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Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition)

Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition)

Titel: Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meike Nilos
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Willoughbys Haus anzusehen, bei dem es sich in Wahrheit um das Haus seiner Tante handelte, wie ich durch den Oberst erfahren hatte. Deswegen hatte sie ihm ihren Willen aufzwingen können, er hatte keine Wahl gehabt, sonst hätte er sich bestimmt für mich entschieden. Ich zitterte vor Kälte und meine Tränen vermischten sich mit dem Regen, der stärker geworden war und über meine Wangen strömte.
    Elinor nahm mich in den Arm. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie mir gefolgt war. “Komm nach Hause, Marianne”, sagte sie und zog mich sanft mit sich.
    Ich wehrte mich nicht, es war bedeutungslos, wo ich mich meinem Schmerz hingab. Sie brachte mich zu Bett. Meine Erkältung wuchs sich zu einer schweren Lungenentzündung aus, ich bekam hohes Fieber und der Arzt musste geholt werden. Es stand so schlecht um mich, dass er mit dem Schlimmsten rechnete. Elinor saß unablässig an meinem Bett und Oberst Brandon erkundigte sich mehrmals täglich nach meinem Befinden. All das erfuhr ich erst später, ich lag im Fieberwahn darnieder und bemerkte nicht, wie meine Familie und Freunde um mein Leben bangten.
    Ich überstand die Krankheit, aber mein Körper erlangte nur langsam seine Kräfte zurück. Oberst Brandon besuchte mich auch weiterhin täglich, er erzählte mir die Neuigkeiten, las mir aus meinen Lieblingsbüchern vor und anschließend diskutierten wir darüber. Bald schon lernte ich seine Anwesenheit zu schätzen, seine ruhige, überaus gebildete Art, seinen leisen Humor. Es gefiel mir, wie er mich ansah, in seinen Blicken lag eine tiefe respektvolle Zuneigung. Niemals wäre er mir zu nahe getreten oder hätte etwas von mir verlangt, das ich nicht zu tun bereit war.
    Meine Zuneigung zu ihm wuchs langsam, aber beständig. Waren seine Besuche anfangs nur eine nette Abwechslung gewesen, konnte ich sein Erscheinen bald kaum erwarten. Wenn er sich verspätete, lief ich pausenlos zum Fenster, lauschte, ob ich Hufgetrappel hören konnte, erkundigte mich jede Minute nach der Uhrzeit.
    Oft fing ich Elinors wissendes Lächeln auf, natürlich war ihr die Veränderung meiner Gefühle nicht entgangen, doch sie schwieg, bis ich mir selbst eingestand, dass ich ihn liebte. Es war keine alles verzehrende Feuersbrunst, wie sie mich mit Willoughby überrannt hatte, es war ein verlässliches Kaminfeuer, das meinen Körper und Geist wärmte. Es loderte nicht auf, als hätte man Öl hineingegossen, doch es würde ein Leben lang beständig brennen. Als der Oberst um meine Hand anhielt, sagte ich überglücklich zu, und als er die Arme um mich legte und mich küsste, versank ich in seiner innigen Zuneigung und wusste, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Er würde mich niemals im Stich lassen, was auch passieren mochte.
    “Sie machen mich zum glücklichsten Mann auf Erden”, sagte er. “Ich liebe Sie, Miss Marianne.”
    Ich küsste ihn und er erwiderte meinen Kuss, anfangs zurückhaltend, doch dann leidenschaftlicher und fordernder. Ich gab mich den Gefühlen hin, die er in mir wachrief und drängte mich an ihn. Brandon streichelte meinen Rücken, küsste meinen Hals, presste sein Gesicht zwischen meine Brüste. Dann griff er unter meine Röcke, tastete sich an meinen Beinen entlang, griff zwischen meine heißen Schenkel, ließ seine Finger durch die Nässe gleiten. Er stöhnte auf und drückte mich fest an sich. Dann riss er sich von mir los. Sein Brustkorb hob und senkte sich unter schweren Atemzügen. “Verzeihen Sie”, sagte er. “Miss Marianne, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.”
    Ich schlang meine Arme um ihn und küsste ihn. “Ich liebe Sie, Mr Brandon, und ich wünschte, Sie würden mir zu nahe treten.”
    Wir sahen uns lange in die Augen, versanken in unseren Blicken, in unserer Liebe, die darin zu lesen war. “Ich kann es kaum erwarten”, sagte er. “Lassen Sie uns so schnell als möglich heiraten.”
     
    “Ich bin so glücklich”, sagte Elinor, als ich ihr die Neuigkeit berichtete, “und wünsche euch alles erdenklich Gute. Wann soll die Hochzeit stattfinden?”
    Der Oberst drückte meine Hand. “Im Frühling.” Er räusperte sich verlegen. “Ich habe von Mrs Jennings erfahren, dass auch Mrs Dashwoods Bruder, Mr Ferras, sich kürzlich vermählt hat. Mit einer gewissen Miss Lucy Steele.”
    Elinor erhob sich steif und entschuldigte sich für einen Augenblick, dann ging sie aus dem Salon. Ich lief ihr nach und erreichte sie an der Treppe. Sie schien sehr gefasst, nur ihre Augen schimmerten

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