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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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ihn verständnislos an.
    »Wir könnten ruhiger schlafen, wenn es nicht so wäre.« Leonid schenkte ihr ein unverwechselbares Lächeln.
    »Mein Alptraum wäre es, wenn dieser Zug ohne dich abfahren |451| würde. Also egal, was geschieht, sei bitte rechtzeitig zurück, hörst du?«
    »Ich lasse dir Ajaci hier, dann fühlst du dich nicht so alleine.« Er klopfte zum Abschied auf den hölzernen Türrahmen und verschwand dann in den Durchgang zum Ausstieg. Der Hund reagierte unruhig, als Viktoria ihn an der behelfsmäßigen Leine zurückhielt. Auf zwei Beinen stemmte er sich gegen die Waggontür.
    Viktoria zog den Hund zurück und ließ sich in den Sitz fallen. Was hätte sie darum gegeben zu wissen, wie die Geschichte enden würde. Die Vorstellung, Leonid mit dem Hund in die deutsche Botschaft zu schleppen, erschien ihr absurd. Was sollte sie sagen, wenn sie erst dort angekommen waren? Man würde Leonid ohne Umschweife an die Russen ausliefern, dessen war sie sich beinahe sicher.
    In der Bahnhofshalle schlugen Leonid unzählige Gerüche entgegen. Von frischen Blinis über Eintopf bis hin zu heißen Pasteten war auf den Bahnsteigen fast alles zu haben. Er entschied sich für handliche Nahrung in Form von gefüllten Piroggen, die nach gebratenem Fleisch und gedünsteten Zwiebeln dufteten. Zum Nachtisch erstand er frische Erdbeeren, eine Köstlichkeit, die er zuletzt vor vielen Jahren gegessen hatte. Eine Frau verpackte den Einkauf in Plastiktüten. Auf dem Weg zurück schlenderte ihm eine Polizeistreife entgegen. Leonid wich geistesgegenwärtig in die Herrentoilette aus, damit sie nicht auf die Idee kamen, ihn zu kontrollieren. Während er die Tüten abstellte und sich die Hände wusch, spürte er plötzlich die Mündung einer Pistole an seiner Schläfe. Es fehlte an einem Spiegel, und so konnte er im ersten Moment nicht sehen, ob es ein Polizist war, der ihn bedrohte. Ohne Aufforderung hob er die Hände. Viktoria würde auch ohne ihn nach Moskau kommen. Wenn die Polizei ihn jetzt stellte, gab es unter Umständen eine Möglichkeit, mit dem FSB zu verhandeln. Wenn er ihnen die Wahrheit über Lebenov und Bashtiri erzählte, würde man ihm vielleicht auch ohne Beweise glauben.
    »So, mein Freund«, zischte sein Hintermann, »jetzt sag uns nur noch, in welchem Abteil deine Freundin sitzt.« Die Pistolenmündung wanderte zum Genick und presste sich auf seinen frisch ausrasierten Nacken. Leonid kamen ernste Zweifel, dass es sich bei dem Mann um einen Ordnungshüter handelte. Außerdem glaubte er, die Stimme des |452| Mannes zu kennen. Er hatte sie in Bashtiris Camp gehört. Vorsichtig nahm er die Hände herunter.
    »Oben lassen, du Bastard«, grunzte der Kerl und schlug ihm den Pistolenknauf gegen den Schädel.
    Leonid ahnte, dass der Mann alleine war, erst recht, als er mit einer Hand sein Mobiltelefon bediente.
    »Mischa«, erklärte er eilig. »Ich habe ihn. Auf dem Scheißhaus ist er mir geradezu in die Arme gelaufen. Die Frau muss noch im Zug sein. Lauf einfach durch! Wenn der Zug weiterfährt, bleibst du drin und erledigst sie, sobald du sie findest.«
    Leonid konzentrierte sich und schnellte herum. Mit einer fließenden Bewegung schlug er dem Mann die Pistole aus der Hand. Der nächste Schlag traf seinen Angreifer in den Unterleib. Keuchend klappte der Mann zusammen, und beinahe gleichzeitig zog er ein Messer. Leonid wich dem Stich geschickt aus und versetzte dem durchtrainierten Angreifer einen Tritt gegen das Knie, so dass er das Gleichgewicht verlor und taumelnd zu Boden ging. Hastig ergriff Leonid die Flucht, indem er die Türen zur Bahnhofsvorhalle aufriss. Abrupt blieb er stehen und sammelte sich. Die Polizisten standen in der Nähe der Tür. Sein unvermittelter Auftritt führte dazu, dass sie auf ihn aufmerksam wurden und ihn festhielten. Mit scheinbarer Ruhe zückte er seine Papiere. Jetzt würde sich zeigen, was Lukascheks Dokumente wert waren.
    Während der Polizist seine ID-Karte prüfend in Augenschein nahm, torkelte Leonids Widersacher aus der Toilette heraus. Doch anstatt die Polizisten darauf aufmerksam zu machen, dass Leonid gesucht wurde, eilte er mit einem boshaften Lächeln in Richtung Zug.
    Leonids Herz drohte zu zerbersten. Es mussten Bashtiris Leute sein. Wenn die Männer den Zug erreichten, bevor Leonid ihnen folgen konnte, war Viktoria verloren. Man würde sie kaltblütig umbringen, damit sie vor den Behörden schwieg, und danach würden sie ihm die Sache anhängen, falls sie ihn zuvor nicht

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