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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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gleichen Fragen aufgeworfen, die sie und ihre Kollegen interessierten, und es war offenkundig geworden, dass sie nicht nur ihr, sondern auch Leonids Großvater offenbar misstrauten. Sie musste so schnell wie möglich zu Leonid und ihn aus diesem Loch zu befreien. Danach war es wohl besser, wenn er sich für eine Weile versteckte.
     
    Leonid folgte Taichin in gebührendem Abstand. Ajaci, der instinktiv spürte, dass etwas nicht in Ordnung war, wich ihm nicht von der Seite. Die Hütte des Alten lag tiefer im Wald als die Behausung von Leonid. Hierher verirrten sich gewöhnlich keine Fremden, nur Eingeweihte kannten den Weg zwischen Lärchen, Birken und den ausgedehnten Sümpfen. In der Mittagssonne fielen die flirrenden Schatten der Bäume auf unzählige Pfützen und kleinere Tümpel, über denen die Mücken im gleißenden Licht tanzten. Doch die Idylle täuschte: Das Refugium des eigensinnigen Schamanen war umgeben von tückischen Fallen, die einen Unwissenden leicht das Leben kosten konnten.
    »Guter Junge«, sagte Leonid leise und tätschelte Ajaci den Kopf. Dabei schob er den Gedanken beiseite, dass der treue Rüde leicht ein Opfer der zahlreichen Wildfallen hätte werden können.
    Die Tür zur Hütte seines Großonkels stand weit offen. Für gewöhnlich war sie zwar nicht verschlossen, aber zumindest angelehnt.
    Der alte Schamane blickte aufmerksam in die Umgebung; ihn erfasste jedoch keinerlei Unruhe. Erst als ein Pferd hinter dem Haus wieherte, schaute er auf und entdeckte im Eingang seiner Hütte eine kleine Gestalt, die sich mit einer hektischen Geste das silberfarbene Haar aus dem wettergegerbten Gesichtchen strich.
    »Es ist Vera«, sagte er zu Leonid, noch bevor dessen Großmutter auf sie zueilte. Sie wirkte aufgeregt, ihre Augen waren dunkel und voller Unruhe.
    »Was ist geschehen?«, fragte Taichin eher beiläufig, obwohl er längst ahnen konnte, dass seine Schwester mit ihren achtzig Jahren nicht aus |289| Vergnügen den beschwerlichen Weg von Vanavara hierher unternommen hatte.
    »Sie haben Dedka abgeholt«, sagte sie mehr an Leonid gerichtet.
    »Wer hat ihn mitgenommen?« Leonid spürte, wie sein Herz hart gegen die Brust schlug.
    »Lebenov und seine Leute«, erwiderte seine Großmutter matt. »Ich weiß nicht, was sie von ihm wollen. Aber ich habe Angst um ihn – und auch um dich.«
    »Haben sie ihm etwas angetan?« Leonid wusste, dass Lebenov zu allem fähig war.
    »Das würden sie nicht wagen«, stellte Taichin ungerührt fest. »Es gibt nichts, was ein solches Vorgehen rechtfertigen würde, und ich glaube nicht, dass Bashtiri den Protest der Ewenken-Verbände auf sich ziehen will.«
    »Was können sie von ihm wollen?« Leonid zweifelte nicht daran, dass es einen besonderen Grund geben musste, seinen Großvater in Bashtiris Camp einzubestellen.
    »Da ist noch etwas«, stieß seine Großmutter mit krächzender Stimme hervor. Vor lauter Anspannung vermochte sie kaum zu atmen.
    Leonid nahm sie fest in den Arm. »Babuschka, so beruhige dich doch. Es wird alles gut. Du wirst sehen.«
    »Nichts wird gut«, keuchte die Alte. »Nachdem sie Dedka geholt hatten, dauerte es nicht lange, und ein weiterer Wagen tauchte vor unserer Haustür auf: die städtische Polizei – Kapitan Josephowitsch mit seinem Sergeanten und zwei Männern aus Lebenovs Garde. Sie sagten, sie hätten einen Durchsuchungsbefehl. Es sei anzunehmen, wir wüssten, wer die Deutsche nach ihrem Unfall verschleppt habe und wer für den Tod des Sicherheitsbeamten verantwortlich sei.« Sie stockte einen Moment und sah ihrem Bruder, der abwartend am Eingang der Hütte stand, forschend ins Gesicht.
    Leonid hielt seinen Arm um ihre Schulter gelegt und wollte etwas sagen, doch sie gebot ihm mit einer hastigen Geste zu schweigen.
    »Sie haben alles durchwühlt«, erklärte sie zornig. »Sogar das Bett haben sie umgestoßen. Dabei haben sie das Depot unter dem Teppich gefunden. Ich war mir sicher, dass ich es zuverlässig verschlossen hatte. Doch der Hund des Sergeanten schlug an. In meinem geheimen |290| Versteck befanden sich heilige Knochen. Sie sind uralt, und doch muss der blöde Köter sie gewittert haben.«
    »Und?« Leonid sah sie fragend an. »Was konnten sie darin schon finden? Wir besitzen doch nichts, was von Wert wäre.«
    »Hast du eine Ahnung, mein Junge! Und du kannst noch nicht einmal etwas dafür!« Tränen standen in ihren Augen. Sie schluckte verkrampft, um nicht weinen zu müssen. »Sie haben das Buch unseres Vaters mitgenommen,

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