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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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und blickte abwechselnd in die erstaunten Gesichter von Bashtiri und Doktor Parlowa. Er setzte erneut seine Lupe auf und untersuchte das unscheinbare Objekt. »Er ist vergoldet«, stellte er sachlich fest, »und |153| trägt auf der Rückseite das Emblem der physikalischen Universität von Sankt Petersburg. Jahrgang 1902.«
    Lebenov streckte sich und schaute über Bashtiri hinweg auf das kleine golden schimmernde Artefakt.
    »Und was sind das jetzt für komische Gestalten?« Seine Frage entbehrte jeglichen Respekts vor den Toten. »Haben Sie schon eine Idee, wie sie in diesen See gekommen sind?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung.« Swerew schüttelte langsam den Kopf. »Wir werden sie nach Irkutsk bringen müssen, um weitere anthropologische Untersuchungen vornehmen zu können, die Licht in die Angelegenheit bringen.«
     
    Professor Rodius hatte sich mit Olguth und ein paar russischen Mitarbeitern in eine Wohnhütte zurückgezogen. Nur Theisen fehlte. Er war zusammen mit Kolja in einem Geländewagen nach Vanarava aufgebrochen, um sich persönlich nach Viktorias Wohlergehen zu erkundigen.
    »Es ist eine Unverschämtheit.« Mit grimmiger Miene, die Arme vor der Brust verschränkt, hockte Rodius auf seinem Campingstuhl und schaute abschätzend in die Runde, bis sein Blick bei seinem russischen Kollegen innehielt. »Seit wann bestimmt ein Oligarch, wie wissenschaftliche Untersuchungen auszusehen haben und wer daran teilnehmen darf?«
    »Beruhigen Sie sich«, mahnte Olguth mit verhaltener Stimme. Als ob es ungebetene Mithörer geben könnte, stand er auf und verriegelte das einzige Fenster der Fertigbauhütte, das zwar mit einem schützenden Moskitonetz versehen war, aber bisher weit offen gestanden hatte. »In Russland ticken die Uhren ein wenig anders als im Westen. Das hätte Ihnen und Ihren Leuten spätestens klar sein dürfen, nachdem Sie in Vanavara angekommen waren.«
    Rodius stieß einen tiefen Seufzer aus. »Und jetzt? Was schlagen Sie vor? Sollen wir uns von diesem Emporkömmling vorschreiben lassen, wo und wie wir zu forschen haben?«
    »So etwas in der Art«, erwiderte Olguth beschwichtigend. »Es macht doch nichts, wenn wir uns zunächst einmal die Umgebung des Sees vornehmen, um den möglichen Einschlagkrater des Meteors zu vermessen. Alles andere wäre ohnehin zu riskant.«
    |154| »Was ist mit den Mumien und dem Aluminium, das Theisen vor dem Unfall im See gesehen hat?« Rodius bedachte seinen russischen Kollegen mit einem fragenden Blick und lächelte dann abfällig. »Sagen Sie nur, Sie glauben auch an diese Mär von den Außerirdischen?«
    »Natürlich nicht«, bemerkte Olguth versöhnlich. »Vielleicht war es eine frühe Forschungsstation, die hier im See versunken ist. Etwa zwanzig Jahre nach der ominösen Explosion hat es etliche Neugierige an diesen Ort verschlagen. Darunter auch seriöse Wissenschaftler, die die Meinung vertraten, dass die Katastrophe von einem außerirdischen Raumschiff ausgelöst worden sein könnte. Mit solch abstrusen Thesen müssen wir uns nicht weiter beschäftigen.«
    »Unter uns sollten wir solchen Spekulationen von Beginn an entgegenwirken«, stieß Rodius ärgerlich hervor. »Sie führen nur in die falsche Richtung. In einem Punkt gebe ich Ihnen jedoch recht: Lassen sie Bashtiri seine Abenteuerspielchen spielen, und wir widmen uns in Ruhe unserem eigentlichen Projekt.«

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    11
    Februar 1905, Sibirien – Tal ohne Wiederkehr
    Nach einer recht ungemütlichen Nacht im einzigen Wirtshaus der Stadt – wieder auf dem Boden und wieder eng aneinander geschmiegt – ging es am nächsten Morgen zu den Pijaja-Bergen. Rastlos zogen die zottigen Pferde und die stoischen Rentiere die Schlitten auf zugefrorenen Flüssen durch endlose schattige Täler, in denen es nicht nur bitterkalt war, sondern auch die Zeit stillzustehen schien.
    Einzig von tief verschneiten Wäldern und Bergen umgeben, hatte Leonard das Gefühl, in eine ferne, unwirkliche Eishölle einzutauchen, deren Schönheit nicht über ihre Lebensfeindlichkeit hinwegzutäuschen vermochte.
    Erst gegen Abend erreichten sie ihr Ziel. In einem weitläufigen Tal erhob sich ein eindrucksvolles Gefangenenlager. Das Zentrum des Lagers bildete eine riesige Konstruktionshalle, die Hunderte Meter lang war und mindestens dreißig Meter in die Höhe ragte. Die dahinter befindlichen |155| verschneiten Dächer von etwa fünfzig in Reih und Glied angeordneten Baracken waren nur als solche zu erkennen, weil auf den meisten ein

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