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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Lösung?«
    Lobow zog seine Brauen missmutig zusammen. »Der Junge hat einen meiner Männer ernsthaft mit dem Messer verletzt. Es ist eine |307| grundsätzliche Angelegenheit. Wenn wir nachgeben, tanzen uns die Tungusenstämme auf der Nase herum – und nicht nur sie. Unsere Schwäche wird sich wie ein Lauffeuer unter den Nomaden Sibiriens herumsprechen.« Er schlug mit der Faust auf seinen Schreibtisch. »Nein, entweder der Tunguse tut, was wir von ihm verlangen, oder ich werfe ihm höchstpersönlich den Leichnam seines Sohnes vor die Füße.«
    Leonard konnte sich kaum halten vor Entsetzen. Unvermittelt trat er vor. »Ich mache da nicht mit. Wenn Sie Tschirin umbringen, werde ich Ihnen nicht weiter zur Verfügung stehen.« Er pokerte hoch, doch er wusste genau, dass ohne sein automatisches Navigationssystem das ganze Projekt hinfällig wurde.
    Lobow sah ihn schweigend an, während seine Kameraden den Atem anhielten.
    »Schenkendorff.« Der Kommandeur setzte ein falsches Lächeln auf. »Haben Sie schon die Post aus Tomsk erhalten?«
    Leonard zögerte. »Sie versprechen mir schon seit Jahren, dass Sie meine Freundin mit unserem Kind hierherholen wollen. Bisher weiß sie noch nicht einmal, dass ich lebe«, erwiderte er trotzig. Er wusste nicht, welcher Teufel ihn ritt, als er zu einem aussichtslosen Gegenschlag ansetzte. »Auch meine Geduld hat irgendwann ein Ende. Wir schuften hier wie Tiere. Nur damit Russland sich eines Tages zur Weltmacht erheben kann. Und was haben wir davon? Nichts als heiße Luft. Und genau das wird der Zar auch bekommen, wenn er weiterhin mit uns in dieser Weise verfährt.«
    Lobows Augen verwandelten sich in schmale Schlitze. Für einen Moment hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
    Weinberg hatte sich als Erster gefasst. »Er meint es nicht so«, stieß er hervor. »Es sind die Nerven. So ist es immer, wenn man bei seinen Forschungen kurz vor dem Durchbruch steht.
    »Ich meine es genauso, wie ich es gesagt habe«, fauchte Leonard.
    »Du kannst nicht für uns alle reden, Leonard!« Es war Aslan, der ihm erwartungsgemäß in den Rücken fiel. »Ohne den Schamanen sehe ich im Moment keine Möglichkeit, mein Experiment zu Ende zu führen. Und wenn dir deine Familie gleichgültig ist – meine ist es mir nicht.«
    |308| »Was soll die Aufregung, meine Herren?« Lobows Lächeln beunruhigte Leonard mehr als ein möglicher Befehl, ihn abführen und zu Tschirin stecken zu lassen.
    Mit einer huldvollen Miene hob der Kommandeur den Kopf und sah Leonard direkt ins Gesicht. »Ihre kleine Freundin und das Kind, das Sie ihr ohne den Segen der Kirche gezeugt haben, können jederzeit hier eintreffen. Sollten Sie inzwischen Ihr Interesse an dem Mädchen verloren haben, so wird dies Konsequenzen nach sich ziehen. Es würde mir leid tun – nicht nur für Sie, sondern auch für Ihren Nachwuchs.« Er lächelte teuflisch. »Ich erwarte Ihre absolute Loyalität, Schenkendorff. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »J… ja«, stammelte Leonard. Sein Hals war auf einmal wie zugeschnürt, und für einen Moment glaubte er, ersticken zu müssen.

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    24
    Juni 2008, Tunguska – Schamanenfeuer
    Theisen kletterte als Erster in das Loch hinab. Das war er seiner Mannesehre schuldig, obwohl er bei der ganzen Aktion nicht unbedingt Begeisterung verspürte. Vergeblich hatte Viktoria nach Leonid gerufen und, nachdem sie den Zugang geöffnet hatten und er sich nicht gemeldet hatte, die Vermutung angestellt, dass er vielleicht zurück in die Katakomben gelaufen war, um einen anderen Ausweg zu finden.
    Während sie einen Fuß vor den anderen auf die schmalen Eisentritte setzte, um ins Innere des Bunkers zu gelangen, dachte sie darüber nach, ob Leonid damit gerechnet hatte, dass sie ihn im Stich lassen würde.
    »Heiliger Schwan«, stieß Theisen hervor, als sie am Grund des Einstiegs angekommen waren und er den tunnelartigen Gang mit seiner Mag-Lite ausleuchtete. »Was soll das denn darstellen?«
    »Lass uns zur Haupthalle gehen.« Viktorias Stimme verriet keinerlei Zweifel. Sie packte ihren Kollegen am Arm und zog ihn auf dem vereisten Untergrund mit sich.
    »Du weißt, wo du hinwillst?« Theisen starrte sie ungläubig an, nicht sicher, ob er es wagen konnte, ihrer Aufforderung zu folgen. Doch er |309| wollte sich nicht den Anschein der Feigheit geben, und so standen sie schon nach zehn Minuten vor dem seltsamen Konstrukt aus Metall, Glas und verschiedenen Drähten, das wie die Basis einer

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