war stolz, dass auch Anna Avris Sorgen bemerkt hatte. Und auch ohne dass er etwas sagte, war ja wohl klar, dass er hinter seiner Frau stand.
Avri bat sie einzusteigen.
Jaki machte die hintere Tür auf, um sich neben Anna zu setzen, aber sie hinderte ihn daran. »Setz dich neben deinen Bruder!«, sagte sie. »Er ist doch kein Taxifahrer.«
Jaki musste an seine Mutter denken, aber die Stimme seines Vaters hallte noch in seinen Ohren »… Auch deine Frau nicht und nicht ihre Kinder!«
Nun ja, Gil hatte sich einen Weg zu ihr gebahnt, er hatte sich einen Platz in ihrem Herzen erobert, aber mit Anna würde das nicht klappen. Und solange sie Anna nicht einlud, würde er sie nicht besuchen.
Avri drückte die Kurzwahltaste und sagte: »Ich habe versprochen, ihr Bescheid zu geben, wenn ihr gelandet seid.«
Sie schwiegen und das Klingeln des Telefons erfüllte das Auto.
Jaki war erschöpft. Kein Mensch wusste, wo Gil war, und er saß neben Avri und wartete auf die Stimme ihrer Mutter, während Anna hinten saß und er ihr nicht einmal in die Augen schauen konnte.
Obwohl er ihre Stimme beim ersten Ton erkannte, sagte Jaki kein Wort. Er ließ Avri berichten, dass sie gut gelandet waren und jetzt zur Polizei fuhren, um die DNA -Proben abzugeben, und mischte sich nicht ins Gespräch. Natürlich schwieg auch Anna.
»Und wo ist er jetzt?«, fragte die Mutter.
»Ich habe es dir doch gesagt. Wir fahren zur Polizei, um …«
»Ja«, sagte sie, »aber wo ist er jetzt?«
Jaki sah Avris fragenden Blick, sagte aber
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