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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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der niemand sonst zugelassen ist.«
    Theisen bedachte den Bodyguard mit einem ungläubigen Blick. »Das wird ja immer besser. Was bildet sich ihr Boss eigentlich ein? Wir sind hier in einem Wissenschaftscamp und nicht in Geiselhaft.«
    »Sven …« Viktoria fasste ihn beschwichtigend am Arm. »Er kann nicht viel von mir wollen. Ich bin gleich zurück. Geh zu Rodius und sag ihm, was wir besprochen haben.«
    Nur zögernd ließ Theisen es zu, dass man seine Kollegin regelrecht abführte.
    Bashtiris Wohnzimmer war weit weniger komfortabel eingerichtet, als Viktoria es sich vorgestellt hatte. Die Überschwemmung hatte die Hälfte des Mobiliars zerstört.
    Lebenov und zwei seiner Söldner saßen auf einem goldfarbenen Sofa, das links und rechts an den ausladenden Armlehnen mit überdimensionalen Troddeln versehen war. Bashtiri hockte mit übereinandergeschlagenen Beinen in einem modernen braunen Ledersessel mit Stahlrohrgestänge neben einem verhältnismäßig bescheidenen Schreibtisch. Anstatt der üblichen Militärkleidung trug er einen hellen Anzug, der so gar nicht in diese Wildnis passte, und braune Lederslipper. In seiner linken Hand hielt er einen Wodka.
    Seit Leonid ihr diese furchtbare Geschichte erzählt hatte, war ihre Abneigung gegenüber dem Oligarchen und seinem Freund Lebenov ins Unermessliche gestiegen, und es kostete sie einige Mühe, ihre Gefühle zu verbergen.
    Leonids Großvater, dessen Kleidung traditionell ewenkisch war und Viktoria an das Outfit eines Indianers erinnerte, hatte man in der Mitte des Zimmers auf einem gewöhnlichen Stuhl platziert, was dem Ganzen erst recht den Anschein eines Verhörs verlieh. Ob man ihm auch etwas zu trinken angeboten hatte, konnte Viktoria nicht erkennen. Er hatte weder ein Glas vor sich stehen, noch hielt er etwas in Händen.
    »Champagner?« Bashtiris Frage kam ihr wie eine Verhöhnung vor.
    »Weder die Tageszeit noch der Anlass erscheinen mir passend«, erwiderte Viktoria mit Nachdruck in der Stimme.
    Lebenov hatte seinen Wodka schon ausgetrunken, das leere Glas |285| stand vor ihm auf einem flachen Teakholztisch, eine halb volle Flasche daneben. Die beiden Söldner, die rechts und links von ihm saßen, hielten ihre Maschinenpistolen in den Armen, als ob es ihre Kinder wären.
    »Setzen Sie sich doch«, forderte Bashtiri seinen einzigen weiblichen Gast mit gespielter Freundlichkeit auf.
    »Es wäre schön, wenn Sie mir zunächst den Grund meines Erscheinens nennen könnten.« Viktoria hob eine Braue und sah ihrem Gastgeber in die kalten Augen. »Sie müssen verzeihen, aber irgendwie sieht das hier nicht nach einer Einladung zu einem Drink aus, und wenn doch, muss ich mich fragen, warum nur ich zu dieser Ehre gelange und meine anderen Kollegen nicht.«
    »Warum sind Sie so ungehalten, Frau Doktor Vanderberg?« Bashtiri warf ihr ein falsches Lächeln zu. »Wie Sie wissen, gab es ein paar unschöne Momente in den letzen Tagen, die nicht nur unsere, sondern auch Ihre Pläne empfindlich behindert haben. Es geht uns nun darum, aufzuklären, wie es dazu kommen konnte und welche Vorkehrungen wir für die Zukunft treffen müssen, damit wir beruhigt zum Tagesgeschäft übergehen können. Also? Wollen Sie uns dabei helfen?«
    Viktoria straffte ihre Schultern und begab sich zum einzigen noch freien Sessel. Mit einem lauen Gefühl im Magen nahm sie Platz.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie ausgerechnet ich Ihnen helfen könnte?«
    Lebenov erhob sich von seinem Sofa und postierte sich hinter Leonids Großvater, der weitaus schmächtiger erschien als der bullige Sicherheitsoffizier. Für einen Moment trafen sich die Blicke des alten Mannes mit denen Viktorias, und sie glaubte, trotz aller Gelassenheit, die er ausstrahlte, Unruhe in seinen Augen zu erkennen. Sie nickte kaum merklich, um ihm nochmals zu versichern, dass sie nichts sagen würde, was ihn und seinen Enkel in Schwierigkeiten bringen könnte.
    »Das hier ist Makar Charitonowitsch Schirov.« Lebenov konnte nicht ahnen, dass sie den weißhaarigen Ewenken bereits kannte. »Er ist der Stammesälteste der Ewenken von Vanavara. Sie erinnern sich gewiss, dass wir vor ein paar Tagen in seinem Haus waren, als wir seine Frau besuchten und Sie ein Foto entdeckten, das seinen Enkelsohn zeigt, und dass Sie uns gesagt haben, das sei womöglich der Mann, der Sie gerettet hat.«
    |286| Lebenov sah sie erwartungsvoll an, doch Viktoria schwieg, während sie spürte, wie ihr die Farbe aus dem Gesicht wich.
    Wieder schaute er

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