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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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hervor.
    Gurgelnd versuchte der Kosake sich zur Wehr zu setzen, doch Leonard zog so fest zu, dass der Soldat rot anlief und Zunge und Augen unnatürlich aus seinem Gesicht hervorquollen. Einer der Kosaken wollte sich mit gezogenem Säbel auf Leonard stürzen, doch der Deutsche blieb seltsam ruhig.
    »Einen Schritt weiter«, stieß er schnaubend hervor, »und ich breche ihm das Genick!«
    Im Schummerlicht der Petroleumlampen zog der zweite Kosake |84| seine Pistole vom Gürtel und richtete sie mit einer ausladenden Geste direkt auf Leonards Kopf.
    »Dann gehst du mit!«, brüllte er kehlig. »Lass ihn los, sofort!«
    Als Leonard nicht reagierte, richtete er die Pistole ungeniert auf das Mädchen. Erst jetzt erkannte Leonard das Opfer. Es war die älteste Tochter des Schmieds, die ihn vor einer Weile noch so verheißungsvoll angelächelt hatte. Die Augen weit aufgerissen, wie ein Kälbchen, das zur Schlachtbank geführt wird, verharrte sie halb nackt und zitternd auf der Kiste.
    »Wenn du nicht spurst, wird sie zuerst dran glauben, und wir werden sagen, dass du es gewesen bist, und wir dich leider auf der Flucht erschießen mussten!«
    Leonard saß in der Klemme, während seinem Opfer langsam die Luft ausging.
    Plötzlich flog die Tür auf, und Leutnant Subbota stand mitten im Schuppen. »Kann mir jemand sagen, was hier los ist?«, stieß er mit gezogener Pistole hervor. Zunächst fiel sein Blick auf die beiden Kosaken, dann auf das Mädchen. Erst danach sah er seinen am Boden sitzenden Gefangenen, der anscheinend im Begriff war, ein angesehenes Mitglied des Zarenregimentes ins Jenseits zu befördern.
    Rücksichtslos versetzte er Leonard einen Tritt in die Niere, dass der Deutsche ein schmerzerfülltes Stöhnen von sich gab und sofort die Kette lockerte.
    Röchelnd entwand sich der Kosake Leonards Zugriff. Für einen Moment rieb er sich nach Atem ringend die Stelle, wo die Kette seine Kehle eingeschnürt hatte. Dann wandte er sich noch auf Knien um und verpasste Leonard eine verzweifelte Rechte, aus der all seine Wut, aber auch seine Angst sprach, die er noch kurz zuvor empfunden hatte. Erst danach zog er sich die Hose hoch.
    Leonard schmeckte Blut und spürte, wie seine Lippe anschwoll.
    »Schluss jetzt, ihr Idioten!«, brüllte Subbota, als er sah, wie die beiden Kameraden des Kosaken auf Leonard zustürzen wollten. Drohend fuchtelte der Leutnant mit seiner Pistole herum. »Ich könnte euch alle auspeitschen lassen«, rief er mit sich überschlagender Stimme. »Nicht wegen des Mädchens, sondern wegen des offenen Feuers. Wenn die Baracke in Brand gerät, fliegt ganz Krasnojarsk in die Luft. Ich werde |85| eurem Kommandeur empfehlen, dass er euch auf halbe Ration setzen soll, damit ihr wisst, was es heißt, seinen Verstand im Schwanz herumzutragen!«
    »Dein verdammter Nemez ist schuld!«, fauchte der Vergewaltiger mit verwaschener Stimme, die verriet, wie maßlos er dem Wodka zugesprochen hatte. Trotzig knöpfte er sich die Hose zu und rückte sich den Säbel zurecht, dabei ließ er den Leutnant nicht aus den Augen. »Die Ochrana hat offensichtlich ihre Gefangenen nicht im Griff. Man müsste ihm eine Lektion erteilen! Wer weiß, was ihm sonst noch einfällt.«
    »Einerlei, was geschehen ist«, brüllte Subbota und richtete seine Waffe auf den offensichtlichen Rädelsführer. »Ihr werdet ihn nicht anrühren. Meine Gefangenen sind im Auftrag des Zaren unterwegs. Und jeder, der auch nur einem von ihnen ein Haar krümmt, bekommt es mit mir zu tun! Haben wir uns verstanden?« Die Miene des Offiziers war so unmissverständlich, dass die drei Kosaken darauf verzichteten, weiteren Protest einzulegen. Einer nach dem anderen wankte an Subbota vorbei, hinaus in die sternklare Nacht.
    »Du kannst aufstehen«, blaffte Subbota und bedachte Leonard mit einem verärgerten Blick. Dann schaute er zu dem Mädchen, das ein wenig unbeholfen von der Kiste heruntergestiegen war und sich nun fahrig die Röcke sortierte. »Kümmere dich um sie«, befahl ihm der Leutnant. »Schließlich hat sie es dir zu verdanken, das sie noch Jungfrau ist.«
    In diesem Punkt hatte Subbota unrecht. Die Jungfernschaft hatte sie unwiederbringlich verloren. Beiläufig hatte Leonard bemerkt, dass am Glied des Kosaken nicht nur Sperma, sondern auch Blut geklebt hatte. Behutsam legte er einen Arm um die Schultern der viel kleineren, jungen Frau. Sie wagte es nicht, zu ihm aufzuschauen. Nur ein einziger unterdrückter Schluchzer entfuhr ihr, als sie mit dem

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