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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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das Leonid zusammen mit dem magischen Gebräu in eine tiefe Trance versetzte. Nach einer Weile klopfte der Schamane ihm anerkennend auf die Schulter und forderte Leonid wie durch einen Nebel auf, mit ihm nach draußen zu gehen.
    Fließend und seltsam körperlos erhob Leonid sich von dem alten Teppich. Taumelnd sah er sich um. Seine Großmutter lag zusammengekauert zu seinen Füßen und weinte. Obwohl sie ihm unendlich leid tat, spürte er einen eigentümlichen Schwindel, der es ihm unmöglich machte, sich zu ihr hinunterzubeugen und sich um sie zu kümmern. Ein Ruck schien durch ihn zu gehen, und mit einem Mal empfand er eine bleierne Gleichgültigkeit allem und jedem gegenüber. Die weinende Vera Leonardowna, die fassungslos zu ihm aufblickte, das Schicksal seines Großvaters, der sich mit Lebenovs Willkür auseinandersetzen musste, ja sogar seine Liebe zu Viktoria, die er tief in seinem Herzen verborgen hielt – all das bedeutete ihm überhaupt nichts mehr. Wie ein gefühlskalter Robotnik marschierte er hinter Taichin her, bis sie vor der Hütte angelangt waren. Dort blieb er abrupt stehen und starrte in den eisblauen Himmel, der sich mehr und mehr über ihm verfinsterte.
    Gleichzeitig nahm etwas Dunkles von seiner Seele Besitz.
    »Konzentrier dich!« Nur von ferne hörte er die Stimme seines Lehrmeisters.
    Hitze stieg plötzlich in seinem Körper auf und drohte ihn zu verbrennen, und ein Sausen um seinen Kopf herum steigerte sich zu einem tosenden Orkan, der jeden klaren Gedanken verdrängte. Die gesamte Energie seines Daseins pulsierte durch seine Adern, wie ein Meer von Strömen, die sich in seiner Mitte zu einem einzigen Strom vereinten. Unwillkürlich presste er seine flache Rechte auf seine Körpermitte und |312| stöhnte laut und unkontrolliert, als ihn ein stechender Schmerz durchfuhr und seinen Bauchnabel nach außen wölbte.
    »Und nun lass es hinaus!«, brüllte sein Onkel, so laut und mit einem Echo, als ob er sich auf einer weit entfernten Klippe befände. »Richte es gegen den Horizont, und gib ihm freien Lauf!«
    Leonid spürte den gleißenden Ball, der sich aus seiner Mitte erhob, und wie er ihn mit aller Kraft von sich fortschleuderte.
    Ein gewaltiger Blitz durchzuckte den Himmel und ging krachend hernieder. Der Boden bebte, und das Licht war so hell, dass Leonid unwillkürlich die Lider schloss. In einem kühnen Sprung wich er zurück, als eine zwanzig Meter hohe Tanne zu Boden ging. In der Mitte sauber gespalten, landete sie mit der Spitze nur knapp vor seinen Stiefeln. Schwer atmend zog er sich in sich selbst zurück. Sein Leib schmerzte immer noch, und in seinem Kopf hämmerte es. Sein rasendes Herz beruhigte sich nur zögernd, während sein Puls langsam zu seinem natürlichen Rhythmus fand.
    »Für den Anfang war das gar nicht so schlecht«, bemerkte Taichin mit leichter Ironie in der Stimme.
    »Was hast du mit mir angestellt?« Leonid schüttelte sich wie eine nasse Katze und warf einen irritierten Blick um sich, während der Himmel immer noch düster wirkte.
    »Das war eine Art Kugelblitz, nur viel stärker«, antwortete Taichin wie selbstverständlich. »Wenn du ein wenig übst, wirst du die Energie auch ohne meine Unterstützung soweit steigern können, bis sie sich in ihr Gegenteil verkehrt. Wer weiß? Eines Tages vermagst du mit deinen Fähigkeiten vielleicht jede konventionelle Nuklearwaffe in den Schatten zu stellen.«
    »Bei Ogdy«, begann Leonid vorsichtig. »Hast du wirklich eine Ahnung, Taichin, von was du da redest? Trotz aller Verehrung, die ich dir entgegenbringe – das hört sich zu verrückt an, um wahr zu sein.« Leonid, der sich für einen Moment im Gras niedergelassen hatte, weil er eine plötzliche Schwäche verspürte, sah seinen Großonkel von unten herauf ungläubig an.
    Taichin lächelte geheimnisvoll. »Ich wünschte, es wäre so, mein Junge, aber es entspricht leider den Tatsachen. Du bist der Auserwählte und derzeit der einzig lebende Mensch, der ein solches Wunder |313| vollbringen könnte. Dein Geist besitzt von Geburt an die Fähigkeit, uns umgebende kosmische Energien anzuziehen und in eine spezielle Form von telekinetischer Energie – nennen wir es Antimaterie – umzuwandeln. Dein Körper wirkt dabei wie ein Verstärker und gleichzeitig wie ein Projektor, der die Energien sammelt, bündelt und sie millionenfach verstärkt an die Umgebung zurückgeben kann. Es mag sich seltsam anhören, aber du solltest dich damit abfinden.«
    »Warum hast du das nur

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